Höllen-Mädchen
Jahren angehäuft!
»Zweifellos hat er eine Frage«, bemerkte ich. »Wir haben keine Altersgrenze. Laß mich mal sehen, welche Aufgabe für ihn am geeignetsten ist.«
»Ein Kind willst du diesen Prüfungen aussetzen?« fragte sie entsetzt. In mancher Hinsicht war sie schrullig, doch das lag natürlich an ihrer mundanischen Herkunft.
»Ich möchte ebensowenig von Kindern wie von Tölpeln überrannt werden«, lenkte ich ein.
Ich schlug im Buch nach – und staunte. Dort stand geschrieben: Keine Prüfungen. Sofort fragte ich nach dem Grund und erhielt die Antwort: Diplomatie. Oftmals quälte mich die Ungeduld, wenn ich mit dem Buch arbeitete. Endlich gab das Buch weitere Auskunft: Weil der Fragesteller ein Magier ist.
Ich war verblüfft. Schließlich wandte ich mich Sofia zu. »Laß ihn eintreten«, forderte ich sie auf. »Er ist ein Magier.«
Erleichtert eilte sie davon. In der Zwischenzeit stellte ich weitere Nachforschungen an, doch das Buch wußte nichts vom Talent dieses Magiers. Das lag daran, daß all seine Antworten vor vielen Jahren niedergeschrieben worden waren – und leider konnte das Buch nicht in die Zukunft sehen. Denn ich hatte es auf die magischen Talente der Magierklasse ausgerichtet, weil mich das schon immer am meisten interessierte – nur lagen darin leider auch seine Grenzen.
Ich schlug das Buch zu. Ein Magier! In all den vergangenen Forschungsjahren bin ich nur einmal auf einen Magier gestoßen: den Sturmkönig. Je mehr ich von der Herrschaft des Sturmkönigs kennenlernte, desto weniger gefiel sie mir. Unbestritten, der Mann war ein Magier, aber nichtsdestoweniger ein unfähiger Regent. Xanth fiel immer mehr zurück in das Dunkle Zeitalter, anstatt sich daraus zu befreien. Ein besserer König mußte her: einer, der die Macht des Throns zurückerobert und den Ruhm Schloß Roognas wiederherstellt. Vielleicht war dieser Knabe der ersehnte König!
Kurz darauf wurde der Junge zu mir hereingeführt. »Guter Magier«, sprach Sofia förmlich, »das ist der Knabe Trent.«
Ich verbarg meine Erregung. Bevor ich diesen Jungen über seine Bedeutung aufklärte, mußte ich mehr über ihn erfahren. »Sei gegrüßt, Trent. Was führt dich zu mir?«
»Ich bin ein Magier«, erwiderte er. »Ich bin zum König bestimmt. Aber Mami sagt, daß der Sturmkönig mich töten wird, sobald ich zu ihm gehe und ihn um den Thron bitte.«
»Da hat sie recht«, bestätigte ich.
Sofia hielt einen Schrei zurück. Schon die leiseste Andeutung, daß dem Kind ein Leid widerfahren könnte, brachte sie aus der Fassung. »Geh und hol Kekse für den jungen Mann«, befahl ich, um sie für eine Weile los zu sein. Sie entfernte sich.
»Ich will keine Süßigkeiten«, widersprach Trent. »Die kann ich mir selbst machen.«
»Mit deiner Magie?« setzte ich nach, um sein Talent zu ergründen.
»Na klar. Möchtest du es sehen?«
»Ja, sicher!«
Er blickte sich um. Auf dem Tisch lag eine Staubschicht, die es irgendwie geschafft hatte, Sofias vernichtender Aufmerksamkeit zu entgehen. Auf diesem Staub saß eine Fliege. Er deutete auf sie und sagte »Keks.«
Unmittelbar danach stand dort eine Pflanze: ein kleiner, lecker duftender Schokoladenkeksstrauch. Falls ich meinen Augen und meiner Nase trauen durfte. Trent hatte die Fliege in einen Keksstrauch verwandelt! Wenn er das so einfach aus dem Stegreif machen konnte, besaß er ganz bestimmt magisches Talent der Magierklasse.
Vielleicht war es aber nur eine Illusion? Ich wollte mich vergewissern. »Darf ich?« fragte ich und griff nach einer Keksfrucht.
»Bitte schön, es ist ja dein Staub.«
Ich nahm den Kuchen und biß hinein. Er schmeckte vorzüglich.
»Möchtest du eine andere Sorte probieren?« fragte Trent. »Ich kann jeden Keks herbeizaubern, den ich kenne.«
Ich hielt den angebissenen Keks in der Hand. »Wie wäre es mit einem Glas Milch?«
Er streckte einen Finger aus. Mit einem Mal verwandelte sich die Pflanze in ein Milchgewächs mit ausgereiften Schoten. »Gläser kann ich nicht herstellen«, bedauerte er, »nur lebendige Dinge.«
»Das reicht doch auch«, beschwichtigte ich ihn, denn ich war tief beeindruckt. Es gefiel mir, daß er ein Verwandlungsmagier für Lebendes war. »Du bist also zu mir gekommen, weil ich dir sagen soll, wie du König werden kannst, ohne dabei getötet zu werden?«
»Genau.«
Ich hörte, wie Sofia zurückkam. »Eine kleine Lektion in Diplomatie«, raunte ich ihm zu. »Erwähne nichts von den Keksen und nimm dir welche von ihren.«
»Ist
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