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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hervor, auf der anderen Seite ein Arm. Sie hatten die
Köpfe zurückgezogen. Das heißt, sie pressten sich in die Nischen, denn tief
waren die nicht.
    Noch drei Schritte... Ein
Unbehagen beschlich Tims Freundin. Im nächsten Moment musste sie feststellen,
dass ihr Instinkt sie nicht trog.
    Links reckte Luigi Morolato
seinen schwarzlockigen Fettschädel hervor. Auf der anderen Seite grinste Bernd
Vorderstein mit seinem scheinbar freundlichen Bierkellnergesicht, aber die
Augen waren verengt in eisiger Wut.
    Gaby blieb stehen. Himmel, was
wollen die?!
    Vordersteins Schrankfigur
versperrte den Durchweg. Luigi starrte ihm über die Schulter — bei offenbar
exakt gleicher Körpergröße. Auf Gaby wirkte der Anblick wie ein Monster mit
zwei Köpfen.
    »Du kleines Miststück hast also
gequatscht.« Vorderstein starrte sie an mit Henkersblick.

    Gaby schluckte und schüttelte
sofort heftig den Kopf. »Nein! Ich habe nichts gesagt. Nichts! Ich will nicht,
dass Tim in Gefahr gerät. Und Martin hat auch ganz tapfer erzählt, dass es ein
Unfall wäre. Hat es mir gegenüber behauptet. Und auch bei allen andern.«
    »Du lügst!«
    »Nein! Wie kommen Sie darauf? —
Ach so!«
    »Ja! Ach so! Dein Freund ist
plötzlich im Spiel. Dein übereifriger Freund. Dieser Tim steht in dem Ruf, dass
er sich in alles einmischt. Hält sich für den Spürhund der Nation. Will wohl
mal Bulle werden.«
    »Nein. Zur Polizei geht er
nicht. Er wird TV-Reporter, Architekt oder Rechtsanwalt.«
    »Es wäre besser, er hätte dann
noch gesunde Beine. Aber es wird anders kommen. Denn du hast gequatscht.«
    Sie wissen gar nichts, dachte
Gaby. Sie klopfen nur auf den Busch, bluffen. Logo, Tim als Geldbote — das ist
die unglücklichste Wendung in diesem grässlichen Fall. Sie würde, das war klar,
unbeirrbar bei ihrer Behauptung bleiben. Trotzdem überlief Gaby jetzt schon zum
dritten Mal Schüttelfrost.
    »Von mir hat niemand was
erfahren«, brachte sie mit Nachdruck heraus. »Und in der Schule zweifelt
niemand an Martins Unfall. Außerdem — denken Sie doch mal nach — würde Tim
nicht den Geldboten machen, wenn er’s auf Sie abgesehen hätte. Das wäre doch
auffällig und damit blöd. Nein, Tim ist ganz zufällig reingeraten. Martin fühlt
sich als sein Freund und hat ihn um den Gefallen gebeten.«
    »Ein seltsamer Zufall, du
kleines Miststück.«
    »Gar nicht — wenn man genau
hinsieht. Hätten Sie Martin nicht die Kniescheibe zertrümmert, würde er Ihnen
das Geld selbst bringen. Und von Tim wäre überhaupt nicht die Rede.«
    »Ich bin sicher, du lügst. Du
und deine Freunde — ihr seid so ausgebufft, dass man noch von euch lernen
könnte. Deshalb hast du jetzt flink ‘ne Erklärung zur Hand.«
    Gaby sah in die beiden
Gesichter, in Vordersteins Visage mit dem brutalen Grinsen und in Luigis feiste
Züge. Es schien, als hätte der Italiener das Kinn bei seinem Kumpel auf der
Schulter abgestützt.
    »Ach, denken Sie doch, was Sie
wollen!« Gaby stampfte auf. »Ich sage, was Fakt ist. Aber in Ihren verquasten
Ganovenköpfen ist ja nur Platz für Lüge und Gewalt. Und jetzt lassen Sie mich
durch! Die Audienz (feierlicher Empfang) ist beendet.«
    Das war mutig. Und Gaby presste
auch ganz fest die Beine aneinander. Fast verwundert sah sie, wie die beiden
zur Seite rückten.
    Diesmal drückten sie sich nicht
in die Nischen, sondern ließen ihr gerade so viel Platz, dass sie durchkonnte.
Vorderstein roch nach Schweiß und... ja, nach Kartoffelsuppe. Luigi verströmte
den aufdringlichen Duft eines süßlichen Rasierwassers.
    »Dein Gequatsche, Miststück,
wird dir noch Leid tun«, raunte ihr Vorderstein von links hinten ins Ohr.
    Gaby wäre am liebsten gerannt;
stattdessen ging sie ruhig weiter, hielt den Kopf hoch und nahm die Schultern
zurück.
    Die beiden Knochenbrecher
folgten Gaby ein Stück, aber nur weil sie für zwei Minuten denselben Weg hatten
zu ihrem Wagen. Gaby sah sich nicht um.
    »Kann stimmen, was die Kröte
sagt«, meinte Vorderstein, »kann aber auch ‘ne Falle bedeuten.«
    »Vielleicht lauern die Bullen
schon bei der Partnervermittlung.«
    »Das meine ich, Luigi.«
    »Sähe nicht sehr gut aus, wenn
wir dastehen und uns der Bengel ‘nen Sack Kohle bringt.«
    Vorderstein grinste verzerrt.
»Die Bullen hätten sofort dämliche Fragen parat.«
    »Willst du etwa auf die Kohle
verzichten?«
    »Machst du Witze?«
    »Die Bullen wären
ausmanövriert, wenn Evita sich dumm stellt, total von nichts weiß.« Gemeint war
eine gewisse Evita Meppel,

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