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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und ließ dann das Fenster wieder hoch. »Meine Güte, Mrs. Talbot, gibt es je­ mand, den Sie nicht kennen?« fragte Charles.
      »Übertreiben Sie nicht, Charles.« Sie lachte. »Passen Sie lie­ ber auf, daß wir richtig hinkommen.«
      Sie setzte sich zurück und betrachtete das Foto von Don Ra­ fael Barbera. Plötzlich stellte sie mit nicht geringem Erstaunen fest, daß er ihr äußerlich recht gut gefiel.

    »The Four Seasons« war eindeutig ihr Lieblingsrestaurant, nicht nur wegen des vorzüglichen Essens, sondern auch wegen der Innenausstattung. Das gesamte Lokal hatte soviel Stil, von den glänzenden goldfarbenen Vorhängen und dem dunklen Holz bis zur unauffälligen Eleganz der Kellner und Geschäfts­ führer.
      Da sie zu den exklusiven Gästen zählte, wurde sie sofort an ihren gewohnten Tisch unweit vom Seerosenteich plaziert, von wo sie einen guten Überblick hatte. Das Lokal war überfüllt, und sie entdeckte Tom Margittai und Paul Kovi, die Inhaber, die im Hintergrund herumgeisterten und noch sorgenvoller dreinschauten als sonst, was angesichts der Gäste auch nicht weiter verwunderte. Henry Kissinger saß an einem Tisch rechts von ihr und der Vizepräsident höchstpersönlich am anderen Ende des Seerosenteichs; das erklärte die Anwesenheit der breitschultrigen jungen Männer in dunklen Anzügen, die ihr vorhin im Foyer aufgefallen waren. Gewalttätige Profis, die sie mit Abscheu erfüllten.
      Der Kellner erschien. »Das Übliche, Mrs. Talbot?«
      »Ja, Martin.«
      Er schnalzte mit den Fingern, und der Dom Perignon 1980 stand im Handumdrehen auf dem Tisch.
    »Sieht nach einem amüsanten Abend aus.«
      »Der Vizepräsident ist eigentlich bereit zum Aufbruch, aber alles wartet gespannt ab, ob nun er oder Kissinger den ersten Schritt tut und den anderen an seinem Tisch begrüßt. Darf ich jetzt um Ihre Bestellung bitten?«
      Er reichte ihr die Speisekarte, doch sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß schon, was ich möchte, Martin. Gebackene Garnelen mit Senffrüchten, danach Ente mit Ananas und als Dessert zur Feier des Tages …«
      »Mousse au chocolat.« Sie lachten beide, er wandte sich zum Gehen, blieb wieder stehen. »He, er ist im Anmarsch.«
      »Sieht nach Punktsieg für Kissinger aus«, meinte Sarah.
      »Von wegen.« Martin geriet in Panik. »Er kommt direkt her, Mrs. Talbot.«
      Er trat schnell beiseite, und der Vizepräsident erschien, sein unnachahmliches Lächeln wie immer parat. »Sarah, Sie sehen wieder einmal phantastisch aus. Nein, bitte, behalten Sie Platz. Ich kann leider nicht bleiben. Termin in der UNO.« Er ergriff ihre Hand und küßte sie. »Gestern abend haben wir im Weißen Haus von Ihnen gesprochen.«
      »Hoffentlich gut«, erwiderte sie.
      »Wie immer, wenn es um Sie geht, Sarah.« Damit entfernte er sich.
      Die Leute gafften neugierig, Henry Kissinger nickte ihr leise lächelnd zu. Martin schenkte ihr Champagner nach und lächel­ te ebenfalls. Sie trank genießerisch von dem Dom Perignon und hing ihren Gedanken nach. Binnen einer Stunde würde sich die kleine Szene in der Bar vom »21« herumsprechen und dann in den Klatschspalten der Morgenzeitungen zu lesen sein.
      »Frau des Jahres kommt als nächstes, Sarah«, murmelte sie vor sich hin und hob das Glas. »Auf die Frau, die alles hat.« Sie hielt inne. »Oder gar nichts.« Sie zog die Stirn in Falten. »Warum zum Teufel habe ich das eben gesagt?«
      Und dann tauchte Martin auf, beugte sich über den Tisch. »Ihr Chauffeur ist im Foyer, Mrs. Talbot. Er sagt, es sei drin­ gend.«
      »Tatsächlich?« Sie stand sofort auf, ohne jede böse Vorah­ nung, höchstens leicht verwirrt.
      Am Gesichtsausdruck von Charles hätte sie es merken müs­ sen, der gehetzte Blick, die Art, wie er zur Seite sah, während er sprach. »Mr. Morgan ist bei mir im Wagen, Mrs. Talbot.«
      »Dan?« fragte sie ungläubig. »Hier?« Dan Morgan war Prä­
    sident der Maklerfirma, in der sie jetzt als Seniorteilhaberin arbeitete.
      »Wie ich schon sagte, er ist im Wagen.« Charles war offen­ sichtlich außer sich.
      Der Türsteher hielt schützend den Regenschirm über sie, als sie die Straße überquerte. Dan Morgan – leicht ergraut, distin­ guiert, Abendanzug, schwarze Schleife – blickte mit tiefern­ stem Gesicht zu ihr hoch.
      »Was soll das alles bedeuten, Dan?« fragte sie.
      »Steigen Sie ein, Sarah.« Er öffnete die Tür und zog sie ne­
    ben sich auf den Rücksitz.

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