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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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immer suchten. Weder sie noch Roscoe waren tot, sondern saßen an einem der Tische, kaum zehn Schritte von der nächsten Drakkenstreife entfernt. Sein Herz begann dumpf zu pochen. Er maß die beiden
Drakken, ob sie vielleicht einen Verdacht geschöpft hatten. Nein –
es sah nicht so aus. Eilig, aber bemüht, seine Eile nicht zu zeigen,
schob er sich zwischen den Tischen hindurch und glitt auf einen
freien Stuhl an Roscoes Tisch. Zwei erstaunte Augenpaare und
offene Münder begrüßten ihn.
    »Roscoe, du Wahnsinniger!«, zischte Griswold. »Was tust du
hier?«
»Gr-Griswold«, stammelte sein alter Freund. »Wie… wie
kommst du denn hierher?«
»Das frage ich dich! Eigentlich solltest du tot sein, und deine
kleine Freundin hier auch. Die Moose treibt als ein Haufen Schlacke irgendwo im Asteroidenring herum. Wie, in aller Welt, seid ihr
entkommen?«
Roscoe und sein Mädchen tauschten Blicke, noch immer voller
Schreck über sein unvermutetes Auftreten. Die Kleine hatte er
bereits einmal via Holoscreen gesehen; sie hatte ein nettes Gesicht, wirkte aber von der Körpergröße her wie ein junges Mädchen. »Was ist? Hat’s euch die Sprache verschlagen?«
Roscoe blickte sich um und stieß schließlich ein Brummen aus.
»Wir müssen aufpassen«, raunte er. »Hier sind überall Drakkenstreifen.«
»Ist mir klar«, gab Griswold leise zurück. »Wie habt ihr diesen
Angriff überlebt? Die haben mit Rails auf euch geschossen!«
»Reines Glück, Griswold. Nicht zuletzt wegen deiner Warnung.
Wir haben ein paar Haken geschlagen und sind bei Rowling und
Alvarez gelandet.«
Griswold sah sich verstohlen um und leistete sich dann ein trockenes Auflachen. »Hätte ich mir denken können.« Er beugte sich
über den Tisch. »Schön und gut. Aber die haben’s gemerkt, was?
Welcher Teufel reitet euch dann, hierher nach Spektor III zu
kommen?«
»Das frage ich mich langsam auch«, knurrte Roscoe und musterte die Ausgänge mit heimlichen Seitenblicken. Überall waren
Leute Menschen unterwegs, und Ajhan, und wurden von den dort
postierten Drakkenstreifen aufmerksam gemustert.
»Wir sitzen hier schon seit einer geschlagenen Stunde und trauen uns nicht wieder hinaus. Das ganze verdammte Spektor III ist
voller Drakken. Allerdings sind wir bisher gut durchgekommen.
Wir haben falsche IDs. Vom Papst höchstpersönlich ausgestellt.«
Er grinste.
»Was? Vom Papst?«
Roscoe winkte ab. »Erzähl ich dir später. Kannst du uns irgendwohin bringen, wo keine Drakken herumschnüffeln?«
»Schwierig«, brummte Griswold. Er sah sich um und dachte
kurz nach. »Gehen wir runter, zu den Frachtdecks. Da kenne ich
jemanden, der uns helfen wird.« Er erhob sich und blieb halb
über den Tisch gebeugt stehen. »Folgt mir einzeln – wir bleiben je
fünfzehn Schritt auseinander, kapiert?«
»Ja, ja, schon gut. Bis zu den Frachtdecks werden wir es wohl
noch schaffen.«
Griswold warf Roscoe einen missbilligenden Blick zu und schob
sich aus dem Gewirr der Tische hinaus. Noch immer pochte sein
Herz wie wild. Ohne einen der beiden Drakken anzusehen,
schlenderte er, völlige Ruhe vortäuschend, auf den breiten Ausgang zu.
Als er im letzten Moment einen Seitenblick zu den Drakken riskierte, erschrak er. Beide fixierten mit scharfen Blicken eine Person – jemanden, der hinter ihm war. Verdammt, fluchte er in sich
hinein. Er ahnte schon, wen die Drakken so anstarrten: das Mädchen. Er blieb abrupt stehen, spielte den Nachdenklichen, so als
hätte er etwas vergessen, und sah sich dann um. Natürlich, sie
war es. Ihre rotbraunen Haare leuchteten geradezu. Kaum zu
übersehen und ganz sicher ein Anlass für die Drakken, das Mädchen zu überprüfen. Die beiden, ein aZhool-Soldat und ein LiinOffizier, waren ausreichend bewaffnet, um einen Raumkreuzer
anzugreifen. Und erschien ihnen die Kleine erst einmal verdächtig, gab es hier weder für sie noch für Roscoe eine Fluchtmöglichkeit.
Spontan entschloss er sich einzuschreiten.
»He – ihr Froschgesichter!«, lallte er, den Betrunkenen spielend. »Könnt ihr nich in die Innere Zone gehn um da die Leute
ärgern?«
Die beiden waren über die Maßen diszipliniert. Sie würdigten ihn
keines Blickes und starrten weiter in Richtung des Mädchens.
»Heee«, grölte er, »ich rede mit euch!«
Als die beiden Drakken ein zweites Mal nicht reagierten, dafür
aber der aZhool die Mündung seiner Waffe senkte, die er nach
oben gerichtet in der Armbeuge gehalten hatte, wusste er, dass
er etwas riskieren

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