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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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trotzdem geschafft, in Radcliffe mit Aus­ zeichnung abzuschließen.«
      »Und danach?«
      »Mit einundzwanzig hat sie eine Wandlung durchgemacht. Der Vietnamkrieg. Haß auf alles, was sich dort abspielte. Ein Freund von ihr ist in Vietnam gefallen. Zwei oder drei Jahre später kandidierte sie für den Kongreß. Hätte auch um ein Haar gewonnen. Aber die Wähler wurden zunehmend ernüchtert, wenn sie ihre politischen Ziele vortrug; sie verlor, hängte die Politik ganz an den Nagel, machte ihren Magister für Be­ triebswirtschaft in Harvard und trat in eine Firma für Anlagen­ beratung in der Wall Street ein.«
      »Mit Hilfe von Daddys Geld?«
      Villiers schüttelte den Kopf. »Sie hat ganz von vorn angefan­
    gen, nur auf sich gestellt, und mittlerweile einen beachtlichen Ruf erworben. Edward lernte sie bei einem Besuch in London eines Sonntagvormittags in der National Gallery kennen. Daß er Soldat war, hat sie ihm verziehen, wie sie mir einmal erzähl­ te, weil sie ihn in Uniform und rotem Barett so umwerfend schön fand.«
      »Und dann gab es ja noch den Jungen.«
      »Wie ich schon erwähnte, war es bei beiden Liebe auf den ersten Blick. Mißverstehen Sie mich nicht, Sir.« Villiers wirkte verlegen. »Aber ich hab mir manchmal gedacht, daß sie Eric mehr liebte als seinen Vater.«
      »Frauen lassen eben das Herz sprechen, Tony«, begütigte
    Ferguson. »Wo ist sie jetzt?«
    »In New York, Sir.«
    »Dann sollten Sie es besser hinter sich bringen.«
    »Ja, aber leicht fällt es mir nicht gerade.«
      »Da durch die irische Querverbindung eine Sicherheitsfrage daraus geworden ist, könnten Sie natürlich die ganze Affäre völlig legitim als intern klassifizieren. Das würde sie aus den Medien raushalten.« Ferguson seufzte. »Es besteht schließlich keinerlei Veranlassung, die Dinge noch unerquicklicher für die Angehörigen zu machen, als sie es ohnehin schon sind.«
      »Sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Sir.« Villiers ging zur Tür, blieb stehen, wandte sich um. »Da ist noch eine Sache, die ich erwähnen sollte, Sir.«
      »Noch etwas?« wiederholte Ferguson matt. »Na gut, verraten Sie mir auch das Schlimmste.«
      »Sarah, Sir, ist eng befreundet mit dem Präsidenten.«
      »Ach du lieber Gott! Das hat uns gerade noch gefehlt.«

    Auf der Victoria Station herrschte dichtes Gedränge, Men­ schenschlangen warteten auf die verschiedenen Expreßzüge. Albert, in brauner Lederjacke und Jeans, die ausgebauchte Reisetasche prallvoll mit Heroin, schob sich durch das Gewühl. Er nahm den Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Schließ­ fach 43. Alles ganz einfach. Er stellte die Tasche hinein, schloß ab und ging.
      Vor dem Haupteingang zögerte er plötzlich, von Neugier überwältigt. Er mußte es wissen, das war für ihn sonnenklar, und davon konnten ihn auch Birds geradezu hysterische Be­ schützerinstinkte nicht abbringen. Er kehrte um, betrat eines der Cafés, bestellte einen Kaffee und fand einen Fensterplatz, von dem aus er die Schließfächer genau im Blickfeld hatte.
      Das Café war bereits stark besucht, zwei Frauen setzten sich an seinen Tisch und beengten ihn, und dann ging das Ganze blitzschnell über die Bühne. Er hatte natürlich nach einem Mann Ausschau gehalten, nicht nach der grauhaarigen, korpu­ lenten Alten in Herrenregenmantel und Baskenmütze, die bereits am Schließfach stand, den Schlüssel in der Hand.
      Sie holte die Tasche heraus, während Albert sich an seinen beiden Tischgenossinnen vorbeizwängte, und war an der Trep­ pe zur Untergrundbahn in der Menge verschwunden, ehe er irgend etwas tun konnte. Er stand vor dem Café, ärgerte sich einen Moment lang und machte sich dann achselzuckend auf den Weg.
      Smith, der von seinem Beobachtungsposten neben dem Zei­ tungsstand alles mit angesehen hatte, schüttelte den Kopf und murmelte: »Na, Freundchen, deinetwegen muß ich mir aber wirklich was einfallen lassen …«

    In Manhattan brodelte es wie immer an Feierabenden: hekti­ sche Betriebsamkeit, Verkehrschaos, die Bürgersteige schwarz vor Menschen, die durch den Regen hasteten. Sarah Talbot ließ das Fenster im Cadillac herunter und sah fasziniert nach drau­ ßen.
      »Ein schauderhafter Abend, Charles.«
      Ihr Chauffeur, ein durchtrainierter junger Mann im flotten schwarzen Anzug, die Mütze neben ihm auf dem Beifahrersitz, grinste. »Möchten Sie aussteigen und zu Fuß gehen, Mrs. Talbot?«
      »Nein, danke.«
      Sie wurde

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