Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
»Irgendwo jenseits der walisischen Grenze?« Dann stieß sie einen dünnen Schrei aus. »Woher kommt das blaue Licht ?«
    »Das ist nur Sumpfgas«, erklärte ich schnell. »Eine ganz natürliche Erscheinung.«
    »Trotzdem jagt es mir einen Heidenschrecken ein«, stöhnte sie. »So hin und her zu tanzen !«
    »Aber trotzdem«, versuchte ich sie aufzuheitern, »ist es eine wunderschöne, helle Mondnacht .«
    »Möglich«, grollte sie.
    Damit hatte ich meinen ersten schweren Fehler gemacht. Automatisch hatte Amantha zum Mond aufgeblickt, und das erste, was sie sah, war die riesige Fledermaus, die direkt über uns schwebte. Amantha stieß noch ein kurzes Schnattern aus, ehe ihre Augen sich verdrehten und sie stocksteif zu Boden glitt. Ich begann, in immer weiteren Kreisen die Gegend abzusuchen, ehe ich das Erwartete endlich fand, indem ich fast darüber gestolpert wäre und mir den Fuß verrenkt hätte: Der Ringbolzen war tief in den Boden getrieben worden, und ich tastete ihn ab, bis ich das straff gespannte Seil entdeckte. Mit beiden Händen zog ich fest daran, und der riesige Vampir setzte zum drohenden Sturzflug auf mich an. Dann zog ich einfach weiter, bis das Untier in etwa zwanzig Fuß Entfernung zu Boden flatterte. Ein erbärmliches Stöhnen hinter mir verriet, daß Amantha wieder Interesse an ihrer Umgebung zu zeigen begann, also ging ich zurück zu ihr und half ihr auf die Beine.
    Im nächsten Augenblick warf sie mir beide Arme um den Hals und vergrub den Kopf an meiner Brust. Als Geste der Zuneigung hätte es mich wirklich fasziniert, aber ich dachte mir, Sex war im Moment wohl das letzte, was sie im Sinn hatte.
    »Der Vampir !« gurgelte sie. »Du mußt mich vor diesem gräßlichen Ungeheuer retten, Larry! Bitte!« Schmerzhaft gruben sich ihre Nägel in meinen Rücken. »Tu doch was !«
    »Hab’ ich doch schon«, sagte ich, aber sie hörte offenbar gar nicht zu, denn ihre Nägel kratzten nur immer tiefer, und ich fragte mich, wann mein Blut fließen würde.
    »Du mußt dich opfern«, schlug sie hoffnungsvoll vor. »Biete dich ihm als Opfer dar, während ich davonzurennen versuche .«
    »Hör auf, meine Beerdigung zu planen«, fuhr ich sie an. »Es ist alles vorbei. Ich habe Dracula zum Duell gefordert — und bin Sieger geblieben !«
    »Tatsächlich?«
    »Mußte das derart überrascht klingen ?« fauchte ich.
    Vorsichtig hob sie den Kopf ein paar Millimeter, studierte mit leidenschaftlichem Eifer mein Gesicht und riskierte dann einen schnellen Blick zum Himmel.
    »Er ist weg !« stellte sie skeptisch fest.
    »Ich sage ja, ich hab’ ihn erledigt«, nickte ich. »Also kannst du jetzt auch die Krallen aus meinem Fleisch ziehen .«
    Sie ließ die Arme sinken und wich einen Schritt zurück, dann spähte sie wieder himmelwärts und um sich. »Wo ist er ?« fragte sie mit Grabesstimme. »Der Kadaver, meine ich ? Oder ist er einfach zu Staub zerbröckelt, im selben Augenblick, als du ihn umbrachtest ?«
    »Zerbröckelt ist er schon .« Ich nahm sie am Ellenbogen. »Komm, schau’s dir an .«
    Sie war noch immer heftig am Protestieren, als wir die Stelle erreichten, wo die riesige Fledermaus ausgestreckt lag. Nach weiteren fünf Sekunden herzerweichenden Flehens ermannte Amantha sich soweit, daß sie einen Blick riskierte.
    »Er ist gar nicht echt ?« fragte sie endlich.
    »Nur ein Drachen.«
    »Larry...« Schon wurde ihr Ton wieder barsch. »Wußten Sie die ganze Zeit, daß es nur ein Drachen war ?«
    »Ich hab’s mir so ungefähr gedacht .« Und dann beging ich den zweiten Fehler des Abends. »Als ich es von Boris’ Fenster aus sah, machte das Ding einen so künstlichen Eindruck — selbst auf diese Entfernung .«
    »Sie wußten die ganze Zeit, daß es hier über uns hing? Ich meine...« Der barsche Ton wurde zusehends haßerfüllter . »Als Sie mich baten, mitzukommen, als ich das Boot über den Fluß ruderte, als Sie mich durch dieses Dickicht, durch Schlamm und Sumpf zerrten — all die Zeit wußten Sie, daß ich irgendwann aufblicken und dieses Untier über uns entdecken mußte?«
    »Na ja«, meinte ich nervös, »es war schon ein Problem, mein Engel. Ich überlegte die ganze Zeit, wie ich’s Ihnen am besten beibringen könnte...«
    »Aber Sie haben kein Wort gesagt !«
    Im nächsten Augenblick traf die harte Spitze ihres linken Schuhs mit voller Wucht mein Schienbein. Mein dritter schwerer Fehler war, daß ich auf einem Bein auf und ab hüpfte, während ich die wunde Stelle rieb — denn damit bekam sie

Weitere Kostenlose Bücher