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Hölle ohne Hintertür

Hölle ohne Hintertür

Titel: Hölle ohne Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die in der Partneragentur saß, nichts zu tun hatte
und gelangweilt die Stellung hielt. »Dann zieht der Bengel wieder ab mit der
Kohle und wir lassen uns was anderes einfallen.«
    »Mir ist schon was
eingefallen.«
    Sie hatten ihren Wagen
erreicht. Vorderstein schloss auf und glitt hinters Lenkrad.
    Morolato warf sich auf den
Nebensitz, dass die Stoßdämpfer ächzten. »Nämlich?«
    »Dieser Tim wird das Geld
vorher los. Wir schnappen ihn uns auf dem Hinweg. Er muss durch die
Lagerhaus-Straße. Meistens ist die leer wie ein Sperrgebiet. Mehr Möglichkeiten
kann man sich doch gar nicht wünschen.«
    »Überfall?«
    »Wäre leicht. Der Typ kommt
immer mit dem Rad.«
    »Wir könnten ihn abfangen,
nennen das Code-Wort und die Kirsche ist gegessen.«
    »Oder er wird niedergemacht von
Maskierten, die ihm das Geld rauben. Dann hätte er ‘ne Abreibung gekriegt. Wäre
außerdem blamiert, weil er als Überbringer versagt hat. Und wir könnten Martin
Flotosko fragen: Heh, wo bleibt die Kohle?«
    »Du willst also zweimal
kassieren.«
    »Ist es unsere Schuld, wenn das
Geld nicht bei uns ankommt?! Vielleicht hat sich dieser Tim den Überfall
bestellt, um endlich mal abzusahnen. Viel Taschengeld kriegt seinesgleichen ja
nicht. Aber Ansprüche haben doch diese Junggockel wie der Ölscheich von
Ben-Alibaba.«
    »Du willst Misstrauen säen?«
    »Macht mehr Spaß als Grassamen.«
    »Na, von mir aus. Vielleicht
ist es das Ende einer Schülerfreundschaft und unser Gewinn steigt und steigt.«
    Vorderstein sah zur Uhr. »Jetzt
aber los. Ein bisschen Vorbereitung muss sein.« Er startete den Wagen.

15.
Auffällig als Bettnässer
     
    Tim benutzte sein Rennrad, das
bekanntlich keinen Gepäckträger hat. Also entschied sich der TKKG-Häuptling für
den größeren seiner beiden City-Rucksäcke und zwängte den Geldbehälter, das
Case, hinein. 68 000 Euro, dachte Tim, wiegen erstaunlich wenig. Jedenfalls als
Papiergeld und vermutlich in großen Scheinen. Wären es Cent-Stücke, würde ich
mich totbuckeln. Bei dem Gedanken musste er grinsen, stellte sich nämlich vor,
wie die Ganoven 6 800 000 Cent-Stücke nachzählten, sich immer wieder verzählten
und fluchend von neuem anfingen — falls sie nicht über eine Münzzähl-Maschine
verfügten wie beim Geldinstitut. Aber, dachte er, heißes Geld wird zwar häufig
in gebrauchten und nicht zu großen Scheinen gefordert, doch Münzen wollte
bisher noch keiner haben aus der Firma Menschenraub & Kontoplündern.
    Der Nachmittag war schwül. Im
Norden der Großstadt zogen schwarze Wolken auf, aber es roch noch nicht nach
Gewitter.
    Tim fuhr flott, über den Lenker
gebeugt, jedoch mit geradem Rücken und nicht mit Dromedarhöcker, wie manche
Radprofis es vormachen.
    Er bog ein in die
Lagerhaus-Straße. Sie ist lang, aber wenig übersichtlich wegen der Windungen,
die sie macht, fast wie ein getretener Regenwurm. Die Häuser — alles
Zweckbauten, stellte Tim fest. Lagerhäuser für alles, was man lagern kann. Dazu
die Bahnhofsnähe. Die Gebäude sind alt, größtenteils. Jede Firma hat ihre Bude
hingestellt, wie sie wollte. Deshalb diese Windungen. Hässlich! Aber hier wohnt
ja niemand.
    Er fuhr an Laderampen vorbei.
Null Betrieb, wohin er sah. Er fuhr an einer Einfahrt vorbei. Dort war die
nächste. Aus ihr rollte ein grauer Lieferwagen hervor.
    Tim wollte vorbei. Er hatte
Vorfahrt. Logo, dass der Fahrer ihn sah und halten würde. Aber der verwechselte
Bremse mit Gas — und der Wagen schoss aus der Einfahrt wie in böser Absicht.
    Idiot!
    Tim wusste nicht, ob er’s
gebrüllt hatte. Alles spielte sich ab auf engstem Raum. Tim erkannte
blitzartig, dass er gerammt wurde, spürte den Wagen auf Armlänge neben sich.
Ein Ausweichen war unmöglich, auch die Flucht nach vorn mit dem Bike. Tim blieb
nur der Hechtsprung über den Lenker, was katastrophal sein kann für jeden, der
kein Judo-Ass ist.
    Tim hechtete. Hinter ihm
polterte sein Rennrad zu Boden, der hier aus Kopfsteinpflaster bestand. Tim
streckte sich, um Weite zu gewinnen, krümmte sich dann zur Judorolle zusammen,
den Kopf geschützt zwischen den Armen. Er kam auch gut auf, wäre elegant über
die Schulter abgerollt und sofort auf den Füßen gewesen. Aber er vergaß den
Rucksack mit dem bauchigen Inhalt.
    Das Case krachte metallisch.
Tim erhielt einen Rammstoß in den Rücken, dass er Sterne sah, und kegelte zur
Seite. Für einen Moment lähmte der Schmerz. Tim rang nach Luft. Er lag
bäuchlings. Jemand zerrte an seinem Rucksack. Aha! Aber

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