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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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bald wieder ihre Aufmerksamkeit. Nerolaan war zu seinen
Freunden gestoßen, und der große, graue Felsdrache war offenbar eine Macht für sich. Doch Meados, der wie ein Falke wirkte,
der von Spatzen umgeben ist, schien geradezu übermächtig. Marina stellte mit Erstaunen fest, dass die Drachen offenbar über
mehr Magien verfügten als nur ihr weißes Feuer – jedenfalls, was
Sonnendrachen anging. Meados schickte den Angreifern verheerende blutrote Blitze entgegen, die im abendlich warmen Licht der
Sonnenfenster ein wahrhaft mörderisches Aussehen annahmen.
Zum Glück jedoch entfalteten sich diese Blitze träge, und Nerolaans Drachenfreunde vermochten ihnen auszuweichen. Während
des Kampfes hatten sie Meados immer weiter nach Norden abgedrängt, bis schließlich klar wurde, dass sich der riesige Sonnendrache gegen die fünf Widersacher nicht durchsetzen konnte. Sie
hatten nun schon den Ostrand der Hochebene erreicht, wo sich
hohe Berge in den Himmel reckten und Stützpfeiler zum Felsenhimmel aufragten. Als sich eine Situation ergab, in der Meados
ein Stück Luft zwischen sich und seine Gegner gebracht hatte,
nutzte er die Gelegenheit und verschwand. Die fünf zurückgebliebenen Drachen verfolgten ihn nicht. Allen fünf Menschen, die am
Eingang der riesigen Pyramide versammelt waren, entfuhr ein
erleichtertes Aufatmen.
»Welch ein Glück – ihr seid wohlauf«, seufzte Hellami erlöst und
nahm Marina wieder in die Arme. Dann sah sie sich um. »Wo ist
denn Azrani?«
*
    Die Drachen waren draußen in der Sandwüste gelandet. Sie hatten einen Kreis um den von Meados getöteten Artgenossen gebildet, um von ihm Abschied zu nehmen.
    Für die Menschen, die ihre Drachenfreunde bisher nur friedlich
und wie von einer höheren Moral erfüllt erlebt hatten, war es unfassbar, was sich vor wenigen Minuten am Himmel über der Hochebene zugetragen hatte. Sie standen am Portal und blickten
fassungslos in Richtung der Drachen. Leider waren es wohl mindestens zwei Meilen bis zu ihnen; es machte wenig Sinn, diese
Entfernung zu Fuß überbrücken zu wollen, auch wenn sie gern
dem Drachen die letzte Ehre erwiesen hätten.
Plötzlich flammte zwischen den Drachen eine gleißende Wolke
weißer Magie auf.
    »Sie verbrennen ihre Toten«, sagte Hellami leise. »Das wusste
ich nicht.«
Marina nickte stumm. Auch sie hatte es nicht gewusst.
»Was ist hier los?«, flüsterte Hellami. »Dieser Sonnendrache…
Seid ihr etwa mit ihm hierher gekommen?«
»Ja. Er heißt Meados. Frag mich nicht, was mit ihm los ist. Er ist
für Nerolaan eingesprungen, weil der aus irgendeinem Grund verhindert war. Doch seit Beginn unserer Reise hat er uns terrorisiert
– und jetzt das!« Sie beugte sich leicht zu Hellami und flüsterte
noch leiser: »Was macht denn der hier?« Sie nickte in Marius’
Richtung, der ein Stück entfernt von ihnen neben Ullrik stand und
zu den Drachen auf die Ebene hinausstarrte.
»Marius?« Hellami runzelte die Stirn. »Wieso?
Stimmt etwas nicht mit ihm?«
Marina bemühte sich, nicht Marius’ Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen. »Allerdings. Er war es, der uns statt Ullrik hierher begleiten sollte. Aber dann hat er im Ordenshaus lauthals mit Sprüchen
über Malangoor und die Schwestern des Windes herumposaunt.«
»Was?«, zischte Hellami erschrocken.
»Ja, das sind unsere Geheimnisse, niemand weiß davon.
Keine Ahnung, wo er das aufgeschnappt hat. Wir haben uns
geweigert, ihn mitzunehmen. Alina hat uns daraufhin Ullrik mitgegeben.«
Hellami blickte zuerst Ullrik an, dann musterte sie Marius. Der
junge Mann, mittelgroß, etwas rundlich, mit rosiger Gesichtshaut
und einem Bürstenhaarschnitt, schien von ihrem Gespräch noch
nichts mitbekommen zu haben.
»Davon hat er nichts erwähnt«, erwiderte Hellami ebenso leise
und sichtlich verärgert. »Er bot sich uns als Begleiter an. Er sagte, er habe zusammen mit dir diese Landkarte entschlüsselt und
könne den Weg hierher finden. Das klang nach einem guten Argument.«
»Ich habe aber viel schneller hierher gefunden«, hörten sie eine
leise Kinderstimme. Cathryn hatte gelauscht, sie stand dicht neben Hellami.
Hellamis Lächeln war voller Liebe, als sie zu Leandras achtjähriger Schwester hinabblickte. Sie strich ihr übers Haar. »Ja, hast
du, Trinchen. Du wirst immer besser!«
Cathryn lächelte glücklich. Die beiden waren inzwischen ein verschworenes Paar: Hellami hatte die Rolle der Beschützerin Cathryns übernommen, denn die Kleine, so meinte Hellami, brauchte
diesen

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