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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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für alle Eventualitä­ ten gerüstet sein.«
    »Bestens. Prompte Erledigung garantiert.«
      Er legte den Hörer auf und ging in die Küche, leise vor sich hin pfeifend. Die Sache begann ihm richtig Spaß zu machen.

    Im Greenhill- Krematorium waren am nächsten Morgen nur Sarah, Villiers, Ferguson und natürlich der Geistliche versam­ melt. Die ganze Zeremonie war über die Maßen verunglückt. Die musikalische Untermalung lieferte ein Kirchenchor vom Band, und der Geistliche salbaderte mit weinerlicher Stimme wie ein Schmierenkomödiant.
      Der Chorgesang vom Tonband schwoll an zum dramatischen Finale, der Sarg verschwand in der Versenkung. Der Geistliche drückte Sarah die Hand. Sie gewahrte seine Mundbewegungen, hörte jedoch kein Wort, und dann waren sie draußen.
      »Ich muß mich schleunigst auf den Weg machen«, sagte Fer­
    guson. »Sie bringen doch Mrs. Talbot nach Hause, Tony?«
      »Selbstverständlich, Sir.«
      Er ergriff ihre Hand. »Ich werde Sie wohl nicht mehr sehen, Sie kehren vermutlich nach New York zurück.«
      »Nein, das glaube ich nicht, Brigadier«, entgegnete sie.
      »Nun, ich hoffe, Sie werden keinen Staub aufwirbeln, Mrs. Talbot?«
      »Die meisten amerikanischen Bürger, die ein Problem in London haben, würden sich an unsere Botschaft wenden«, erklärte sie. »Ich nicht, Brigadier. Sie müssen wissen, daß mein Vater zu den ältesten Freunden des Präsidenten gehörte. Ich brauche bloß den Hörer abzunehmen und das Weiße Haus anzurufen. Wäre Ihnen das lieber, Brigadier?«
      Ferguson war wütend, brachte aber ein Lächeln zuwege. »Ich halte das wirklich nicht für erforderlich, Mrs. Talbot.«
      Sie ging zum Wagen, kurz darauf setzte sich Villiers neben sie.
      »Würdest du das tun, Sarah?« fragte er nach der Abfahrt. »Würdest du wirklich den Präsidenten in diese Sache hinein­
    ziehen?«
      »Tony, in diesem Fall würde ich mich notfalls auch mit Satan persönlich verbünden.« Sie nahm Edwards Silberetui heraus und steckte sich eine Zigarette an. »Aber vielleicht ist das nicht notwendig, wenn ihr vernünftig seid. So, und jetzt erzähl mir was über Sean Egan.«

    5

    Die Londoner Teilhaber hatten ihr einen Wagen besorgt, eine schwarze Mercedes-Limousine. Der Chauffeur, ein Cockney in mittleren Jahren namens George, fuhr unglaublich geschickt, schlängelte sich durch den starken Berufsverkehr von West­ minster am Victoria Embankment entlang.
      »Wirklich gekonnt, wie Sie mit diesem Betrieb zurechtkom­ men, George.«
      »Was sein muß, muß sein, Mrs. Talbot, sonst sind Sie heutzutage aufgeschmissen. Mir macht’s nichts. Ich hab sechsundzwanzig Jahre als Taxifahrer auf dem Buckel.«
      »Dann kennen Sie sich ja wohl in der Stadt aus.«
      »Und ob. Was soll’s denn als erstes sein, Mrs. Talbot? Der Tower?«
      »Nein. Ein Ort namens Wapping. Wissen Sie, wo das ist?«
      »Das wär ja noch schöner. Meine Gegend. Ich bin in der Ca­
    ble Street geboren. Da könnt ich Ihnen allerhand erzählen. Na ja, jetzt wohn ich in Camden, aber das is nicht dasselbe.«
      »Sie sind also ein Cockney?«
      »Ein waschechter, Mrs. Talbot. Ein echter East Ender. Wo wollen Sie denn nun genau hin?«
      Sie holte den Umschlag, den Villiers ihr widerstrebend gege­ ben hatte, aus der Handtasche und entleerte ihn. Ein Foto von Egan in Uniform, nur ein Brustbild, das ausdruckslose Gesicht verriet nichts. Ein paar Blatt Papier enthielten alles, was sie wissen mußte. Dann noch die Dinge, die Villiers über Egan geäußert hatte, darunter etliche schockierende. Soviel Gewalt­ tätigkeit bei einem so jungen Menschen. Schwer zu begreifen.
      »Die Adresse, zu der ich möchte, heißt Jordan Lane. Kennen Sie das?«
      Er musterte sie mit einem überraschten Seitenblick. »Jordan Lane? Das is nicht weit von den alten London-Docks. Gleich neben Hangman’s Wharf. Keine Gegend für Sie.«
      »Warum nicht?«
      »Dort sind sie eben alle ‘n bißchen schräge Typen.« Für sie war dies das erste Beispiel dafür, daß der Cockney gern unter­ treibt. »Ich meine, es is immer noch ‘n bißchen so wie in den alten Zeiten.«
      »Inwiefern?«
      »Früher waren der Pool und die Themse mal der größte Ha­
    fen der Welt, dann lief alles schief. Die Gewerkschaften haben die Tour vermasselt und alle nach Amsterdam verscheucht. Wenn Sie vor ein oder zwei Jahren durch Wapping spaziert wären, hätten Sie nur verrostete Kräne, leere Docks und mit

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