Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
ungläubig den
Kopf. »Dreieinhalb Jahrtausende! Das ist schier unglaublich. Und
Sie sind sicher, Julian, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist?«
Julian holte tief Luft. »Ich darf doch offen sprechen, nicht wahr?
Es gibt bei uns keine Prophezeiung, keine alte Legende oder
sonstigen Hokuspokus, der uns einen Auserwählten oder etwas in
dieser Art ankündigt, Ain:Ain’Qua. Keine religiöse Verklärung,
keinen dummen Aberglauben. Nein, es sind schlicht und einfach
die Zeichen der Zeit. Es obliegt unserem jeweiligen Master, diese
Entscheidung zu treffen, und Master Giacomo hat es getan. Er
gab Ihnen den Holocube, Ain:Ain’Qua. Sehen Sie sich einfach an,
was im Sternenreich des Pusmoh derzeit passiert.«
Ain:Ain’Qua nickte. Er hatte es selbst in den letzten Wochen
mehrfach zum Ausdruck gebracht – gegenüber seinen Freunden,
Verbündeten und auch jedem, der es sonst hören wollte. Die GalFed fiel auseinander. Überall gab es Unruhen und Aufstände, die
der Pusmoh gewaltsam unterdrücken ließ. Die Freien Welten in
den Randzonen unterwanderten die Pusmoh-Gesetze, der
Schmuggel und das Piratentum blühten. Die Kirche verlor an Einfluss, die Saari-Gefahr wuchs. Dazu kam die Affäre mit der Höhlenwelt und mit ihr das Auftauchen dieses Lakortas und des Mädchens Leandra, die beide an den bröckeligen Fundamenten der
GalFed rüttelten. Nicht zuletzt war da noch sein eigener, höchst
ungewöhnlicher Abgang als Papst. Julian hatte Recht. Wäre er
selbst der Master des Ordens der Bewahrer, hätte er sich auch
nach jemandem umgesehen, der geeignet wäre, jenes verheißungsvolle Ordensgeheimnis zu lüften, um den Sturz des Pusmoh
einzuleiten.
»Und Sie meinen, Julian, es könnte unserer Sache wirklich dienen? Es möglich machen, die GalFed endlich vom Joch des Pusmoh zu befreien?«
»Das ist seit dreieinhalb Jahrtausenden das erklärte Ziel unseres Ordens. Sie haben durch mich ein paar Mosaiksteine erfahren.
Nun müssen sie weitermachen, Ain:Ain’Qua. Meine Aufgabe als
Mitglied des Ordens der Bewahrer ist es nun, Sie in eine Richtung
zu lenken, in der Sie einen weiteren Mosaikstein finden können.
Sie werden andere von uns treffen und müssen diese Leute überzeugen, dass Sie kein Spion, Verräter oder Ähnliches sind, sondern von unserem Master für diese Mission ausgewählt wurden.
Das wird ihnen gelingen, daran zweifle ich nicht. Der Holocube
wird ihnen einige Türen öffnen. Dazu müssen Sie die erste
Schlüsselsilbe kennen. Sie lautet MAR.«
»Mar?«
Julian nickte. »Ja, M-A-R. Merken Sie sich unbedingt diese Silbe, Ain:Ain’Qua. Sie eröffnet ihnen einen Teil des Holocubes und
legitimiert sie auch gegenüber meinen Ordensbrüdern.« Er sah
auf seine Uhr und erhob sich abrupt. »Es wird höchste Zeit! Wir
müssen unseren zweiten Akt inszenieren, sonst schöpft Kardinal
Lakorta noch Verdacht.«
»Warten Sie, Julian! Was soll ich denn nun tun?« Julian starrte
ihn an. »Das weiß ich nicht! Ich darf es nicht wissen, verstehen
Sie? Ich habe Ihnen mein Schlüsselwort mitgeteilt, das ist alles,
was ich tun kann. Mein Ordensgelübde zwingt mich dazu, nicht
weiterzufragen. Ich muss alles Folgende ignorieren, sonst könnte
ich meinen Orden und meine Brüder in furchtbare Gefahren stürzen.« Ain:Ain’Qua starrte Julian verwirrt an.
»Sie müssen jetzt gehen, Ain:Ain’Qua, bitte. Ich bin ganz sicher, Sie werden den Weg finden.«
*
»Ich bin zufrieden, Kardinal Lakorta«, sagte die Stimme. »Was
allerdings nicht bedeutet, dass der Nachschub nicht noch besser
laufen könnte. Der Bedarf an Wolodit-Scheiben und… Magiern aus
der Höhlenwelt ist gewissermaßen unendlich.«
»Wir tun, was wir können, Doy Amo-Uun«, erwiderte Altmeister
Ötzli ehrfürchtig und nickte dem riesigen Abbild des Doy auf dem
Holoscreen zu. Er war froh, dass er jetzt nicht mehr jedes Mal
nach The Morha musste, der unheimlichen Riesenfestung der
Stimme des Pusmoh auf Soraka, um mit ihm zu sprechen. Aber
um welchen Preis? Lucia stand neben ihm, nein, eher etwas hinter ihm, und hatte sich an seinen Arm geklammert. Sie versteckte
sich. »Bislang habt Ihr mir erst etwa zweihundertfünfzig solcher
Amulette geliefert und dazu ebenso viele Magier. Ich brauche
viel, viel mehr. Ihr müsst die Produktion steigern.«
»Da-darf ich etwas fragen?«, warf Ötzli mit zitternder Stimme
ein.
Der Doy zog seine hakenförmigen Augenbrauen in der Mitte zusammen, was Ötzli daran erinnerte, dass die Stimme des Pusmoh
keine Person war, an
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