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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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davor lagen reglose Ameisen, zum Teil verkrümmt und mit angezogenen Gliedern wie sterbende Spinnen, zum Teil ausgestreckt und sich noch mühsam bewegend. Aber es war nicht die Explosion der Waffe gewesen, die sie niedergestreckt hatte. Charity fühlte, was es gewesen war, ehe sie es begriff. Sie fühlte es als schneidenden Schmerz in der Kehle, als sie zu atmen versuchte, und als fast unerträgliches Brennen auf der nackten Haut ihres Gesichtes. Und sie sah es als graue Dampfwolke, die im Rhythmus ihrer Atemzüge vor ihrem Gesicht erschien. Es war unglaublich kalt hier draußen. Das Atmen war fast unmöglich. Sie spürte, wie die Kälte ihr die Tränen in die Augen trieb und sie fast im gleichen Moment zu Eis auf ihrem Gesicht erstarren ließ, und wie sie trotz des isolierenden Anzugs, den sie trug, beinahe augenblicklich in ihren Körper kroch, ihre Haut prickeln ließ und ihre Muskeln zu lahmen begann. Ihre Finger und Zehenspitzen wurden taub, und sie hatte plötzlich alle Mühe, das Gewehr in den Händen zu halten. Mehr aus einem Reflex als aus logischem Denken heraus sprang sie in die Höhe und wich rückwärts gehend wieder zur Tür der Zentrale zurück. Sie atmete flach und durch die zusammengebissenen Zähne, und trotzdem hatte sie das Gefühl, flüssige Lava ihre Kehle herunterrinnen zu fühlen. Und auch Skudder erging es nicht anders. Sein Gesicht war verzerrt und sah aus wie mit Puderzucker bestäubt, und auch seine Hände waren taub und ungelenk, so daß er die Finger kaum noch bewegen konnte. Es war diese grausame Kälte gewesen, die die Moroni getötet hatte. Und nicht nur die Besatzung der Kanone. Überall in dem langen, schmalen Korridor, dessen Wände sich jetzt mit glitzernden Eiskristallen überzogen hatten, lagen reglose Insektenkrieger. Die meisten tot, einige bewegten sich noch schwach, waren aber nicht mehr in der Lage, aufzustehen oder auch nur noch nach ihren Waffen zu greifen. Ein eisiger Wind fauchte durch den stählernen Gang. Hastig wichen sie wieder in die Zentrale des Läufers zurück. Hier drinnen war es spürbar wärmer, aber sie sah an dem Ausdruck auf Fallers Gesicht, daß die Temperaturen jetzt auch hier merklich fielen. Die Schicht aus glitzernden Eiskristallen, die den Boden und die Wände draußen überzog, begann lautlos und rasch über die Schwelle zu kriechen und breitete sich wie weißer Schimmel auf dem Boden und den Wänden aus; nicht sehr schnell, aber unaufhaltsam. »Was haben Sie getan?« Leßter beantwortete Charitys Frage auch jetzt nicht, aber er hob für einen Moment den Blick und schenkte ihr ein Lächeln, das Charity frösteln ließ. Er sah noch immer aus wie ein großer Junge, der sich nur als Erwachsener verkleidet hatte, und in seinen Augen glitzerte noch immer diese kindliche Fröhlichkeit, aber Charity mußte plötzlich daran denken, wie kaltblütig er Phillipsen getötet hatte, so berechnend und logisch wie eine Maschine. »Suchen Sie etwas, um die Tür zu verbarrikadieren«, sagte er. »Bevor wir hier drinnen erfrieren.« Skudder setzte zu einer wütenden Entgegnung an, aber Charity brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. Leßter hatte wieder einmal recht - sie hatten einfach keine Zeit, um mit ihm zu reden. Die Temperaturen fielen rasend schnell. Draußen im Korridor herrschten Minusgrade, die die Insekten binnen Minuten kampfunfähig gemacht und vielleicht getötet hatten, und wenn sie zuließen, daß ihr letztes bißchen kostbarer Wärme hinausströmte, dann würden auch sie in einigen Minuten erfrieren. Während Faller und der Hopi begannen, eines der großen Instrumentenpulte auseinanderzunehmen, um die Platte als provisorische Tür vor den Ausgang zu schweißen, trat Charity noch einmal in den Gang hinaus und sah sich um. Obwohl kaum eine Minute vergangen war, hatte sich das Bild wieder verändert, auf furchtbare Weise verändert: Eine glitzernde Eissicht hatte die Körper der gestürzten Moroni mit einem weißen Panzer überzogen, und von der Decke und den Wänden wuchsen bizarre Gebilde aus Eis herab. Die Luft war voller staubfeinem, wirbelndem Schnee und so schneidend kalt, daß Charity schmerzvoll hustete, als sie einen Atemzug nahm. Was war hier geschehen? Sie wich wieder ein Stück in die Zentrale zurück, überzeugte sich mit einem raschen Blick vom Fortgang von Skudders und Fallers Arbeit und drückte dann einige Knöpfe auf dem Instrumentengürtel ihres Anzuges. Anders als Skudder und die drei Soldaten hatte sie darauf

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