Hoelle auf Zeit
Fakten waren die ganze Zeit im Computer gespeichert! Es hat sie bloß vorher niemand richtig verstanden. Nur ein kleingedruckter Vermerk, weiter nichts, wenn du mir folgen kannst.«
»Kleingedruckt?« Shelleys Gesicht war furchteinflößend. »Die Schweinehunde, die dahinterstecken, mache ich fertig, bis auf den letzten Mann, und ich sag dir was, mein Sohn. Die sterben einen langsamen, qualvollen Tod. In meinem Privatbe reich dulde ich keine krummen Touren, da kommt mir niemand in die Quere. Sally war vielleicht nicht mit mir verwandt, aber mit dir. Und du bist alles, was ich habe.« Er erhob sich, ging zu einem Getränkeschränkchen und schenkte sich aus einer ge schliffenen Karaffe ein Glas Brandy ein. Er kippte ihn hinunter und wandte sich zu Egan, die Karaffe in der Hand.
»Nein danke.«
»Ich nehme noch einen.« Shelley goß sich einen zweiten Brandy ein.
»Was hast du nun vor?« erkundigte sich Egan.
»Ich mache das überall in London publik. Ich setze die alte Firma darauf an. Eine Menge Leute schulden mir einen Gefal len, auch ein paar in der Chefetage von Scotland Yard. Ich werde herausfinden, wer diese Schweinehunde sind, und ihnen die verdammten Hände abhacken lassen, und das ist erst der Anfang. Und wenn ich zehnmal mit Bankpräsidenten bei ›L’Escargot‹ lunche, bin ich doch immer noch Jack Shelley. Ich bin nach wie vor der Boß, vergiß das ja nicht.«
»Wann hätte ich das je?« konterte Egan.
»Behandle mich nicht so von oben herab, Freundchen, du hast mehr von mir, als du ahnst. Und jetzt erzähl mir was über die kleine Talbot.«
»Die ist kein kleines Mädchen, sondern ‘ne echte Lady.«
»Was du nicht sagst?« Shelley grinste. »Gefällt mir. Hat ‘n
bißchen Klasse, stimmt’s?«
»Große Klasse, Jack, außerdem schwerreich. Ihr Vater hat ihr halb Fort Knox hinterlassen. Dazu hochintelligent. Sie ist Maklerin in Wall Street und ‘ne wichtige Persönlichkeit, Jack. Hat einflußreiche Freunde, bis rauf ins Weiße Haus.«
»Tatsächlich?« Shelley nahm sein Jackett von der Stuhllehne und zog es an. Er rückte seine Krawatte zurecht. »Ich kann’s kaum abwarten. Wann kann ich sie sehen?«
»Sie sitzt jetzt unten in meinem Wagen.«
»Unten?« wiederholte Shelley entgeistert. »In deiner jämmerlichen Blechkiste? Meine Güte, dazu hab ich dich nun auf die Public School geschickt, um dich zum Gentleman zu erziehen. Ich geb’s auf. Ehrlich.«
Er stürmte hinaus, rief im Vorbeigehen durch die Küchentür: »He, ihr Lahmärsche, setzt euch in Bewegung!«
Tully und Varley kamen angelaufen, Varley zog sich hastig die Jacke an. Gemeinsam stiegen sie in den Aufzug und fuhren nach unten.
»Ich wollte vorhin gerade in den Club und dort einen Happen essen«, sagte Shelley zu Egan. »Wir könnten uns ja dort tref fen, die Lady fährt mit mir im Rolls. Du kannst hinterherkom men.«
»Abwarten, was sie dazu sagt«, meinte Egan.
»Ich weiß genau, was sie dazu sagt, wenn sie auch nur einen Funken Verstand hat.«
Unten verließen sie den Aufzug, Varley eilte hinüber zu dem weißen Rolls-Royce und setzte sich ans Steuer. Die anderen strebten zum Mini Cooper. Sarah sah sie kommen, öffnete die Tür und stieg aus.
»Mrs. Talbot.« Shelley streckte ihr beide Arme entgegen und ergriff ihre Hand. »Es ist mir eine große Freude, glauben Sie mir. Ich muß mich für meinen Neffen entschuldigen, daß er Sie hier so allein sitzen gelassen hat. Ich dachte, ich hätte ihm Manieren beigebracht, aber diese jungen Leute heutzutage …«
Er zuckte die Achseln.
»Das ist vollkommen in Ordnung, Mr. Shelley.«
Shelley zeigte sich beeindruckt. »Sean hat mich jedenfalls über alles informiert, und ich möchte nicht, daß Sie sich Sorgen machen. Ich werde das persönlich aufklären, lassen Sie mir nur ein paar Tage Zeit.«
»Phantastisch.«
»Genug davon. Ich habe nicht weit von hier einen kleinen Club, dort wollte ich eine Kleinigkeit essen.« In diesem Mo ment traf der Rolls-Royce ein. »Ich dachte mir, vielleicht wür den Sie lieber in einem anständigen Auto fahren. Mein Neffe kann uns ja in seiner Sardinenbüchse folgen.«
»Das ist wirklich nicht nötig.«
»Ich bestehe aber darauf.« Er geleitete sie zum Rolls und öffnete die Tür zum Fond.
Tully vertraute Sean an: »Er war mächtig stolz auf dich, Sean, wo du doch ‘n Held bist und so. Die Orden …«
»Davon bin ich
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