Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Elfenbein und Schwarz am anderen Ende, wo sich die Sitzgruppen befanden, mehrere niedrige Rundsofas um einen riesigen schwarzen Lacktisch.
      Leise Musik erklang, ein Hornkonzert von Mozart. Jack Shelley saß an einem schwarzen Schreibtisch mit Goldintarsi­ en. Er war in Hemdsärmeln und trug eine Hornbrille; er ackerte sich durch einen Berg von Papieren, und die Zahlen auf dem Bildschirm neben ihm änderten sich laufend.
      »Sieh mal, wer da ist, Jack«, sagte Tully.
      Shelley blickte hoch. Er erstarrte, nahm dann die Lesebrille ab. »Nett von dir, nach so langer Zeit mal wieder vorbeizu­ schauen.« Er nickte Tully zu. »Warte in der Küche, Frank.«
      Tully verzog sich mit dröhnenden Schritten. Egan nahm sich eine Zigarette aus einem Kästchen auf dem Schreibtisch. »Du weißt doch, wie das ist, Jack.«
      Als er nach dem Feuerzeug griff, packte ihn Shelley beim Handgelenk. »O nein, mein Sohn, das läßt du gefälligst blei­ ben, bei mir wird nicht gepafft. Mit ‘ner Kugel in der Lunge, soll das ein Selbstmordversuch sein?«
      »Und du versuchst immer noch, mir Vorschriften zu machen, Jack.« Egan befreite sich aus der Umklammerung und zündete die Zigarette an. »Schlimmer als mein alter Hauptfeldwebel.«
      »Jock White? Der Halunke lebt immer noch. Hat sich ‘ne alte Farm zugelegt in so ‘nem gottverlassenen Moor hinter Grave­ send.«
      »Ich weiß«, bestätigte Egan.
      »Du wärst glatt imstande, ihn zu besuchen, aber mich nicht, dein eigen Fleisch und Blut, stimmt doch? Nicht mal angerufen hast du seit deiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Das ist einfach nicht in Ordnung, Sean. Ich bin schließlich dein Onkel. Dein einziger Verwandter.«
      »Du vergißt Ida.«
      Shelley lachte. »Na ja, die kann man auch verdammt leicht vergessen, stimmt doch?«
      Egan schüttelte den Kopf. »Du änderst dich auch nie, Jack. Immer noch das großkotzige Ekel.« Er nahm den Umschlag aus seinem Blouson. »Da, lies das, dann reden wir darüber.«
      Er warf den Umschlag auf den Schreibtisch und schlenderte zu den Fenstern hinüber. Der Blick auf die Themse war pracht­ voll und verfehlte nie die Wirkung auf ihn. Shelley hatte die Türen, die auf die ehemalige Ladefläche führten, verglasen lassen, und Egan öffnete sie, trat hinaus und stellte sich ans Geländer.
      Nach einer Weile gesellte sich Shelley zu ihm. Mit düsterer Miene schwenkte er die Unterlagen. »Ein aufgelegter Schwin­ del, gar kein Zweifel, aber was hast du damit zu tun?«
    »Der Junge hatte eine Stiefmutter, Sarah Talbot. Amerikane­
    rin, gerade aus New York angekommen. Ich helfe ihr.«
      »Du hilfst ihr?« Shelley war fassungslos. »Und warum nicht ihr Mann, verdammt noch mal? Wieso drückt der sich?«
      »Er ist auf den Falklands gefallen.«
      »Verflucht und zugenäht!« Jack stampfte auf. »Er ist also auf den Falklands gefallen. Was hat ein Yankee da unten verloren, frage ich dich?«
      »Er war Colonel in der britischen Armee und kein Yankee.«
      »Auch das noch. Es wird ja immer schöner. Aber warum ausgerechnet du?« Er hielt die Papiere hoch. »Das ist Sache der Justiz, nicht deine. Belaste dich nie mit den Sorgen fremder Leute. Wie oft hab ich dir das gesagt?«
      »Bei dem Jungen wurden Spuren einer Droge namens burun­ danga gefunden.«
      »Nie davon gehört«, brummte Shelley.
      »Es gibt sie aber. Das Teufelszeug macht aus Menschen wandelnde Tote, echte Zombies. Die kann man dann mühelos ins Jenseits befördern, ohne jedes Risiko. Eric Talbot war einer dieser Fälle. Außerdem wurden in den letzten zwölf Monaten mehrere andere in Paris registriert und vier in Ulster, alle IRA.«
      »Paris, Ulster, die gottverdammte IRA?« Shelley wurde im­ mer aufgeregter. »Und eine Droge, die sich wie eine neue Sorte von koffeinfreiem Kaffee anhört. Trotzdem bleibe ich dabei – was geht das dich an?«
      »Und ein Fall in London«, fuhr Egan fort. »Ein junges Mäd­ chen, in der Themse bei Wapping ertrunken, mit dem Namen Sally Baines Egan.«
      Shelley erstarrte, stierte ihn mit zusammengebissenen Zäh­ nen düster an, machte kehrt und warf die Unterlagen im Wohn­ raum auf den Schreibtisch. Nach einer Weile legte er sie sorg­ fältig zurück in den Umschlag, den er Egan aushändigte. Er setzte sich an den Schreibtisch. Offenbar hatte er sich wieder
    gefaßt.
    »Bist du da ganz sicher? Ich meine, woher weißt du das?«
      »Von meinem ehemaligen Boß, Colonel Villiers. Die

Weitere Kostenlose Bücher