Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Anspielung auf zwei Jahrtausende zerbrochener
Freundschaft und getrennter Wege, nachdem die Drachen entschieden hatten, sich von den Menschen fern zu halten. Damals
hatten die Menschen das Vertrauen gebrochen. Als Marina klar
wurde, wie harsch ihr Vergleich eigentlich war, wünschte sie sich,
sie hätte sich maßvoller ausgedrückt.
Doch Nerolaan reagierte überraschend milde. Also gut, Marina.
Ich glaube, du hast Recht. Ich habe nicht zuletzt deswegen gezögert, weil ich dir im Grunde keine richtige Antwort geben kann.
Auch ist es möglich, dass uns selbst eine Schuld trifft.
Und wer gibt das schon gern zu?
Marina sah achselzuckend zu Hellami, dann zu Ullrik. Marius
stand ein wenig abseits, sein Blick verriet Unsicherheit. Er schien
zu spüren, dass er unter ihnen nicht willkommen war. Von dem,
was Nerolaan gesagt hatte, dürfte er kaum etwas mitbekommen
haben. Woher sollte er die Alte Sprache kennen, die Nerolaan
gebrauchte?
Du sprichst in Rätseln, sagte Hellami übers Trivocum zu dem
großen Felsdrachen. Welche Schuld soll euch denn treffen?
Habt ihr nicht gerade damit begonnen, über eure Herkunft
nachzudenken?, fragte Nerolaan. Und herausgefunden, dass ihr
von der Oberfläche dieser Welt stammt? Nach einer furchtbaren
Katastrophe, die eure Welt vernichtete, sind eure Vorfahren hier
in die Höhlen herabgestiegen, um sich ein neues Leben aufzubauen.
Ja, das stimmt, Nerolaan. Aber was hat es mit euch zu tun? Das
ist es ja, Hellami. Wahrscheinlich gar nichts! Abermals sahen sich
die Menschen unschlüssig an. Gar nichts?, wiederholte Marina.
Auch wir Drachen müssen einmal in die Höhlenwelt gekommen
sein. Bevor ihr entdeckt habt, dass diese Höhlen erst seit fünfeinhalbtausend Jahren bestehen, kamen wir nie auf die Idee, uns zu
fragen, wo eigentlich unsere Herkunft liegt. Wir dachten, wir
stammten von hier, versteht ihr? Aber das ist nicht möglich. Wir
können nicht länger hier sein als ihr.
Als sich Marina, Hellami und Ullrik dieses Mal ansahen, lag Verstehen in ihren Blicken. Vielleicht stammt ihr Drachen ebenfalls
von der Oberfläche dieser Welt?, meinte Marina.
Nerolaan aber entgegnete: Aus einer Welt, die durch einen
Krieg unterging? Die beinahe verglühte, nachdem Abertausende
dieser… Brände gewütet hatten? Eine Welt, deren Luft so verseucht war, dass die wenigen übrig gebliebenen Menschen zuletzt
nur noch unterirdisch leben konnten? Nein, Hellami, das wüssten
wir. Nerolaans Tonfall war entschieden. Vergiss nicht, dass die
meisten Drachen eine Lebensspanne von achthundert oder mehr
eurer Jahre haben. Seit dem Tag, da wir hier zu existieren begangen, sind nur etwa zehn oder zwölf unserer Generationen vergangen. Da hätten sich Überlieferungen erhalten, besonders, da
wir Drachen ein Volk sind, in dem alte Geschichten und Legenden
eine große Rolle spielen. Bei euch Menschen mag das auch so
sein, aber ihr habt seither über zweihundert eurer Generationen
durchlebt.
Hellami nickte verstehend. Und dennoch wurden ein paar kleine
Ahnungen über unsere Herkunft die ganze Zeit über bewahrt,
fügte sie hinzu.
Richtig, bestätigte Nerolaan. Bei uns existiert jedoch nichts.
Keine Erinnerung, keine Überlieferung, nicht einmal eine kleine
Legende.
Es ist, als wären wir vor fünftausend Jahren hier auf einmal erschienen – ohne eine Vorgeschichte zu besitzen.
Das erscheint mir doch sehr seltsam.
Also gut, erklärte Marina. Wir müssen also davon ausgehen,
dass auch ihr eine eigene Geschichte habt. Irgendein Geheimnis,
das eure Herkunft umfasst. Erklärt das irgendwie, warum sich
Meados so feindselig verhalten hat?
Ein drittes Mal kehrte Schweigen ein.
Das will ich euch sagen, meinte Nerolaan schließlich. Wie ihr
euch sicher vorstellen könnt, haben wir uns in letzter Zeit mehr
Fragen gestellt als früher. Und besonders viele Fragen waren an
die Sonnendrachen gerichtet.
An die Sonnendrachen?, fragten Hellami und Marina im Chor.
Wir nennen sie Abon’Dhal, das heißt so viel wie >Hoher Vater<,
denn sie werden älter als alle anderen Drachen und gelten als
weise und gerecht. Doch mit jeder Frage, die wir ihnen stellten –
und die wir nur halb oder gar nicht beantwortet bekamen –, zogen sie sich mehr zurück und verhielten sich immer abweisender.
Zuletzt verbaten sie sich jede Fragerei- und das ziemlich barsch.
Sie zogen sich in den Osten zurück, in die hohen Gebirge, und
seither sieht man in Westakrania, dort, wo ihr Menschen lebt,
kaum noch einen von ihnen.
Die Menschen

Weitere Kostenlose Bücher