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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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herauskam, stand die Stewardeß vor der Tür.
      »Fehlt Ihnen etwas, Mrs. Talbot?«
      »Ganz einfach. Ich habe gerade die Nachricht bekommen, daß mein Sohn tot ist. Deswegen fliege ich nach London. Aber keine Sorge, ich liefere Ihnen keinen Zusammenbruch, das verspreche ich.«
      Die junge Frau umarmte sie spontan. »Es tut mir so leid.«
      Sarah küßte sie auf die Wange. »Sehr lieb von Ihnen. Mr. Barbera hat Kaffee bestellt, wie ich sehe, aber ich bin eigent­ lich Teetrinkerin.«
      »Ich hole welchen.«
      Sie nahm wieder neben Barbera Platz. »Geht’s wieder?« er­
    kundigte er sich.
      »Es wird schon.«
      »Wenn wir miteinander geredet haben«, erwiderte er ruhig und hob die Hand, als wolle er jedem Widerspruch vorbeugen. »Das ist notwendig, glauben Sie mir.«
      »Na gut.« Sie entnahm ihrer Handtasche das alte, verbeulte silberne Zigarettenetui, das man am Mount Tumbledown bei Edward gefunden hatte, und steckte sich eine an, blies den Rauch auf eigentümlich trotzige Art an die Decke. »Es stört Sie doch nicht?«
      Er lächelte. »In meinem Alter kann man es sich nicht leisten, sich an irgend etwas zu stören, Mrs. Talbot.«
      »Was wissen Sie alles über mich, Mr. Barbera?«
      »Man hat mir erzählt, daß Sie zu den besten Köpfen in der Wall Street gehören. Und daß Sie in sehr jungen Jahren beina­ he Kongreßabgeordnete geworden wären.«
      »Ich war ein reiches, verwöhntes kleines Biest. Mein Vater schien Geld wie Heu zu haben. Ich war mutterlos, und da hat er mich nach Strich und Faden verzogen. Ja, ich war in Radcliffe, habe magna cum lande abgeschlossen. Spielend. Ich war näm­ lich hochintelligent. Ich hatte es nicht nötig zu arbeiten. In den sechziger Jahren habe ich Marihuana geraucht wie jeder andere und herumgebumst wie alle anderen.« Sie musterte ihn. »Schockiert Sie das?«
      »Nicht sonderlich.«
      »Ich hatte einen Freund, der wurde nach dem Abgang vom College einberufen. Man drückte ihm eine Knarre in die Hand und verfrachtete ihn nach Vietnam. Er hat nur drei Monate durchgehalten. Pure sinnlose Zerstörung.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich war wie immer auf Draht und hab mich erst der Protestbewegung angeschlossen, nachdem mich meine Partei als Kandidatin für den Kongreß aufgestellt hatte.«
      »Und das hat Ihrem Vater nicht gepaßt.« Kein Fragezeichen, er konstatierte lediglich.
      »Hat drei Jahre nicht mit mir gesprochen. Sah in mir quasi eine Verräterin. Die Wähler hielten auch nicht viel von mir. Schließlich bin ich ausgestiegen, entschied mich, meinen Ma­ gister in Betriebswirtschaft zu machen und mir dann eine Ar­ beit zu suchen.« Sie lachte gequält. »Wall Street winkte.«
      »Wo Sie Ihrem Vater zeigen konnten, was in Ihnen steckt?«
      »Doppelt und dreifach. Und das tat ich auch.« Wieder wurde Trotz spürbar. »Wohlgemerkt, einmal habe ich bei ihm volle
    Zustimmung gefunden. Mit der Wahl meines Mannes.«
    »Bisher wußte ich gar nicht, daß Sie verheiratet waren.«
      »Aber ja, wenn auch nur kurz. Mit einem britischen Colonel. Es hat nicht lange gedauert. Er ist auf den Falklands gefallen, hat mir aber meinen Stiefsohn hinterlassen.«
      »Ich verstehe.«
      »Tatsächlich? Erics Mutter starb bei seiner Geburt. Ich hatte das gleiche durchgemacht und konnte mich in ihn hineinverset­ zen. Ich verstand ihn und umgekehrt er mich.«
      »Und nun ist er tot. Was ist passiert?«
      Sie überlegte kurz, holte dann die Aktentasche unter dem Sitz hervor und entnahm ihr den dicken Umschlag mit dem Materi­ al, das Villiers aus London übermittelt hatte. »Lesen Sie das.«
      Sie zündete sich eine neue Zigarette an und lehnte sich zu­
    rück, während Barbera die verschiedenen Papiere studierte. Er sagte kein Wort, ehe er fertig war, steckte alles sorgfältig wie­ der in den Umschlag und wandte sich zu ihr, das Gesicht wie versteinert.
      »Drogen«, sagte sie. »Wie konnte er bloß! Heroin – Kokain …«
      »Vorhin erzählten Sie mir, daß Sie in den sechziger Jahren Haschisch geraucht haben. Heutzutage ist das Problem für junge Menschen noch größer, weil sie so leicht an alles heran­ kommen.«
      »Sie müssen das ja wissen, stimmt’s?« Das rutschte ihr so heraus und ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
      Er zeigte keinerlei Verärgerung. »Ich bin ein altmodischer Mensch, Mrs. Talbot. Sicher, ich war ein Gangster, wie Sie es nennen würden, aber die von mir Geschädigten

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