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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Chance, mich auch gegen das andere Schienbein zu treten. Erst nach Minuten der Agonie begann mein Denkapparat wieder zu funktionieren — und mittlerweile war Amantha wieder bester Laune.
    »Wir haben’s geschafft, Larry !« verkündete sie aufgekratzt. »Ist Ihnen das klar? Wir können Trudi endlich ihren falschen Dämon zeigen !«
    »Stimmt«, grunzte ich und ließ meine schmerzenden Schienbeine los.
    »Trotz Ihrer Gedankenlosigkeit, Brutalität und Heimtücke«, räumte sie großherzig ein, »muß ich zugeben, daß Sie mitunter Symptome ausgesprochener Genialität zeigen .«
    »Zu gütig«, sagte ich kalt. »Und jetzt machen wir uns besser auf den Rückweg .«
    »Nehmen wir den Drachen denn nicht mit ?«
    »Der läuft uns schon nicht weg«, meinte ich. »Wir können ihn am Morgen holen .«
    Sie trottete hinter mir her, als wir uns in das verfilzte Unterholz stürzten, und bis wir den Pfad wieder erreicht hatten, rang sie verzweifelt um Atem.
    »Wozu diese Eile ?« keuchte sie. »Ich muß mich ein Weilchen ausruhen .«
    »Eine Minute, nicht mehr«, sagte ich.
    »Was ist das nur mit Ihnen ?« fragte sie hilflos. »Ich glaube, Sie sind ein Sadist durch und durch .«
    »Mir ist nur eben so ein unangenehmer Gedanke gekommen«, sagte ich heiser. »Versetzen Sie sich mal an die Stelle von Personen auf der Insel, die mich für eine Weile aus dem Weg haben möchten, damit ich ihnen nicht in die Quere komme, während sie sich mit bestimmten Dingen beschäftigen, die sie lieber geheimhalten wollen...«
    »Na gut«, sagte sie müde, »ich versetze mich .«
    »Also sorgen Sie dafür, daß ein Freund den Vampir überm Moor aufsteigen läßt, und bei diesem hellen Mondlicht können Sie mit Sicherheit davon ausgehen, daß er schon bei einem einzigen Blick durchs Fenster vom Haus aus entdeckt werden kann. Also warten Sie ab, bis Sie Baker und die Hardy-Dame aus dem Haus schleichen sehen, dann wissen Sie, daß Ihr Köder geschluckt worden ist. Dieser gottverdammte Drachen sollte unecht aussehen! Ich sollte ihn als Attrappe erkennen, weil ich dann — wie sie genau wußten — einfach nicht widerstehen konnte, sondern ein Exempel statuieren mußte .«
    »Warum sollte sich jemand all diese Umstände machen ?« fragte Amantha. »Aber wenn, dann haben Sie ganz recht, denn es hat prächtig funktioniert, nicht ?«
    Ich biß die Zähne zusammen angesichts dieses bemerkenswerten Beispiels weiblicher Logik, die mich tief in meinem Selbstbewußtsein traf, packte ihren Ellenbogen und zog sie wieder weiter. In knapp einer Minute hatten wir den Anlegesteg erreicht, und ich sah auf den ersten Blick, daß wir uns die Eile hätten sparen können. Das Boot war verschwunden.
    »Falls Sie glauben, daß ich Sie auf den Rücken nehme und zur Insel schwimme, dann liegen Sie falsch !« konstatierte Amantha. Dann hockte sie sich ungraziös auf den nächsten Pfahl, zog die Schuhe aus und begann sich vorsichtig die Füße zu massieren.
    »Ich bin schon letzte Nacht hinübergeschwommen«, sagte ich säuerlich. »Wieso sollte ich es also nicht nochmals probieren ?«
    »Ich bin ungern ein Spaßverderber«, sagte Amantha, »aber wenn diese gewisse Person, von der Sie sprachen, so weit richtig überlegte, daß die Vampir-Attrappe Sie hierher locken würde, wenn sie Ihnen dann das Boot wegnahm, damit Sie nicht zurückrudern konnten — dürfte eben diese Person dann nicht auch ganz richtig damit rechnen, daß Sie hinüberschwimmen werden?«
    »Soll sie doch«, grunzte ich. »Das wird mich nicht aufhalten .«
    »Vielleicht nicht, bis Sie die Insel betreten .« Ihre Stimme bebte ein wenig. »Aber ich muß immerzu daran denken, wo Sie Warrens Leiche fanden — nämlich im Fluß .«
    »Nach Crespins Theorie ist der Dämon nur eine Ausgeburt von Mara Lennays böser Phantasie«, erwiderte ich dumpf. »Unter ihrem Einfluß haben sich die meisten Gäste auf der Insel zu Satansanbetern gewandelt. Er rechnet außerdem damit, daß sie für heute nacht irgendeine scheußliche Zeremonie vorhaben .«
    »Dann halten sie aber garantiert Ausschau, ob Sie angeschwommen kommen, Larry !«
    »Vielleicht hat Crespin den Teufel nur an die Wand gemalt«, meinte ich, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    »Es ist nicht Ihre Schuld, wenn die Sache ihren Lauf nimmt«, murmelte sie. »Sie haben mehr als Ihren Teil getan, Larry .«
    »Wenn ich nur auch seine weiteren Überlegungen vergessen könnte«, fuhr ich fort. »Wie zum Beispiel die, daß sich keiner mehr von dem bösen Geist

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