Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
gehabt und war zugleich
so verunsichert gewesen, dass er nur rasch Nerolaan Bescheid
gegeben hatte und gleich mit ihr losgeflogen war. Da sie ohnehin
noch auf Shaani warteten, hatte er gemeint, ihrem Wunsch entsprechen zu können.
Alles war ein schreckliches Missverständnis, und Ullrik war ihr
gefolgt, noch ehe Tirao zurückgekehrt war – mit Nerolaan. Er hatte zehn verdutzte Leute an der Mauer zurückgelassen, ihnen versprochen, dass er Nerolaan sofort zurückschicken würde, und war
dann auf ihm davongeflogen.
Nach Stunden hatten sie das Tal von Okaryn erreicht, wo sie
von einer gut gelaunten Gruppe von Männern und Frauen begrüßt
worden waren, denen eine Menge Fragen auf der Zunge gelegen
hatten. Auch der Mhorad Okaryn war in den Kratersee hinabgesunken, und das schöne Fleckchen des Tals war von einer
schwarzgrauen Wüste umgeben – es würde wohl noch einige Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis das Grün diese Ödnis zurückerobert hatte.
Ullrik widerstand jedoch allen, die auf ihn eindrangen, verscheuchte unwirsch die hartnäckigsten Fragesteller und verlangte
zu wissen, wo Laura war. Niemand hatte sie oder Tirao gesehen.
Dann begann seine Suche nach Laura; Nerolaan brachte ihn zur
Pilgrim, ins Dorf, nach Okaryn und zur Pyramide, aber sie blieb
verschwunden. Erst Stunden später entdeckten sie sie an einem
abgelegenen Ort, einem Versteck, das Ullrik doch wieder erklärlich erschien. Es war der oberste der drei kleinen Seen, an denen
sie Azrani gefunden hatten. Hier hatte Laura ein paar wenige,
aber offenbar glückliche Minuten mit ihm verbracht, und die
schienen ihr viel zu bedeuten.
Als Nerolaan dort gelandet war und Ullrik mit erleichterter Miene
vor Laura stand, schien sie ehrlich erstaunt, ihn wiederzusehen.
»Ich dachte, ihr wärt schon fort«, sagte sie leise, und ihre Miene drückte Schmerz, Wehmut und Hoffnungslosigkeit aus. Ullrik
war erschrocken über ihren Zustand. Er versuchte, sie in die Arme zu nehmen, aber sie wandte sich von ihm ab. »Nerolaan!«,
rief er laut und wandte sich seinem Drachenfreund zu, der am
Grashang des Hügels wartete, knapp oberhalb des Sees. »Danke,
dass du mir geholfen hast.
Aber nun kannst du wieder zu den anderen zurückkehren. Ich
werde erst mal bei Laura bleiben.«
Laura sah ihn mit erstaunten Augen an, offenbar hatte sie das
nicht erwartet.
Gut so, hörte er Nerolaans wohlwollende Worte übers Trivocum.
Ich verstehe zwar euer seltsames Spiel nicht ganz, aber es ist
sicher klug, dass du dich um sie kümmerst. Bis bald. Und sag ihr
etwas Nettes von mir.
Nerolaan warf sich mit einem hohen Sprung in die Luft, während sich Ullrik mit einem aufmunternden Lächeln zu Laura umwandte. »Ich soll dir von ihm sagen, dass du leicht eine der
Schwestern des Windes hättest sein können – so klug und mutig
wie du bist.«
»Wirklich? Das hat er gesagt?«
Ullrik setzte ein verschmitztes Grinsen auf. »Ja, das hat er.
Sinngemäß.«
Sie studierte sein Gesicht, wenigstens war ihr Blick nun nicht
mehr so abweisend. Noch immer trug sie sein Hemd, das offenbar
langsam zum Markenzeichen seiner Mädchen wurde. Er sagte
sich, dass er Marina auch noch eines besorgen sollte. Dann wandte er den Blick nach Westen, wo sich die Sonne langsam dem
Horizont näherte. Okayar leuchtete bereits hoch über dem Tal, es
schien eine romantische Abendstimmung anbrechen zu wollen.
»Sieh mal«, sagte er mit sanfter Stimme und deutete nach Süden. »Der neue Mond dort. Er sticht ein wenig ins Blaue, findest
du nicht?« Laura seufzte betont, erwiderte aber nichts.
»Ich muss dir etwas erklären«, sagte er. »Komm, wir setzen
uns ans Wasser. Oder möchtest du baden?«
»Baden?«, entfuhr es ihr, als hätte er etwas Unanständiges von
ihr verlangt.
»Naja, es muss ja nicht sein. Komm.« Er legte ihr vorsichtig den
Arm um die Schulter, und diesmal ließ sie es sich gefallen. Gemeinsam gingen sie zu dem kleinen See hinab, zu der Stelle, von
der aus sie schon einmal ins Wasser gesprungen waren. Lauras
Miene war unentschlossen, vorsichtig. Sie setzten sich, und Ullrik
ließ unverfänglich die Beine ins Wasser baumeln. Laura hingegen
zog die Knie an und schlang die Arme darum.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte er schließlich leise. »Ich bin ein Kellerkind, weißt du? Ich habe nicht so viel Erfahrung mit euch Frauen. Ich habe dich schlecht behandelt und oft
gar nicht gespürt, was dich bedrückt, oder was ich hätte tun sollen. In Wahrheit liebe ich dich.«
Sie schenkte
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