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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einmal auf der ganzen Insel, die ja gar nicht groß genug für abgeschiedene Stellen ist.«
    »Erinnern Sie sich noch an meine Worte, Mr. Baker ?« Crespin grinste schief. »Die Außenseiter wie wir werden taktvollerweise mit Schlafmitteln betäubt werden, bevor die ganze Sache beginnt .«
    »Das wäre vielleicht eine Lösung .« Ich zuckte die Schultern. »Aber es gibt noch etwas zu bedenken. Sie kennen sich hier im Haus doch gut aus. Hat Trudi irgendwo wertvolle Antiquitäten gehortet ?«
    »Antiquitäten?« Er schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte. Sie hat das Haus praktisch möbliert übernommen. Manche Möbel sind zwar altmodisch, so wie dieses scheußliche Sideboard dort drüben, aber es gibt nichts, das die Bezeichnung antik verdient hätte .«
    »Vorhin habe ich mich mit Adler unterhalten«, berichtete ich. »Er ist in der Antiquitätenbranche und mit Donavan befreundet. Seinen Worten nach hat Donavan ihm mit der Begründung hierher eingeladen, er würde im Haus ein paar ausgewählte Antiquitäten finden .«
    »Das muß irgendein Scherz gewesen sein .« Crespin schien nicht sonderlich interessiert. »Tja, ich vermute, Sie haben recht, Mr. Baker. Wir können weiter nichts tun als beobachten und auf passen .«
    Mir kam plötzlich eine Idee. »Haben Sie Mrs. Warren schon irgendwo gesehen ?«
    »Nicht seit heute morgen.«
    »Wer hat ihr die Nachricht gebracht, daß die Leiche ihres Mannes gefunden worden war ?«
    »Kent Donavan.« Er sah mich hoffnungsvoll an. »Verfolgen Sie mit Ihrer Frage eine bestimmte Absicht ?«
    »Wahrscheinlich nicht«, räumte ich ein. »Aber wie wär’s, wenn Sie einmal in ihrem Zimmer nachsehen würden? Falls sie da ist, können Sie sich immer noch damit entschuldigen, Sie wollten Ihr aufrichtiges Beileid aussprechen .«
    »Ausgezeichnete Idee.« Er straffte die Schultern. »Ich werde mich sofort darum kümmern, Mr. Baker .«
    Ich gab ihm dreißig Sekunden Vorsprung, dann ging ich hinauf zu der anderen Verschwörerclique in Amanthas Zimmer; gerade rechtzeitig fiel mir noch ein, daß sie auch Boris dazugebeten hatte. Als ich an seine Tür klopfte, kam keine Antwort, aber ich dachte, er sei wohl zu sehr damit beschäftigt, mit Flaschen und Mixer zu hantieren. Die Tür war unverschlossen, also öffnete ich sie und betrat das Zimmer. Und da stand Boris am Fenster, den Rücken mir zugekehrt; als ich sah, daß er kein Glas in der Hand hielt, wurde mir sofort klar, daß er in einer größeren Krise stecken mußte.
    »Man erwartet uns bei einer Geheimkonferenz, alter Kämpe«, sagte ich sanft, um ihn nicht zu erschrecken.
    Aber er rührte keinen Finger. Als ich näher an ihn herantrat, merkte ich, daß sich sein Körper von Kopf bis Fuß versteift hatte. Ein Seitenblick auf sein Gesicht zeigte mir den starren Blick seiner Augen und das pure Entsetzen in seinen Zügen. Dann sah ich aus dem Fenster.
    Im Widerschein des Mondes lag der Fluß da wie ein Band aus flüssigem Silber, das überirdische Ruhe ausstrahlte. Ich spähte hinüber, zu den Schatten des jenseitigen Ufers — und da sah ich es: Über dem Moor schwebte, etwa fünfzig Fuß hoch in der Luft, die schwarze Silhouette eines riesigen Vampirs.

8

    »Nicht nur die Fledermaus war schuld«, sagte Boris mit bebender Stimme, als er sich ein Glas Wodka pur eingoß. »Obwohl ich zugebe, daß sie schlimm genug war. Aber das Fürchterlichste war der Gedanke, daß ich vielleicht der einzige war, der sie sehen konnte! Als du deshalb deinen brillanten Kommentar abgabst — >Herrgott noch mal, ’s ist doch bloß ’ne Fledermaus< — war ich diese Angst sofort los. Geteiltes Leid ist halbes Leid, wie man so schön sagt, Brüderchen. Ich aber sage: wer braucht den Film? Beim ersten Tageslicht morgen früh verlasse ich diese verdammte Insel !«
    Wenn Boris in dieser Verfassung war, überlegte ich, mußten wir Verschwörer wohl ohne ihn auskommen. »Geht’s dir jetzt besser ?« fragte ich laut.
    »Prächtig geht es mir .« Er nickte heftig. »Hundert Pferde würden mich nicht wieder an dieses Fenster bringen, und so lange ich das Ding nicht sehe, existiert es auch nicht .«
    »Ich muß noch etwas erledigen«, sagte ich. »Wir sehen uns später, ja ?«
    »Nur bis Tagesanbruch, Towaritsch «, knirschte er. »Danach verschwinde ich von der Bildfläche — schneller, als die Kammerzofe aus dem Schlafzimmer meines Onkels, als sie die Fürstin kommen hörte !«
    Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, drehte sich der Schlüssel im

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