Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Ring herausgelangen. Sie war
rettungslos verloren, wenn der Transponder nicht die gewünschte
Verbindung herzustellen vermochte, sei es nun zur Melly Monroe
oder zur Sektorkontrolle, wo sie sich selbst ausliefern würde.
Leandra wurde immer nervöser.
Die Faiona indes war ihr persönlicher Schatz, ihr wertvollster
Besitz, denn sie bedeutete Freiheit im Sternenreich der Galaktischen Föderation; sie bot die Möglichkeit, den Drakken und dem
Pusmoh eine lange Nase zu drehen. Sie war nicht bereit, den Leviathan so leicht aufzugeben. Nein, das war das Allerletzte, was
sie tun würde, erst, wenn es überhaupt keine andere Möglichkeit
mehr gäbe. Das bedeutete zugleich, dass sie bis ganz zuletzt
nicht wissen würde, ob der RW-Transponder überhaupt funktionierte. Was, wenn sie bei einem letzten, verzweifelten Hilferuf auf
der Faiona feststellen müsste, dass sich weder eine Sektorkontrolle noch die Melly Monroe meldete? Eine hässliche Zeit stand ihr
bevor. Der einzige Trost war der grandiose Ausblick zum Panoramafenster der Brücke hinaus. Die kleinen und großen kosmischen
Felsbrocken des Asteroidenrings schwebten so weit auseinander,
dass sie keinen Zusammenstoß fürchten musste. Selbst an dem
großen Brocken, der ihr zu Anfang den Weg hatte versperren wollen, war sie in mehr als einer Meile Abstand vorübergeglitten.
Längst hatte sie ihr Bettzeug auf die Brücke geholt und dort ihr
Lager auf dem Boden ausgebreitet. Oft löschte sie alles Licht, zog
sich die Decke bis zum Hals und betrachtete fasziniert die endlosen Felder der im All treibenden Gesteinsbrocken, den Hintergrund der Sterne, die kosmischen Nebel und Sternhaufen oder
den funkelnden Juwel der Sonne Aurelia, der zwischen den Felsbrocken hindurchblitzte. Das erinnerte sie an ihre Stunden mit
Darius im Krähennest der Melly Monroe. Sie sehnte sich nach ihm
und litt darunter, nicht das Geringste über sein Schicksal zu wissen. Es konnte gut sein, das es für sie selbst im Moment überhaupt keine Bedrohung gab, Darius und Giacomo aber in höchster
Lebensgefahr schwebten. Immer wieder sah sie auf die Zeitanzeige des RW- Transponders, die einzige Funktion des kleinen Geräts, die arbeitete, während es ausgeschaltet war. Die Stunden
vertickten langsam, aber irgendwann waren die drei Tage, die sie
warten sollte, verstrichen. Mutig schaltete sie den Transponder
ein. Doch der Versuch, Darius jetzt direkt zu rufen, würde bedeuten, ein patrouillierendes Drakkenschiff auf sie aufmerksam zu
machen. Sie musste abwarten – und das konnte dauern.
Sie las noch ein wenig über spezielle Maser- und Ultraschallwerkzeuge, mit denen man das zähe Material der Leviathanhüllen
bearbeiten konnte, sah immer wieder auf die Zeitanzeige, ließ
den Blick suchend durchs All schweifen und schlief irgendwann,
nach Stunden, schließlich ein. Wieder träumte sie einen seltsamen Traum. Der Traum war seltsam lebendig und real, und darin
war die Faiona ein lebendiges Wesen, eine Art Drache, die durchs
All raste und selbst Entscheidungen traf.
Dann erwachte Leandra wieder.
Grelles Licht flutete auf die Brücke; einen Atemzug lang benötigte sie, um begreifen, dass es von außen, aus dem All hereinfiel.
Mit einem Satz war sie auf den Beinen. Die Schiffskontur, die sich
dort draußen abzeichnete, war kantig, lang gestreckt und nur
mittelgroß – es war auf gar keinen Fall die Melly Monroe.
Leandra stieß ein verzweifeltes Aufheulen aus.
Sie sprang aus dem direkten Lichtstrahl, drückte sich an die
Seitenwand und überlegte verzweifelt, was sie tun sollte. Die
Drakken hatten sie gefunden – womöglich hatten sie Darius und
Giacomo gefoltert und aus ihnen herausgequetscht, wo sie war.
Sie weinte vor Verzweiflung und sank auf die Knie. Alles war
vergebens. Ohne Darius und Giacomo war sie hilflos und allein,
und die Faiona hatte sie nun auch noch verloren.
Noch einmal würden sie die Drakken nicht entwischen lassen,
nein, vermutlich hatte sie nur noch einen Weg vor sich: nach Soraka, wo sie ein triumphierender Ötzli erwarten und sie vor den
Pusmoh schleppen würde. Es war ein trauriges Ende, das sie erwartete.
Sie krümmte sich vor Verzweiflung auf dem Boden zusammen.
Plötzlich begann ihr RW-Transponder, der neben ihrem Schlaflager lag, zu piepsen. Ein kleiner Hoffnungsfunke blitzte in ihr auf,
als sie dachte, dass ihr Darius womöglich zu Hilfe eilen würde.
Was aber sollte er ausrichten? Die Melly Monroe war ein riesiges,
unbewegliches und unbewaffnetes
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