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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schloß. Ich ging zum anderen Ende des Korridors und klopfte sacht an Amanthas Tür. Sofort ging sie auf, und Amantha winkte mich herein.
    »Vor fünf Minuten war Kent noch hier«, flüsterte sie. »Er hat Trudi unter irgendeinem Vorwand verlassen, konnte aber nur ganz kurz bleiben .«
    »Warum?«
    »Trudi hat offenbar ganz schlechte Laune und läßt ihn keine Minute aus den Augen. Folglich werden wir unsere Besprechung bis zum Morgen verschieben müssen .«
    »Warum flüstern wir denn dann ?« fragte ich, wieder mit normaler Lautstärke.
    »Nur Sie haben geflüstert«, flüsterte sie.
    »Und wie nennen Sie das, was Sie gerade tun ?«
    »Oh...« Plötzlich fand sie die Stimme wieder. »Daran wahr wahrscheinlich nur Kents Anblick schuld. Jedesmal wenn ich ihn sehe, schmelze ich innerlich, und die Kehle wird mir trocken .«
    »Dann sind Sie wahrscheinlich allergisch gegen ihn«, tippte ich. »Er wirkt auf Sie nicht anders als irgendein ordinärer Virus .«
    »Sagen Sie das nicht !« fuhr sie mich an.
    »Na, jedenfalls«, ich zuckte nonchalant die Schultern, »habe ich meine eigene Verschwörung laufen — nur falls Sie interessiert sind .«
    »Alles, um Mr. Buchanan bei Laune zu halten«, sagte sie schnell. »Und mir die Anwendung des zweiten Bakerschen Gesetzes zu ersparen.« Sie schüttelte sich. »Haben Sie Mr. Buchanan jemals gesehen ?«
    »Was für eine Art Boot hat Sie zur Insel gebracht ?« lenkte ich ab.
    »Ein Ruderboot, was denn sonst?« Verwundert sah sie mich an. »Der Fluß ist an dieser Stelle nicht mal hundert Yards breit. Ein Kind käme da herüber .«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich. »Wie wär’s also, wenn Sie mich jetzt sofort hinüberrudern würden ?«
    »Machen Sie Witze ?«
    »Also gut«, grollte ich, »dann zetteln Sie sich Ihre eigene Verschwörung an .«
    »Es ist Ihr Ernst !« Plötzlich schnippte sie mit den Fingern. »Ich weiß, ich muß nicht mehr bei Trost sein, aber ich mache trotzdem mit .«
    »Mir wäre es lieber, niemand würde uns aufbrechen sehen«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Falls wir im Haus also jemanden treffen, dann sind wir auf dem Weg ins Wohnzimmer, um noch etwas zu trinken. Und falls uns draußen jemand begegnet, dann tun wir so, als hätten wie soeben die Liebe entdeckt, und fallen uns in die Arme .«
    »Aber sicher.« Sie nickte ungeduldig. »Muß ich irgend etwas mitnehmen ?«
    »Nur eine Fledermauskanone, wenn Sie eine haben.«
    Auf dem Weg durchs Haus begegneten wir keiner Menschenseele; rechtzeitig erinnerte ich mich daran, wie ich in der Vornacht ausgesperrt worden war, und ging durch die Hintertür, nachdem ich den Schlüssel abgezogen und eingesteckt hatte. Als wir den Rasen überquerten, schob Amantha den Arm durch meinen und legte den Kopf an meine Schulter.
    »Kommen Sie bloß nicht auf dumme Gedanken«, sagte sie dabei leise. »Ich tue das nur für den Fall, daß uns jemand nachsieht .«
    Das Ruderboot war am Steg festgebunden, und im hellen Mondschein hatte ich Amantha schnell auf den mittleren Sitz verfrachtet, die Ruder eingehängt und sie ihr in die Hand gedrückt, ehe ich mich ihr gegenüber auf dem Vordersitz niederließ.
    »Eines muß man Ihnen lassen, Baker«, flüsterte sie mit mörderischem Blick. »Sie könnte niemand mit einem Gentleman verwechseln .«
    »Los, rudern«, befahl ich.
    Die Atmosphäre war etwas gespannt, als sie nach einer Minute Rudern entdeckte, daß ich vergessen hatte, das Tau zu lösen. Doch danach erreichten wir schnell den Anlegesteg auf der anderen Seite, und ich dachte daran, das Boot fest anzubinden, ehe wir aufbrachen.
    »Was jetzt, Sie Genie ?« fragte Amantha grob.
    »Wir marschieren«, informierte ich sie. »Und zwar zurück zu der Stelle, wo unser Wagen steckenblieb, als Sie die Orientierung verloren — wissen Sie noch ?«
    »Ich habe sie nicht verloren !«
    Aber ich packte sie nur am Ellbogen und zog sie so schnell neben mir her, daß sie das Protestieren bald aufgab und ihre Lungen schonte. Ohne weitere Schwierigkeiten fanden wir das Ende des Pfades, wo der Wagen am Vorabend gestanden hatte, und ich drängte weiter, hinein in das dichte Unterholz auf der gegenüberliegenden Seite. Großzügig erlaubte ich Amantha, hinter mir zu gehen, so daß ich den Löwenanteil an peitschenden Zweigen und Stolperwurzeln abbekam. Erst als wir bis zu den Knöcheln im Schlamm versanken, begann sie sich bitterlich zu beschweren. Endlich erreichten wir ebenen Boden, und das Dickicht lichtete sich.
    »Wo sind wir ?« keuchte Amantha.

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