Hoelle auf Zeit
ernst zu. »Und wie kann ich Ihnen dienlich sein?«
Sie setzte ihn mit wenigen Worten ins Bild.
Barberas Gesicht wurde hart. »Nun verstehe ich, warum mein Großvater Sie zu mir schickte. Was genau also kann ich für Sie tun?«
»Wir wissen jetzt etwas mehr als anfangs«, erläuterte Egan. »Der Mann, der hinter dem Ganzen steckt, der große Unbe kannte, wird Smith genannt. Sagt Ihnen der Name was?« Vito schüttelte den Kopf. »Oder Jago, hilft das irgendwie weiter? Das ist der Mittelsmann.«
»Nein, beide Namen sagen mir gar nichts.«
»Versuchen wir’s doch mal mit Frasconi – Daniele Frasco
ni«, warf Sarah ein.
Vito Barberas Augen funkelten unheilverkündend. »Frasco ni?«
»Er hat offenbar im Londoner Rauschgifthandel schwer mit gemischt, stimmt das?« fragte Egan.
Vito nickte. »Er hätte zwanzig Jahre kriegen sollen, aber sei ne Leute haben die Zeugen bearbeitet. Er hat kurz wegen tätli cher Beleidigung gesessen und ist dann nach Hause zurückge kehrt. Aber wie ist er in diese Sache verwickelt?«
»Anscheinend besteht eine Verbindung zwischen den Fras
conis und Smith«, erklärte Egan. »Wir wissen, daß Daniele Frasconi letztes Jahr von einem der Handlanger von Smith einen Koffer voll Heroin übernommen hat.«
Während einer kurzen Pause schenkte sich Barbera noch ein Glas Champagner ein und trank es langsam. »Ich will es Ihnen erklären«, begann er. »Daheim ist mein Großvater Capo der Mafia von ganz Sizilien, die Nummer eins, aber das paßt eini gen nicht.«
»Den Brüdern Frasconi?« mutmaßte Egan.
»Genau. Mein Großvater hat sich nie die Hände mit Drogen schmutzig gemacht und wird es auch niemals tun. Er ist ein altmodischer Mensch. Die Frasconis wiederum …« Vito zuckte die Achseln. »Im vorigen Jahr haben sie drei Mordanschläge auf ihn verübt. Am Schluß wird er Sieger sein, keine Frage. In New York hat er sie auch abserviert, aber eine schwierige Situation ist es jedenfalls.«
Er stockte. »Noch etwas?« fragte Egan.
»Ich weiß nichts über diesen Smith«, antwortete Vito. »Da muß ich meinen Großvater konsultieren. Was mich interessiert, sind die Todesfälle in Ulster, die Sie erwähnten.«
»Wieso?« erkundigte sich Sarah.
»Daß drüben Terroristen auf beiden Seiten in den Rausch
gifthandel verwickelt sind, ist allgemein bekannt. Aber es gab Gerüchte, die Frasconis hätten eine Zeitlang eine irische Con nection gehabt. Die Anwendung dieser Droge burundanga und jetzt die Verbindung zwischen Smith und den Frasconis hier in London – das spricht für sich selbst.«
»Was schlagen Sie als nächstes vor?« fragte Egan.
»Ich rufe meinen Großvater an, rede mit ihm, und wir unter
halten uns dann am Nachmittag noch einmal.«
»Hier?« erkundigte sich Sarah.
»Warum denn nicht? Ich hab noch einiges zu erledigen, aber gegen drei könnte ich zurück sein.«
»Ausgezeichnet.« Sarah und Egan erhoben sich, und Vito Barbera begleitete sie hinaus.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Talbot.« Er ergriff ihre Hand. »Meinem Großvater fällt ganz bestimmt etwas dazu ein.«
»Was nun?« fragte Sarah, als sie losfuhren.
»Ich dachte, wir könnten mal nach Jack sehen, und dann viel leicht eine Kleinigkeit essen. Irgendwie die Zeit ausfüllen, bis wir wieder zu Barbera gehen.«
»Meinen Sie wirklich, daß Don Rafael helfen kann?«
»Es würde mich nicht wundern. Ich habe den festen Ein druck, daß er sich damit zugleich selber helfen würde.« Er hielt vor der Klinik in der Bell Street.
Als sie ausstiegen, parkte Jago ein paar Meter entfernt und wartete.
Shelley saß, in Kissen gelehnt, im Bett, aß Weintrauben und schaute sich im Fernsehen einen Zeichentrickfilm an. »Das ist alles, was sie einem vormittags bieten«, beschwerte er sich.
»Auf dem anderen Kanal läuft regelmäßig das Studienkol
leg«, entgegnete Egan.
»Sehr witzig. Na, was gibt’s Neues?«
Sarah und Egan berichteten abwechselnd, und danach gab Shelley seinen Kommentar ab: »Also niemand hat die leiseste Ahnung, wer dieser Smith ist, aber bei Jago liegt der Fall an ders. Den ausfindig zu machen, dürfte ihnen anhand dieser Informationen spielend gelingen.«
»Da bin ich nicht so sicher«, widersprach Egan. »Er ist mit allen Wasser gewaschen, und möglicherweise wollen sie ihn nicht gerade jetzt schnappen. Die Sicherheitsinteressen.«
»Die
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