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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das Manöver mehrere Male. Das Seil fühlte sich danach schon sehr viel lockerer an, und ich versuchte, den rechten Arm freizubekommen, aber das Handgelenk verfing sich in der Schlinge.
    »Moment«, flüsterte es hinter mir, und ich spürte, daß mir der Messergriff in die Hand gedrückt wurde. Ich verrenkte mir den Arm, bis mir fast die Sehnen zu reißen drohten, aber ich schaffte es, die Schneide gegen das Seil zu drücken. Dann begann ich mit kleinen Sägebewegungen und hoffte inständig, daß Donavan noch ein Weilchen durchhalten möge, um die allgemeine Aufmerksamkeit von mir abzulenken.
    Doch Donavan stand kurz vor dem Zusammenbruch. Dessen war sich auch der Schwarze Ritter bewußt, der ihn jetzt energischer bedrängte und gegen die gegenüberliegende Wand trieb. Die Peitsche schnellte vor und traf etwa zwanzig Zentimeter vor Donavans Füßen auf, was ihn dazu brachte, in blinder Panik zurückzuspringen. Seine Schulter stieß gegen die Wand, und er schrie dünn und hoch auf, als er die Falle erkannte, in die er sich von seinem Gegner hatte manövrieren lassen.
    Die Peitsche biß nach ihm, schneller als es das Auge verfolgen konnte, und ihr Aufklatschen wurde übertönt von Donavans wildem Schmerzensschrei. Blut rann von dem Striemen, den die Schnur vom linken Ohr bis zur Kinnspitze gezogen hatte. Der Schwarze Ritter stieß wieder sein Triumphgelächter aus, als Donavan in die Knie brach, den Kopf unter den Armen vergraben, und holte zum tödlichen Hieb aus. Im nächsten Augenblick packte der Krampf meinen verzerrten Arm, ich warf mich verzweifelt nach vorn, das Seil gab nach, und ich wär fast auf die Knie gefallen.
    »Baker!« Zum erstenmal klang die heisere Stimme aufgeschreckt. »Hinter dir!«
    Aber der Schwarze war mit seinem tödlichen Handwerk zu intensiv beschäftigt, um auf sie zu hören. Mit der einen Eisenfaust hatte er Donavan bei den Haaren gepackt und zwang seinen Kopf zurück, während die andere schon zu dem mörderischen Abwärtsschwung ausholte. In diesem Augenblick setzte bei mir das bewußte Denken aus. Ich nahm das Messer von der verkrampften Hand in die andere und rannte über den Steinboden auf den Schwarzen zu. Undeutlich hörte ich Pamelas animalischen Freudenschrei, als der zweite Ritualmord vollzogen wurde; meine Messerhand hob sich wie aus eigenem Antrieb. Mit aller mir zu Gebote stehenden Kraft stieß ich zu, und die Schneide fuhr bis zum Heft in den schwarzledernen Rücken.
    Er fiel nach vorn, über die Leiche seines letzten Opfers; der Helm löste sich und rollte scheppernd davon. Eine Weile stand ich nur da und starrte blicklos auf die Gestalt nieder, dann wandte ich mich langsam um. Pamela wälzte sich in hysterischen Zuckungen und laut schluchzend am Boden, ich wollte ihr zurufen, endlich den Mund zu halten, brachte aber im Moment nicht die Energie dazu auf. Iris Warren löste sich aus dem Schatten hinter der Säule und ging auf die reglose Gestalt zu, die immer noch ihre Bocks-Maske trug. Als sie sie erreicht hatte, griff sie danach und hob sie sanft an; darunter kam ein verzerrtes, aschfahles Gesicht zum Vorschein, das von dichtem schwarzem Haar gekrönt wurde. Die Witwe Warren lächelte träumerisch, dann zielte sie langsam und sorgfältig und spuckte Mara Lennay mitten ins Gesicht.
    Ich ging an ihnen vorbei zum Altar, wo Amantha immer noch friedlich und mit geschlossenen Augen lag. Dann starrte ich Trudi in das leere Gesicht; ihre grünen Augen sahen glatt durch mich hindurch.
    »Sie ist hypnotisiert, Mr. Baker«, sagte Iris Warren im Konversationston. »Wie schon die ganze Zeit. Diese Hexe hier hat nichts riskiert; sie ging immer auf Nummer Sicher, genau wie bei der Ermordung meines ersten und dann meines zweiten Mannes .«
    »Es wäre besser, wenn Sie es mir überlassen würden, diese Sache zum Ende zu führen«, sagte die heisere Stimme. »Sie wollen doch nicht, daß die Kleine dort oben plötzlich erwacht und entdeckt, was hier geschehen ist ?«
    »Nein«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Trudi!« Ihre Stimme war jetzt voll Autorität. »Es ist vorbei. Du wirst alles vergessen, was du hier gesehen hast !«
    »Ja.« Trudi nickte langsam. »Alles vergessen, was ich hier gesehen habe .«
    »Du bist jetzt frei. Kannst die Insel verlassen und gehen, wohin du willst .«
    »O ja!« Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Aber zuerst...«, die Stimme wurde wieder schärfer, »müssen wir uns um dieses Mädchen hier kümmern, das vor dir liegt. Du mußt Mrs. Warren

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