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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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befreien kann, der diese Zeremonie erst einmal mitgemacht hat. Und das würde auch Trudi Lambert und Pamela Truscott einschließen. Und was wird aus Boris? Oder Crespin? Oder jedem anderen etwa Unschuldigen?«
    »Also gut«, schimpfte Amantha. »Ich muß von allen guten Geistern verlassen sein, daß ich’s Ihnen verrate — aber es gibt eine Möglichkeit, und ich komme mit Ihnen. Wenn ich allein hier zurückbliebe, wäre ich innerhalb von fünf Minuten ein nervöses Wrack .«
    »Was für eine Möglichkeit?«
    »Wenn man nach Ihnen Ausschau hält, dann doch auf dieser Seite des Flusses«, erläuterte sie. »Mein Plan bringt allerdings äußerste körperliche Belastungen mit sich: Zunächst gehen wir an diesem Ufer etwa eine halbe Meile weiter, bis wir die Insel hinter uns haben, dann schwimmen wir durch den Fluß .«
    »Und erreichen das Festland der anderen Seite !« höhnte ich.
    »Haargenau. Dann laufen wir die halbe Meile drüben zurück und schwimmen wieder durch den Fluß, aber so, daß wir auf der abgelegenen Seite der Insel an Land gehen, wo — hoffentlich — niemand nach uns ausspäht .«
    »Miss Hardy«, sagte ich staunend, »es kann gar keinen Zweifel daran geben, daß Sie aus bestem Agenturleiter-Holz geschnitzt sind !«
    »Falls ich lange genug am Leben bleibe«, stellte sie fest. »Sie haben so gut wie gar nicht angedeutet, was eben im Augenblick auf der Insel alles vor sich gehen könnte, und ich bin schon jetzt halbtot vor Angst .«
    »Mir geht’s nicht viel anders, Kleine .« Meine Humphrey-Bogart-Imitation mißlang restlos. »Wollen wir ?«
    »Falls mir meine Schuhe noch passen .« Sie kämpfte sich hinein und erhob sich dann. »Aber eines will ich von vornherein klarstellen: So hetzen lasse ich mich von Ihnen nicht wieder !«
    Dieses Stück des Ufers war hauptsächlich mit Gras bewachsen, deshalb kamen wir verhältnismäßig gut voran. Amantha hängte sich fest an meinen Arm, und ich hätte es gerne meiner männlichen Anziehungskraft zugeschrieben, wußte leider aber nur zu gut, daß sie sich lediglich Mut machen wollte. Nach etwa zehn Minuten blieb ich am Wasser stehen, weil wir meiner Schätzung nach weit genug gegangen waren. Wir hatten die Nordspitze der Insel längst hinter uns gelassen, und das jenseitige Flußufer lag als dunkle, unförmige Masse etwa hundert Yards von uns entfernt.
    »Ich weiß ja nicht, wie Sie dazu stehen«, begann Amantha, »aber ich schwimme gern ohne hinderliche Verpackung .«
    Sie kickte die Schuhe von sich und zog ihr Kleid mitsamt dem Unterrock über den Kopf, so daß sie lediglich in BH und Höschen dastand.
    »Wie recht Sie haben«, nickte ich und entkleidete mich bis auf die Untershorts.
    »Der letzte im Wasser wird niemals Agenturchef !« Nachdem sie sich dergestalt Mut gemacht hatte, stürzte sie sich mit flachem Hechtsprung in den Fluß.
    Ich wartete, bis ich ihren Kopf wieder auftauchen sah, dann folgte ich. Das Wasser fühlte sich wärmer an als am Morgen, als ich aus dem Kanu gefallen war, und das war immerhin etwas. Erst zehn Meter vor dem gegenüberliegenden Ufer fiel mir ein, daß der Schlüssel zur Hintertür in der Tasche meiner Hose steckte, die ich drüben vor dem Stapellauf so leichtfertig ausgezogen hatte.

9

    Amantha ließ sich ins Gras sinken, den Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt. »Das war der erste Streich«, sagte sie atemlos, »und ich bin schon total erledigt !«
    »Ruhen wir uns eine Weile aus«, schlug ich dankbar vor. »Es wäre ja zu dumm, wenn das ganze Unternehmen damit enden würde, daß wir beide mitten im Fluß elend ertrinken .«
    »Allerdings.« Sie schwieg scheinbar endlose Zeit, und als sie dann wieder sprach, war ihre Stimme fast scheu: »Larry? Was glauben Sie, passiert wohl, wenn wir die Insel wieder erreichen ?«
    »Ich habe keinen blauen Dunst, ehrlich«, sagte ich. »Nur zu gern würde ich glauben, daß wir jedermann in tiefem Schlaf vorfinden, auch wenn das hieße, daß ich mich in dem Lockvogel-Vampir geirrt hätte. Aber da das Boot verschwunden war, als wir zum Landesteg kamen, muß ich doch leider recht gehabt haben .«
    »Glauben Sie, daß auch Kent Donavan zu den Teufelsanbetern gehört ?« fragte sie kläglich.
    »Möglich wär’s. Wen Sie auch aussuchen — jeder kann mit von der Partie sein. Wir müssen uns eben vergewissern, und zwar auf die harte Tour .«
    »Sie haben ein ausgesprochenes Talent dafür, Unerfreuliches beim Namen zu nennen .« Eine kühle Brise vom Fluß her ließ sie erschauern. »Ich

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