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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Brettern vernagelte Lagerhäuser gefunden.«
      »Und jetzt?«
      »Tut sich ‘ne Menge. Neubauten – Wohnblocks, Lagerhäu­
    ser. Bequeme Verbindung in die City, das lockt die ganze Schickeria dorthin, lauter flotte junge Typen, Makler und Banker, mit hunderttausend Piepen im Jahr und ‘nem Porsche. Die machen sich breit, und die Alteingesessenen haben nichts zu lachen.«
      »Aber doch nicht in Hangman’s Wharf?«
      »Nein.« Er schien jetzt auszuweichen. »Da unten is alles noch ziemlich unverändert.«
      Sie sah wieder auf das Blatt, das sie vor sich hatte. »Kennen Sie einen gewissen Jack Shelley?«
      Der Wagen geriet leicht ins Schleudern, doch er hatte ihn gleich wieder unter Kontrolle. »Jack Shelley, den kennt jeder in Wapping, Mrs. Talbot. Was wollen Sie denn über ihn wis­ sen?«
      »Er war ein berühmter Gangster, hab ich gehört.«
      »Zu seiner Zeit, aber damit ist Schluß. Jetzt is er sauber. Ihm gehört Hangman’s Wharf und das ganze Flußgrundstück, und was ihm nicht selber gehört, das kontrolliert er.«
      »Paßt das den Leuten denn?«
      »Den Alteingesessenen schon. Er hat nichts mit Erschließung am Hut, setzt die Leute nicht auf die Straße. Ich sag Ihnen, der scheffelt Millionen – Elektronik, Computer, ein paar Spielkasi­ nos.«
      »Demnach ein respektabler Geschäftsmann?«
      »Nicht mehr wie in den alten Zeiten.« George lachte in sich hinein. »Er war ein echter Schurke. Schaufenstereinbrüche, Raubüberfälle. Und dann das krumme Ding mit Darley Ware­ house. Eine Million in Goldbarren. Und das war damals ein schönes Stück Geld. Damit konnte man noch was anfangen.«
      »Und im Gefängnis hat er nie gesessen?«
      »Mal sechs Monate als Junge. Das war’s dann schon. Im East End is er regelrecht zur Legende geworden. Vor den Brüdern Kray und den Richardsons hatten die Leute ‘ne Heidenangst, aber nicht vor Jack Shelley. Wenn man in der Klemme steckte, ging man zu Jack. Wenn man ein paar Pfund brauchte, gab er einem wahrscheinlich fünfundzwanzig.«
      »Ein wahrer Robin Hood, wie es scheint.«
      »Na ja, das war mal, vor Jahren. Als sie Leute wie die Krays und die Richardsons eingebuchtet und den Schlüssel wegge­ schmissen haben, hat Jack ‘ne andre Tour ausprobiert. Wahr­ scheinlich hat er gemerkt, daß man auf legale Weise genauso­ viel Kohle machen kann, wenn man Köpfchen hat.«
      Sie passierten jetzt die Tower Bridge und fuhren über St. Katharine’s Way in die Wapping High Street. Sarah konsultierte wieder ihre Orientierungshilfe. »Ja, Jordan Lane. Es ist ein Lokal namens ›The Bargee‹.«
      George steuerte zum Straßenrand und hielt. Er drehte sich zu ihr um. »Jetzt hören Sie mal, Mrs. Talbot. ›The Bargee‹ is nichts für ‘ne Klassefrau wie Sie, glauben Sie mir.«
    Einige Meter hinter ihnen regulierte Jago, der den silbrig lak­
    kierten Spyder ebenfalls gestoppt hatte, das Richtmikrofon und stellte das Autoradio, an das es angeschlossen war, auf volle Lautstärke. Er konnte alles hören, einwandfrei. Das war wirk­ lich höchst amüsant. Eins ließ sich nicht bestreiten – je öfter er Sarah Talbot sah, desto besser gefiel sie ihm.
      »Und was genau verstehen Sie unter einer Klassefrau, George?« wollte sie wissen.
      Er erklärte geduldig: »Ich sage Ihnen, die meisten krummen Dinger, die in London gedreht werden, Bankraub, Juwelen­ diebstahl, alles in der Preislage, gehen auf das Konto von sechzig bis siebzig Männern, und die kennt jeder in East End. Auch die Polente. Lauter ordentliche Familienväter, die ihre Kinder lieben und für die Unzucht mit Minderjährigen das letzte is, stimmt ja auch.«
      »Die aber genauso jeden erschießen würden, der ihnen im Weg ist?«
      »Wie die Mafia, Mrs. Talbot. Nichts Persönliches. Rein ge­ schäftlich. Bei jeder Sache kommen immer so viele zusammen, wie dafür gebraucht werden. So funktioniert das.«
      »Und was hat das alles mit ›The Bargee‹ zu tun?«
      »Von den Brüdern hängen ‘ne Menge da rum.«
      »Ausgezeichnet. Klingt interessant. Gehen wir. Sie dürfen mir einen Drink spendieren.«
      »Was soll ich bloß mit Ihnen anfangen, Mrs. Talbot?« stöhn­ te er und fuhr weiter.
      Prompt setzte sich auch der Spyder in Bewegung und folgte ihnen.

    »The Bargee« lag am Ende von Jordan Lane, der Eingang an der Ecke mit Blick auf den Fluß, aber es war keine Spelunke – die erste Überraschung. Die Front und das Schild über der

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