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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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fand sie schließlich doch etwas: drei gläserne Pyramiden, die auf dem felsigen Boden lagen. Instinktiv ging sie in
die Knie und streckte die Hand nach der grünen aus, als sie
abermals etwas Ungewöhnliches feststellte.
    In den letzten Sekunden war etwas um sie herum entstanden –
es war wie ein durchsichtiger Film, eine Hülle, einen oder eineinhalb Fingerbreit dick und von einer geringen, aber wahrnehmbaren Strahlkraft. Verwundert hielt sie inne, erhob sich wieder,
drehte sich um die eigene Achse, als könnte sie so die Hülle besser sehen – und verharrte schon wiederum in angstvollem Staunen. Sie hatte sich halb umgedreht und dabei eine gewaltige steinerne Pyramide entdeckt, die in den Himmel aufragte. Sie erblickte sie durch zwei rippenartige, in der Höhe aufeinander zugebogene Säulenpaare hindurch. Ein drittes Säulenpaar, das kleinste,
das aber immer noch größer als das gewaltige Palasttor in Savalgor war, wölbte sich direkt über ihr. Trotz aller Verwirrung atmete
sie eine Winzigkeit auf.
    Nach wie vor ging ein großes Rätsel von diesen Säulen und der
Pyramide aus; dennoch waren sie ihr inzwischen ein wenig vertraut und gaben ihr das Gefühl, hier an diesem unbegreiflichen
Ort nicht völlig fremd und verloren zu sein. Instinktiv sah sie zu
Boden. In der Tat: sie stand auf einer ebenen, steinernen Platte.
Wie in Veldoor sah sie ein Symbol in den Stein eingraviert, das
ein strahlendes Dreieck zeigte, eingerahmt von Ranken. Sie blickte wieder auf; eine erste Vorstellung über den Zweck des Monuments entstand in ihrem Kopf. Es mochte mit ihrer Reise hierher
zusammenhängen – obwohl sie diese eigentlich innerhalb der
Pyramide angetreten hatte.
    Irgendetwas war falsch gelaufen. Sie hatte erwartet, ins Innere
der Veldoorer Pyramide zu gelangen – aber dies hier schien eine
ganz andere Welt zu sein. Es sei denn, diese Welt lag innerhalb
der Veldoorer Pyramide…
    Azrani schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein.
Sie ließ die Arme sinken, als sie feststellte, dass ihr nicht mehr
so kalt war wie zuvor. Abermals blickte sie an sich herab; die rätselhafte Hülle, die inzwischen ganz schwach in leicht orangefarbenem Gelb leuchtete, umgab sie noch immer. Es war kein unangenehmes Gefühl, die Hülle schien sie sogar zu wärmen. Sie
konnte die Drachentätowierung auf ihren Brüsten und ihrem
Bauch erkennen, die feinen Linien und Formen, schwach ausgeprägt und doch klar erkennbar. Auch ihre Tätowierung gab ihr ein
kleines Stück Sicherheit.
Prüfend fuhr sie mit beiden Händen über die Brüste abwärts und
den Bauch bis zu den Schenkeln – es fühlte sich an, als wäre sie
in Watte gepackt, ihr Körper wie auch ihre Hände. Sollte das so
etwas wie einen Schutz darstellen? Etwas, das sie wärmte, sie
kleidete? Warum waren dann ihre Kleider fort? Verwundert strich
sie über ihren linken Arm – es war ein angenehmes, fast elektrisierendes Kribbeln. Eine Weile forschte sie in ihrer Gefühlswelt
und kam zu dem Schluss, dass sie sich durch diese Hülle auf eine
seltsame Weise befreit und zugleich auch beschützt fühlte. Sie
blickte auf. Nein, hier gab es niemanden, der sie in ihrer Nacktheit hätte anstarren können. Sie beschloss, ihren Zustand erst
einmal hinzunehmen – es blieb ihr ja auch gar nichts anderes
übrig. Vielleicht würde sich dieses Rätsel noch aufklären.
Sie hob den Blick und betrachtete wieder die gigantische Pyramide.
Nicht weit von Azrani entfernt erhob sie sich in den Himmel, war
aber offenbar ein gutes Stück kleiner als die in Veldoor. Und es
gab noch einen Unterschied: Sie bestand aus riesigen Blöcken
dunkelgrauen Gesteins, das winzige Erzäderchen enthalten musste, denn sie glitzerte geheimnisvoll im Licht der untergehenden
Sonne. Schließlich fanden Azranis Augen den Weg in die Umgebung, wo sich ihren Blicken eine dunkle, phantastische Landschaft
bot. Es war ein flacher, weiter Berg, auf dem sie stand, der aus
einer rötlichen Ebene aufragte. Gegenüber der Pyramide erblickte
sie Täler, hinter denen sich noch mehr solcher Berge erhoben.
Dazwischen zogen sich ebenso flache Täler dahin, in denen sie
seltsame pilzförmige Gebilde erkennen konnte. Sie standen in
Gruppen zu je drei oder sechs Stück beieinander und bevölkerten
die Täler wie Trupps von Reisenden, die aus unbekannten Gründen irgendwann einmal zu Stein erstarrt waren.
Alles um Azrani herum schien in Braun, Rötlichgelb und Orange
getaucht, nur die Pilzfelsen dort unten, die mitunter

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