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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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querten.
      »Mistwetter«, bemerkte Bird. »Hört anscheinend überhaupt nicht mehr auf zu schiffen.«
      »Schauderhaft, Mr. Bird«, pflichtete Albert bei und öffnete die Garagentür. Er zog die Schutzdecke weg und enthüllte einen blankpolierten schwarzen Leichenwagen. »Da steht er.«
      Auf der Seite war in schönen goldenen Lettern die Inschrift aufgemalt: »Hartley Brothers, Bestattungsunternehmen«.
      »Ausgezeichnet«, lobte Bird. »Woher hast du ihn?«
      »Hab ihn selber geklaut, in Nordlondon, am Donnerstag. Das Fahrtenbuch und die Steuerplakette stammen aus einem Wrack, das ich auf einem Schrottplatz in Brixton gefunden habe.«
      »Bist du sicher, daß man sich nicht an dich erinnert?«
      Albert lachte. »In Brixton? Sie würde man wiedererkennen, aber mich? In Brixton bin ich nur einer von vielen Schwarzen, weiter nichts. Machen wir’s wie immer?«
      »Ja, du nimmst den Leichenwagen. Ich komme mit dem Ja­ guar hinterher.«
      Albert wußte, was das bedeutete. Sollte irgend etwas schief­ gehen, durfte er den Sündenbock spielen, während der alte Schweinehund türmte. Ihn kratzte das nicht. Seine Stunde würde schon noch kommen, davon war Albert überzeugt.
    »Prima, Mr. Bird.«
    Bird tätschelte ihm die Wangen. »Bist ein guter Junge, Al­
    bert, ein hübscher Junge. Ich muß mir eine Belohnung für dich einfallen lassen.«
      »Nicht nötig, Mr. Bird.« Albert lächelte, als er den Regen­ schirm wieder aufspannte. »Ihnen dienlich zu sein, ist Lohn genug.« Sie machten sich auf den Rückweg.

    Als Agnes und Valentin um vier nach Vigny zurückkehrten, stellten sie fest, daß die Maschine bereits abgeflogen war. Sie schaute Valentin nach, der zum Hangar eilte und nochmals mit dem Mechaniker sprach, steckte sich eine Zigarette an und wartete. Valentin kam nach einer Weile zurück.
      »Ist vor fünfzehn Minuten gestartet.«
      »Hast du angerufen?« erkundigte sie sich.
      »Ja.« Er ließ den Motor an. »Und da ist was Komisches pas­
    siert. Du kennst das doch, wie manchmal das Band weiterläuft, auch wenn jemand den Hörer abgenommen hat?«
      »Ja.«
      »Also, da hat sich derselbe Mann wie immer gemeldet, und ich hab dabei die Bandansage gehört.«
      »Und wie war die?«
      »Hier spricht Bestattungsinstitut Deepdene. Das Büro ist lei­
    der im Augenblick nicht besetzt. Bitte hinterlassen Sie Ihre Nummer, wir rufen Sie zurück.«
      »Das ist wirklich interessant, chéri.« Agnes lächelte heim­ tückisch. »Eine undichte Stelle in Monsieur Jagos Schutzpan­ zer, das könnte ihn einiges kosten.«

    Der Flugplatz von Woodchurch war nicht viel größer als der in Vigny. Eigentlich gehörte er einem Privatclub und wurde nur gelegentlich für Charter- oder Transportflüge benutzt. Infolge seiner ländlichen Lage im tiefsten Kent hatte er keine Zollstel­ le, was bedeutete, daß der Zollbeamte, der die Cessna mit Eric Talbots Sarg abfertigte, die weite Strecke von Canterbury fahren mußte. Er war nicht erbaut von der Verspätung und brannte nur darauf, schleunigst wieder aufzubrechen. Die Formalitäten wurden auf kürzestem Wege abgewickelt, die erforderlichen Papiere unterschrieben, und dann half er ge­ meinsam mit dem Piloten Albert beim Einladen des Sarges in den Leichenwagen.
      Als Albert durch das Tor fuhr und auf die Landstraße einbog, donnerte die Cessna über die Startbahn und hob ab. Hinter ihm nahm Bird, der sich wohlweislich im Hintergrund gehalten hatte, seinen Platz im Jaguar ein. Albert angelte sich die halbe Flasche Wodka aus dem Handschuhfach, schüttelte ein paar von seinen Spezialpillen aus der Packung und schob sie sich, die eine Hand am Steuer, in den Mund. Dann spülte er sie mit Wodka hinunter und war innerhalb von wenigen Minuten in Hochstimmung.
      Er beobachtete den Jaguar im Rückspiegel. Es dämmerte be­ reits, und Bird hatte die Scheinwerfer eingeschaltet. Immer vorsichtig, dachte Albert. Ging nie ein Risiko ein, wenn er jemand anders vorschieben konnte, und dieser andere war für gewöhnlich Albert.
      »Albert, tu dies, Albert, tu das«, murmelte der Chauffeur vor sich hin und sah dabei wieder in den Rückspiegel. »Manchmal frage ich mich, was die lächerliche alte Tücke sich eigentlich einbildet. Wer bin ich denn?«
      Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche und merkte zu spät, daß eine Kurve kam. Er ließ die Flasche fallen und riß das Steuer herum. Das linke Vorderrad geriet auf die Grasbö­ schung,

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