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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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überzeugt«, erwiderte Egan.
      »Los, Frank, beweg dich.« Tully flitzte hinüber und stieg vorn ein. »Bis nachher!« rief Shelley, winkte Sean zu und ließ das Fenster hoch.
      Egan schaute dem Rolls nach, der die Straße hinauffuhr und um die Ecke bog. Ringsum herrschte Totenstille. Er ging zu seinem Wagen, wollte die Tür öffnen, hielt inne – sein sechster Sinn meldete sich. Ihm war, als lauerte etwas dort im Schatten, eine absurde Vorstellung. Zu lange in Belfast gewesen, dachte er, stieg ein und fuhr los. Eine Sekunde später schlüpfte Jago aus dem Torweg und hastete über die Straße.

    Bei »Jack’s Place« handelte es sich ebenfalls um ein umgebau­ tes Lagerhaus am Fluß, nicht allzuweit entfernt. Der Parkplatz befand sich auf dem Hof, wo früher entladen wurde. Der RollsRoyce stand bereits dort, als Egan eintraf, und er parkte daneben. Er ging die Straße entlang zum Vordereingang, über dem der Name in altmodischen roten Leuchtbuchstaben deut­ lich zu lesen war. Eine Menschenschlange wartete auf Einlaß – an der Spitze vier junge Männer in modischen Maßanzügen.
      Einer darunter trug eine goldene Rolex und protzte mit einem Diamanten im linken Ohr. Er legte sich mit dem Türsteher an, einem freundlichen Riesen mit zweieinhalb Zentner Lebend­ gewicht namens Sammy Jones, der in seiner Freizeit auch als Ringer im Fernsehen auftrat.
      »Wie lange soll das denn noch dauern?« fragte er.
      »Sie müssen warten, Mann«, entgegnete Sammy Jones und lächelte strahlend, als Egan die Schlange umging. »Hallo, Mr. Egan, schön, Sie zu sehen. Treten Sie doch näher.«
      »Wieso wird mit dem ‘ne Ausnahme gemacht?« wollte der Mann mit der Rolex wissen.
      »Ich benutze Rasierwasser, kein Parfüm«, erklärte Egan. »Sie sollten’s mal damit versuchen.« Und als der andere wut­ schnaubend vorpreschen wollte, verschwand er schon im Ein­ gang.

    Nach Egans Beschreibung hatte Sarah weit Schlimmeres er­ wartet. Die Inneneinrichtung im Stil der dreißiger Jahre war erstklassig, die Decke aus Spiegelglas, die Cocktailbar mit Wandleuchtern aus Kristall und hohen Lederhockern bild­ schön, und die Kellner trugen weiße Spenzer wie Stewards.
      Sie und Shelley saßen in einer Ecknische, an die Rückwand gelehnt stand Tully mit verschränkten Armen. Shelley hatte Einzug gehalten wie ein ungekrönter König, dauernd mußte er innehalten, um Hände zu schütteln. Was sie am meisten über­ raschte, war der zur Schau gestellte Reichtum. Alle waren teuer gekleidet, wobei manche Frauen entschieden des Guten zuviel getan hatten.
      Der Oberkellner eilte geschäftig herbei. »Henri, das ist Mrs. Talbot, eine ganz spezielle Freundin«, erklärte Shelley. »Wir fangen mit einer Flasche Krug an, ohne Jahrgang.« Er wandte sich zu ihr. »Bester Champagner der Welt, der Krug ohne Jahrgang. Irgendein Spezialverfahren. Wie wär’s mit ‘ner Kleinigkeit zu essen?«
      »Lieber nicht. Ich habe keinen Hunger.«
      »Unsinn, Sie müssen was in den Magen kriegen. Bringen Sie uns ein paar Sandwiches mit Räucherlachs, Henri, und Pastete oder sonst irgendwas.«
      »Selbstverständlich, Mr. Shelley.«
      »Und für Frank einen großen Scotch.«
      Ein Weinkellner servierte den Krug im Kühler. »Gefällt’s Ihnen?« erkundigte sich Shelley. »Das Lokal, meine ich?«
      »Faszinierend.«
      »Ich habe denselben Knaben genommen, der meine Woh­
    nung eingerichtet hat. Die müssen Sie sich bei Gelegenheit anschauen. Ein bißchen überkandidelt, aber Sie wissen ja, wie Schwule sind. Als Innenausstatter jedenfalls einfach unschlag­ bar. Das Lokal soll aussehen wie in einem Film mit Fred und Ginger, hab ich ihm erklärt, und genau das hat er mir geliefert. Vor dem Krieg hatten sie im Ritz so ‘ne Bar. Die hat er kopiert, behauptet er zumindest.«
      »Vielleicht hat er die Geschichte auch bloß erfunden, um dich bei Laune zu halten, Jack«, mischte sich Tully ein.
      »Trink du deinen Scotch und verschone uns mit deinen Sprü­
    chen.« Shelley grinste. »Er hat was gegen Schwule. Will im­ mer nur das Schlechteste annehmen. Haben Sie auf die Band geachtet? Ich wollte keine Disco. Bei dem Krach versteht man ja nicht mal seine eigenen Gedanken.«
      Sie blickte hinter sich zu dem Trio auf dem winzigen Podi­ um, das die stilgerechte musikalische Untermalung lieferte, und sah im gleichen Moment Egan den Raum betreten. Mit seinen Jeans und dem schwarzen Blouson wirkte er ziemlich exotisch, so

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