Hoelle auf Zeit
hatte. Sie kam zurück und reichte sie Egan. »Lesen Sie das.«
»Vito Barbera, Grosvenor Apartments, South Curzon Street.« Er war sichtlich verwirrt. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Ich habe Verbindungen zur Mafia, Sean, und zwar auf höchster Ebene. Haben Sie schon mal von Don Rafael Barbera gehört?«
»Ja«, bestätigte er zurückhaltend. »Er ist Mafia-Boß in ganz
Sizilien. Capo, der oberste Chef.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil ich in Sizilien eingesetzt war. Ich dürfte das nicht mal andeutungsweise erwähnen – es ist ein Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen –, aber ich wollte vor allem deshalb nicht für Ferguson und Group Four arbeiten, weil ich vom SAS zu ihnen abgestellt wurde, kurz bevor ich auf die Falklands ging. Abstellung nach Sizilien.«
»Was haben Sie dort gemacht?«
»Das würde ich an Ihrer Stelle nicht fragen. Sagen wir, das bringt uns wieder auf die Assassinen, und lassen wir’s dabei.«
»Ich habe Barbera auf dem Herflug kennengelernt«, beharrte sie. »Ich war völlig durcheinander. Wir sprachen über Eric. Er war freundlich und verständnisvoll.« Sie hielt die Karte hoch. »Das ist sein Enkel, Vito Barbera. Er leitet das Familienunter nehmen in London, Kasinos, Wettbüros, Restaurants. Kein Rauschgift.«
»Wer sagt das?«
»Don Rafael, und ich glaube ihm. Er flog gleich weiter nach Palermo, aber er sagte mir, daß er mit seinem Enkel über mich sprechen wollte. Daß er ihn bitten würde, mir auf jede erdenk liche Weise behilflich zu sein.« Sie war jetzt fest entschlossen. »Ich beabsichtige, Vito Barbera aufzusuchen, Sean. Wenn Sie nicht mitkommen wollen, gehe ich allein.«
Sie standen sich Auge in Auge gegenüber, und dann klingelte es an der Haustür, Egan schaute aus dem Fenster und sah Fer guson und Villiers auf der Treppe stehen.
11
Egan öffnete. Villiers stürmte mit hochrotem Kopf an ihm vorbei. »Ich hab Sie wie eine Stecknadel gesucht.«
Ferguson folgte und begrüßte ihn strahlend: »Guten Morgen, Sean.«
»Was ist denn in ihn gefahren?« erkundigte sich Egan, als er die Tür zumachte.
»Er ist nicht erfreut, nein, ganz und gar nicht erfreut«, erwi derte Ferguson. »Seiner Meinung nach führen Sie die Lady direkt in die Schußlinie, während Sie doch eigentlich ihren überschäumenden Tatendrang zügeln sollten. Und wenn ich ehrlich bin, so muß ich sagen, daß ich seine Auffassung teile.«
Er ging ins Wohnzimmer, Egan folgte ihm. Villiers las Sarah die Leviten. »Wir haben in unserem Computer ein sogenannt vernetztes Suchprogramm eingespeichert. Wenn wir deinen Namen eingeben, ruft es sämtliche Daten ab, die andere Com puter über dich gespeichert haben. Kreditkarten, in welchen Restaurants du ißt, wo du einkaufst. Eine unschätzbare Hilfe, dir auf der Spur zu bleiben.«
»Merkwürdig«, konterte Sarah, »ich dachte immer, die Ge stapo hätte seit 1945 ausgedient.«
»Meine liebe Mrs. Talbot, wir wollen doch nur Ihr Bestes, das müssen Sie einsehen«, erklärte Ferguson. »Tony findet, daß dieser junge Idiot« – er streifte Egan mit einem Seitenblick – »sich zu sehr von Ihrem Engagement mitreißen läßt.«
»Der Computer hat ermittelt, daß ihr beide gestern mit Bri
tish Airways nach Paris geflogen seid«, sagte Villiers. »Mit Jack Shelley.«
»Sie sind kurz vor Mitternacht überstürzt zurückgekommen und haben Mr. Shelley in eine Rehabilitationsklinik für Alko holiker in St. John’s Wood eingeliefert«, warf Ferguson lä chelnd ein. »Mr. Shelleys Aktivitäten sind mir seit Jahren geläufig, er mag alle möglichen anderen Schwächen haben, und die nicht zu knapp, doch keinesfalls ein Alkoholproblem, das kann ich Ihnen versichern.«
»Das verwirrte uns, so daß wir in der Klinik Erkundigungen einzogen«, fuhr Villiers fort. »Oh, sehr diskret, versteht sich. Der gute Dr. Aziz hat keinerlei Verdacht.«
»Aber was wir herausfanden, bestätigte unsere Vermutung, daß Sie einen stürmischen Abend in Paris verbracht haben, Mrs. Talbot, wenn das Mr. Shelley einen Schultersteckschuß eingetragen hat«, bemerkte Ferguson.
»Ich habe dazu nichts zu sagen«, erklärte Sarah.
Villiers wandte sich wütend an Egan. »Worauf wollen Sie hinaus? Daß sie umgebracht wird, oder was?« Er zog ein wei ßes Blatt Papier aus der Tasche und entfaltete es. »Der Mann mit der Narbe aus der Untergrundbahn, von dem Sie annah men, er
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