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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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prallte gegen einen Granitblock, der sich von einer niedrigen Mauer gelöst hatte. Der Leichenwagen raste quer über die Straße, durchbrach einen Drahtzaun und wälzte sich einen Abhang hinunter, pflügte dabei die jungen Tannen um, rutschte unten in eine Wasserrinne und blieb dort, halb zur Seite gekippt, liegen.
      Nur dem Sitzgurt hatte er es zu verdanken, daß er nicht durch die Windschutzscheibe geschleudert wurde. Es gelang ihm, die Tür aufzustemmen und sich hinauszuzwängen. Da stand er, leicht benommen; oben auf der Straße hielt der Jaguar. Am Rande des kurzen Abhangs erschien Bird.
      »Albert?« Die Stimme verriet echte Angst.
      »Ich bin in Ordnung«, rief Albert.
      Im gleichen Augenblick sah er, daß der Sarg durch die Sei­
    tenverglasung des Leichenwagens katapultiert worden und der Deckel aufgesprungen war, so daß die Leiche heraushing, immer noch in ihr Tuch eingehüllt. Er ging in die Knie, blickte unter den Wagen und sah, daß sich das Fußende des Sarges dort verklemmt hatte.
      Bird kletterte den Abhang hinunter. »Hol ihn bloß da raus. Wir legen ihn in meinen Kofferraum. Aber beeil dich gefäl­ ligst. Es könnte jemand kommen.«
      Albert hob den Leichenwagen auf der Unterseite an, der dar­ aufhin beängstigend zu knirschen begann und leicht ins Schwanken geriet. Albert sprang zurück. »Das verdammte Ding kann jeden Moment umkippen, und er ist mit den Füßen eingeklemmt.«
      Bird bückte sich und hob die Wodkaflasche auf. »Du hast wieder getrunken«, herrschte er ihn wutentbrannt an. »Was hab ich dir gesagt?« Er schlug Albert ins Gesicht.
      Albert duckte sich, eine Hand schützend erhoben, ein veräng­ stigtes Kind. »Tut mir leid, Mr. Bird. Es war ein Unfall.«
      Bird zog ein Taschenmesser aus seiner Weste und klappte es auf. »Trenn damit die Nähte auf. Wir müssen das Heroin raus­ holen.«
      »Das kann ich nicht, Mr. Bird.«
      »Du wirst es tun!« schrie Bird und schlug ihm abermals ins Gesicht. »Ich bringe eine Tasche aus dem Wagen.«
      Er drückte dem Chauffeur das Taschenmesser in die Hand, machte kehrt und kletterte den Abhang hoch. Albert ließ sich furchtsam auf die Knie nieder und zog das Leichentuch weg. Die weitaufgerissenen toten Augen starrten ihn an. Er wendete den Blick ab, so gut es ging, und begann die Nähte aufzutren­ nen.
      Oben auf der Straße öffnete Bird den Kofferraum des Jaguars und fand darin eine Einkaufstasche aus Segeltuch. Er ging zum Rand des Abhangs zurück und spähte hinunter. »Hast du’s?«
      »Ja, Mr. Bird.« Alberts Stimme klang dumpf, gepreßt.
      »Leg’s da rein.«
      Bird warf die Tasche hinunter und beobachtete ängstlich die Straße. Zum Glück war es auf einer Nebenstraße passiert, und jenseits der Kurve ermöglichte das ebene Ackerland eine gute Fernsicht. Sein Herz hämmerte, sein Gesicht war schweißbe­ deckt. Was würde Smith sagen? Nicht auszudenken, was ihm da bevorstand.
      Er rutschte den Abhang hinunter. »Um Himmels willen, bist du endlich fertig? Hast du alles rausgeholt?«
      »Ich denke schon, Mr. Bird.«
      »Gut, dann nichts wie weg hier.«
      »Aber die Leiche finden sie trotzdem, Mr. Bird. Garantiert.«
      »Selbst dann können sie keinen von uns aufspüren. Nicht in Frankreich, nicht hier, und außerdem gibt’s noch die sogenann­ te Vernichtung von Beweismaterial. Los, mach, daß du nach oben kommst und den Wagen anläßt.«
      Albert kletterte Richtung Straße, und Bird schraubte den Tankdeckel auf. Benzin ergoß sich auf den Boden. Er tränkte sein Taschentuch darin und stieg dann ein Stück die Böschung hoch. Auf halber Höhe hielt er sein brennendes Feuerzeug an das Taschentuch und warf es hinunter auf den Leichenwagen. Zuerst dachte er, es würde verlöschen, doch dann züngelte eine gelbe Flamme empor. Als er die Straße erreichte, begann der Leichenwagen zu brennen. Ein letzter Blick streifte die Augen des Toten, die ihn anklagend anstarrten. Dann wandte er sich ab, stieg in den Jaguar, und Albert fuhr los.
    Als er später an seinem Schreibtisch in Deepdene auf den Rückruf von Smith wartete, schlürfte er einen Brandy und versuchte, sich zusammenzureißen. Es würde schon gutgehen, es mußte einfach. Smith würde Verständnis zeigen. Das Tele­ fon klingelte, als Albert mit einem Silbertablett hereinkam, um den Tee zu servieren. Bird gebot ihm mit der Hand Schweigen und nahm den Hörer ab.
      »Smith hier.«
      »Bird am Apparat, Sir.« Birds

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