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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Wahrheit von Cathryns Empfindungen. Marina wusste mit einem
Mal, dass Cathryn tatsächlich das Glied war, das sie alle miteinander verband. Azrani war am Leben, das spürte sie mit Cath
ryns Hilfe so deutlich, als würde sie Azrani selbst berühren.
In diesem Augenblick wurde Marina zum ersten Mal klar, wie
sehr sie ihre Freundin Azrani liebte.
Sie waren durch einen hässlichen Zufall aufeinander gestoßen,
hatten sich in der Gefangenschaft in Guldors Hurenhaus kennen
gelernt und wäre Leandra nicht gewesen, so wären sie binnen
kurzem vom Schicksal in zwei völlig verschiedene Richtungen
gespült worden. Aber dann hatte sie eine Kette von Ereignissen
zueinander geführt, die sie zum gemeinsamen Handeln gezwungen hatte, und sie hatten festgestellt, dass sie sich wundervoll
verstanden und aufeinander verlassen konnten. Weil sie von einer
ganzen Reihe von widerwärtigen Männern misshandelt worden
waren, hatten sie ihr Bedürfnis nach Halt und Zuwendung unter
sich ausgetauscht und dabei entdeckt, wie sehr sie sich mochten.
Inzwischen war ihre Beziehung zu tiefer Liebe gereift, das spürte
Marina nun ganz deutlich, und etwas wollte sie plötzlich aufspringen lassen, um diese ganze riesige Pyramide einzureißen und ihre
Freundin zu befreien.
»Azrani ist nicht hier«, flüsterte ihr Cathryn zu. Marina rückte
von der Kleinen ab. »Nicht hier?« Wieder schüttelte das Mädchen
den Kopf. »Nein. Sie ist weit fort. Ich glaube… so weit fort wie
Leandra.«
»Was?«, keuchte Marina.
Alle starrten Cathryn entgeistert an. »Du meinst, sie hat unsere
Welt verlassen? Ist irgendwo dort draußen… bei den Sternen?«
Cathryn blickte zum nächtlichen Sonnenfenster auf und nickte
schließlich. »Ja. Ich glaube schon. Aber es geht ihr gut. Sie sieht
ulkige Sachen und ist ganz neugierig.
Jetzt fürchtet sie sich nicht mehr so.«
Marina schluckte eine Weile an dieser Botschaft. »Aber… sie
wird doch wieder nach Hause finden, nicht wahr?
Hierher zu uns zurück?«
Cathryn sah sie eine Weile mit seltsam abwesendem Blick an;
ihr Geist schien in einer anderen Sphäre nach einer Antwort zu
suchen. »Ich glaube«, sagte sie nach einer Weile ganz leise, »sie
wird allein den Weg nicht finden können.«

7
Geschäfte
    Das Bier war warm und schmeckte nicht, der verdammte Barhocker quietschte und wackelte, die Musik war zu laut und von
der falschen Sorte, und die Blonde dort drüben hatte ihn schon
vorsorglich mit mehreren >Bleib-mir-bloß-vom-Leib<-Blicken
vorgewarnt.
    Simon Griswold fühlte sich lausig.
Es war einer dieser Tage, an denen man besser im Bett geblieben wäre, vorausgesetzt, man besaß eines. Aber nicht mal diesen
Trost konnte er im Moment für sich in Anspruch nehmen: Die
Melly Monroe lag im Dock und wurde überholt, und er musste
noch einen weiteren Tag totschlagen, ehe er sich irgendwo wieder
ein bisschen zu Hause fühlen konnte.
    »Noch ‘n Bier, Griswold?«, fragte der Barmann, die Tatsache ignorierend, dass sein Glas noch halb voll war. Griswold wusste den
Namen des Mannes nicht, wie auch die Namen vieler anderer
Leute – wohingegen so gut wie jeder den seinen kannte. Das wäre schon wieder ein Grund gewesen, sich aufzuregen, aber er war
es leid. Abwehrend hob er die Hand, verzichtete darauf, sich über
die Temperatur des Biers zu beklagen, und warf eine FünfSolmünze auf den Tresen.
    Ohne ein weiteres Wort rutschte er vom Barhocker. Seine Knie
knackten unter seinem Übergewicht, und er überlegte zum x-ten
Mal missmutig, wie er es schaffen könnte, sich wieder in Form zu
bringen, wenigstens ein bisschen. Gleich darauf erblickte er eine
Gelegenheit. Die kreisrunde Bar, unter einer weiten, flachen Ceraplast-Kuppel direkt unter dem grandiosen Anblick des Alls gelegen, besaß nach Osten und Westen hin breite Ausgänge, die zur
Lobby hinausführten. Seit Tagen schon herrschte ziemlicher Aufruhr im Aurelia-Dio-System, denn die Drakken suchten jemanden. Überall schnüffelten die verdammten Echsenviecher herum,
zwar meist nur in Zweier-Patrouillen, dafür aber waren es viele,
und die nächste Patrouille war nie weit entfernt. Auch hier in der
Bar gab es an jedem der Ausgänge einen Doppelposten, und
Griswold sah noch weitere draußen in der Lobby, wo sich viele
Leute aufhielten – hauptsächlich Reisende, die auf irgendeinen
Anschlussflug warteten.
    Nach allem, was er wusste, ging es um dieses rothaarige Mädchen, das Roscoe draußen im All aufgelesen hatte, und nun verstand er auch, warum die Drakken sie noch

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