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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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letzten, übermenschlichen Willensanstrengung?

11

    »Allerdings habe ich nie ganz begriffen, Brüderchen, was in jener letzten Nacht auf der Insel wirklich geschah. Alles, woran ich mich erinnere, ist, daß ich am nächsten Morgen mit entsetzlichen Kopfschmerzen erwachte und plattfüßige Polizisten mich dauernd umrannten !« Er zitierte den Barmann mit seiner gebieterischsten Geste herbei und fragte: »Was ist die nächsthöhere Größe nach einem Mixer voll Wodka-Martini ?«
    »Wer weiß das schon ?« Der Barmann zuckte die Schultern. »Vielleicht ein Faß?«
    »Danke !« Boris lächelte ihn selig an. »Das nehme ich dann .«
    »Am Ende wurde es noch ziemlich kompliziert«, fuhr ich schnell fort, während der Barmann sich eilends zurückzog. »Oder auch unappetitlich. Sogar die Briten waren schockiert, und das passiert ja nicht eben oft. Man hielt einen Inquest unter Ausschluß der Öffentlichkeit und erkannte auf mehrfachen Mord, begangen durch mehrere Leute, die allesamt schon tot waren; dann sperrten sie zu, gingen nach Hause und bemühten sich zu vergessen, daß so etwas jemals existiert hatte.«
    »Du sprichst auch nicht verständlicher als damals diese Polizisten«, beschwerte sich Boris.
    »Vielleicht deshalb, weil ich es sofort nach dem Inquest genauso machte wie alle anderen«, gab ich zu. »Nämlich angestrengt zu vergessen, was passiert war.«
    »Aber manchmal, wenn es mir wieder einfällt, muß ich mich doch sehr wundern«, grübelte er. »Obwohl das ja nicht oft vorkommt .«
    »Wie geht es mit dem Film voran ?«
    »Wir sind vier Tage hinter dem Drehplan und sechzigstausend Dollar über dem Etat«, sagte er bitterböse. »Wenn man mir die Regie übertragen hätte, wie du’s versprochen hast, wären all diese Pannen niemals passiert .«
    »Tut mir furchtbar leid«, entschuldigte ich mich. »Wie geht’s denn Trudi so ?«
    »Prächtig!« Seine Augen leuchteten auf. »Was ist sie doch für eine großartige Schauspielerin — und dazu dieser Arbeitseifer! Sie ist so glücklich, wieder beim Film zu sein, daß sie alles tut, was man von ihr verlangt .«
    »Freut mich, das zu hören«, meinte ich. »Grüß sie schön von mir, wenn du daran denkst .«
    »Lieber nicht, Towaritsch «, antwortete er vorsichtig. »Du hast mir das schon einmal aufgetragen, aber als ich dich in ihrer Gegenwart erwähnte, bekam sie so einen komischen Blick und hat danach eine ganze Woche lang nicht mehr mit mir gesprochen .«
    »Na, dann grüß sie eben nicht von mir«, sagte ich friedfertig.
    »Sie meint es nicht persönlich, verstehst du, Larry ?« Er hämmerte auf die Theke. »Bartender! Hier sitze ich mitten in einem Heer von Flaschen — und muß verdursten !«
    »Sie haben einen Spezialwunsch geäußert und müssen noch warten«, stellte der Barmann mit Genugtuung fest. »Ich habe gerade erst nach dem Faß geschickt !«
    Ich sah auf die Uhr: Zeit zu gehen. Ich verließ sie mitten in einem Wortgefecht über den möglichen Ausgang eines Scharmützels zwischen einem Regiment Kosaken und einem Bataillon amerikanischer Marineinfanterie.
    Zwanzig Minuten später setzte mich das Taxi vor dem exklusiven, vierzigstöckigen Apartmenthaus ab. Ich fuhr in den fünfundzwanzigsten Stock hinauf und läutete. Die Tür ging einen Spalt breit auf, und ein von einem Turban gekrönter Kopf spähte vorsichtig heraus.
    »Oh, du bist’s !« Das klang nicht sonderlich begeistert. »Und so früh!«
    »Ich kann ja an den Hähnen drehen, während du duschst«, schlug ich hilfreich vor.
    »Du kannst hereinkommen, etwas trinken und dich fünfzehn Minuten lang gedulden — mehr kannst du nicht !«
    Der Kopf zog sich geschwind zurück, und bis ich das Wohnzimmer erreicht hatte, war sie im Bad verschwunden. Es benötigte mehrere gefüllte Gläser, um meine Geduld aufrechtzuerhalten, bis Amantha komplett angezogen wieder erschien. Sie stellte sich vor mich hin und strich sich das weiß-silberne Seidenkleid über den Hüften glatt.
    »Gefällt’s dir ?« fragte sie gespannt.
    »Wenn mein Wortschatz nicht so begrenzt wäre, würde ich meiner aufrichtigsten Bewunderung Ausdruck verleihen«, sagte ich.
    »Ich fühle mich aber nicht wohl darin !« Sie ging zur Bar und machte sich einen Drink. »Wohin fahren wir essen ?«
    »In dieses neue Lokal am Strip«, erwiderte ich. »Alle sagen, es sei phantastisch .«
    » Marty’s Maison «, nickte sie säuerlich. »Von wegen phantastisch. Und ich war in dieser Woche schon dreimal dort .«
    »Ja, ja, das Leben einer

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