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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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(Trinitrotoluol; gefährlicher Sprengstoff) wäre
drin.«
    Martin lachte. »Schlimmer.
Nämlich 68 000 Euro.«
    »Aha!«
    Sie sahen sich an. Martin hob
die Schultern, jetzt ernst wie ein Grabredner. »Hast ja Recht, Tim. Alles ist
so, wie du vermutest.«
    »Gestern hast du’s
abgestritten. Wieso der Sinneswandel?«
    Wieder ein Schulterzucken.
»Gestern stand ich noch unter Schock und hab nur auf Armlänge gedacht.
Vorausgedacht. Später wurde mir klar, dass ich total auf Hilfe angewiesen bin.
Auf die Hilfe von jemandem wie dir.«
    »Erklär das!«
    »Im... äh... Bahnhofsviertel
bin ich an die Falschen geraten. Eigentlich hatte ich da ‘ne Tussi kennen
gelernt. So ein leichtes Luder. Na ja, jetzt weiß ich, dass die für Spielhöllen
arbeitet, nämlich Idioten wie mich anschleppt. Die Stadt hier ist eine
Millionenstadt und eine Art Drehscheibe für die weite Welt. Da flutet allerlei
rein und raus an Gesindel. Ich bin nun mal ein leidenschaftlicher Wetter und
spiele auch gern. Glücksspiel, meine ich. Um Geld. Und je höher der Einsatz,
umso größer der Nervenkitzel. Ich fahre darauf ab, eigentlich auf alles.
Roulett, Poker, Bakkarat, Würfeln, Bingo, Rouge et Noir. All dieser Scheiß, von
dem man die Finger lassen sollte.«
    Tim nickte und wartete.
    »Wie ich sagte: Das ganze
Bahnhofsviertel ist ein Rotlichtviertel und voller Gesindel. Die Kneipen und
Bars sind reine Abzockerbetriebe. Da ich volljährig bin, komme ich überall
rein. Fast jedes Etablissement hat Hinterzimmer: die Spielhöllen. Wenn die Polizei
antanzt, ‘ne Razzia macht, sitzen natürlich alle nur gemütlich beim Skat. Ganz
privat. Nur unter Freunden. Überrascht werden die nie. Das Warnsystem in dem
Viertel funktioniert bestens.«
    »Weiß ich von Gabys Vater.«
    »Sie haben mich betrunken
gemacht und dann über den Tisch gezogen. Sie wussten, wer ich bin, ich meine,
dass mein Alter als Industrieller viel Kohle macht. Ich hatte 10 000 Euro bei
mir — den Rest von meinem persönlichen Sparbuch. Da war mal mehr drauf, aber
ich hab schon alles verpulvert.«
    »Verzockt.«
    »Ja. Verzockt. Doch bei den
Typen hatte ich Kredit. Ich musste nur den Schuldschein unterschreiben. Das war
vor zwei Wochen. Vor einer Woche hätte ich zahlen müssen. Aber ich dachte, 10
000 Verlust ist genug. Ich war blauäugig. Dass die nichts unternehmen, habe ich
geglaubt. Nun — sie haben mich zweimal verwarnt. Gestern war letzte Frist. Dann
haben sie mich am Klünitzer See abgefangen. Auf dem kleinen Parkplatz, wo der
Wald beginnt. Ich wollte erst joggen, dann baden. Einer der beiden — er heißt
Bernd — hat mir den Mund verklebt. Luigi hat mir mit der Baseballkeule das Knie
bearbeitet. Und einen Finger gebrochen.«
    Die Erinnerung daran ließ ihn
schaudern. Für einen Moment biss er sich auf die Lippen. »Ich... äh... halte
nicht viel aus. Bin sofort bewusstlos geworden. Sie haben mich in den Wald
geschleppt — dorthin, wo später Gaby mich fand. Ich kam wieder zu mir. Sie
sagten, dass sie meinen Wagen mitnehmen.« Martin fuhr ein Audi-Coupé. »Und ihn
irgendwo in ein Parkhaus stellen. Dann musste noch ein Finger daran glauben.
Aber vorher wurde mir klar gemacht, was geschieht, wenn ich nicht spätestens
heute die Kohle abliefere. Heute!«
    »Bernd Vorderstein«, sagte Tim,
»und Luigi Morolato.«
    »Du... kennst die beiden?«

    »Nicht persönlich. Aber sie kennen
Gaby. Bei der Polizei genießen sie ein Ansehen wie der Teufel und seine
Großmutter. Falschspieler, Geldeintreiber, Knochenbrecher, vielleicht sogar
Killer. Aber es gab nie gerichtstaugliche Beweise für ihre Untaten, nicht mal
zuverlässige Indizien. Die Typen sind Profis und gehören zur Gambling-Inc.
Kennst du, ja? Auf krimineller Ebene ist die Firma so global und unantastbar
wie auf anderer Ebene ein führender Pharma-Konzern.«
    »Ich weiß, ich weiß. Und ich
könnte mich ohrfeigen.«
    »Wie man hört, ist denen noch
niemand was schuldig geblieben.«
    Martin starrte vor sich hin.
»Woher kennt Gaby die beiden? Durch ihren Vater?«
    »Sie ist ihnen im Präsidium
begegnet. Und die Situation war wohl so, dass die gecheckt haben, wer Gaby ist.
Bei Profis wie denen kann man davon ausgehen, dass die sich dann
Hintergrund-Infos verschaffen. Für alle Fälle und so. Ich schätze, Bernd, Luigi
und Konsorten wissen nicht nur über Gaby Bescheid, sondern auch über mich, Karl
und Klößchen.«
    »Verdammt! Dann... dann geht
das vielleicht nicht. Ich wollte dich nämlich um etwas bitten.«
    Tim lachte

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