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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gehören Wirtschaftsprüfer, Finanzfachleute aus der City, zwei Ärzte und mindestens ein Professor von der University of London.«
      Er holte sich den Kaffee. »Solche Leute? Aber warum bloß?« fragte Egan.
      »Nervenkitzel, mein Junge, damit ködern wir sie. Gefahr, Erregung. Auf einen fahrenden Zug bei Dunkelheit aufzusprin­ gen, wenn er aus dem Güterbahnhof hinter Paddington oder Victoria Station hinausrollt, ist nicht gerade einfach. Das erfor­ dert Mut und starke Nerven.«
      »Verrückt.« Egan schüttelte den Kopf. »Du mußt verrückt sein.«
      »Heute nacht war es eine kurze Fahrt, weil ich noch zurück­ wollte, aber ich hab die ganze Strecke bis Glasgow immerhin in einem Ford Escort auf einem offenen flachen Güterwagen gesessen. Ein tolles Gefühl von Freiheit, vor allem, wenn du durch einen hell erleuchteten Bahnhof donnerst. Und aufpassen mußt du wie ein Schießhund bei diesem Unternehmen. Nach Liverpool wimmelt es nur so von Halbstarken, die Autoradios klauen wollen, und das bedeutet Bahnpolizei, da mußt du schon auf Draht sein.«
    »Verrückt«, wiederholte Egan.
      »Unsinn. Das Beste, was mir je passiert ist. Aber wie steht’s mit Paris?«
      Egan brachte ihn auf den neuesten Stand. »Hinter allem steckt also eindeutig Smith«, schloß er. »Hast du während meiner Abwesenheit irgendwas über ihn rausgekriegt?«
      »Gar nichts. Na ja, es gibt jede Menge von Gaunern namens Smith, in sämtlichen Spielarten, aber keinen einzigen, der ins Bild paßt.« Crowther zuckte die Achseln. »Das ist natürlich nicht verwunderlich, oder? Schließlich ist Smith nicht sein richtiger Name, das ist doch wohl klar.«
      »Womit uns zwei Anhaltspunkte bleiben. Jago und Daniele Frasconi. Können wir mal probieren, ob du fündig wirst?«
      Sie gingen ins Arbeitszimmer. Crowther stellte sich den Kaf­
    fee in Reichweite und machte sich ans Werk. »Ich fange mit Frasconi an. Das dürfte einfach sein. Mit seinem Leumund haben die ihn in Scotland Yard doch garantiert in ihrer Daten­ bank.« Nach zwei Minuten nickte er zufrieden. »Ich bin drin.« Die Fakten begannen sich vor ihnen auszubreiten. »Meine Güte, das ist ja wie eine Fortsetzung von Der Pate.«
      Die Frasconis waren eine mächtige Mafiafamilie mit Sitz in Palermo, kontrolliert von Zwillingsbrüdern, Daniele und Salva­ tore, fünfunddreißig Jahre alt. Die Haupteinnahmen der Fami­ lie stammten aus dem Rauschgifthandel. Zur Zweigstelle in London gehörten zwei Kasinos und die Beteiligung an einer Kette von Wettbüros. Außerdem besaßen sie drei Hotels.
      »Alles Fassade, eine Waschanlage für die Gelder aus dem Drogenhandel.«
      »Scheint so, als ob Daniele hier das Ganze dirigiert hat, bis er letztes Jahr vom Rauschgiftdezernat geschnappt wurde«, mein­ te Crowther. »Er hat die gegen ihn erhobene Anklage Punkt für Punkt widerlegt, bis auf einen. Tätliche Beleidigung eines Polizeibeamten. Hat sechs Monate im Armley-Gefängnis in Leeds abgebrummt und ist nach seiner Entlassung nach Sizilien
    zurückgekehrt.«
    »Das hätt ich gern ausgedruckt«, bat Egan.
    »Klar.«
      Der Drucker fing zu rattern an. »Und nun zu Freund Jago«, sagte Egan.
      »Ich bleibe erst mal bei Scotland Yard.« Crowther machte sich an die Arbeit. Nach einer Weile lehnte er sich zurück. »Nur drei – ein ungewöhnlicher Name, verstehst du. Ein Ein­ brecher in Cardiff, ein zu lebenslänglich verurteilter Mörder im Durham-Gefängnis und ein ehemaliger Buchhalter aus der City, der momentan in Parkhurst fünf Jahre wegen Unterschla­ gung absitzt. Kein Anlaß zum Jubeln.«
      »Auf ein Neues«, sagte Egan. »Was wissen wir über ihn? Ehemaliger Militär, wenn mich nicht alles täuscht. Den die meisten in unserer klassenbesessenen Gesellschaft als Gentle­ man bezeichnen würden. Einsame Spitze, wenn’s Scherereien gibt und gezielt gehandelt werden muß. Narbe auf der linken Wange.«
      »Einer von dem Kaliber könnte sich doch nach der Army ohne weiteres für eine Söldnerlaufbahn entschließen«, meinte Crowther.
      »Das ist eine Idee. Du könntest es mal mit bekannten Söld­ nertruppen versuchen. Ich brauche eine Tasse Tee. Während ich sie aufbrühe, mache ich dir frischen Kaffee.«
      Als er zur Tür ging, fragte Crowther: »Sagtest du nicht, daß du ihn Villiers gegenüber erwähnt hast?«
      »Ja, aber da dachte ich noch, er gehört zu seinen Leuten in Group Four.«
      »Du kapierst nicht, worauf ich hinauswill.«

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