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Höllenengel

Höllenengel

Titel: Höllenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thrainn Bertelsson
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diese
Informationen an Interpol weiterleiten kann. Das ist ein
internationaler Zusammenschluss der Polizei aus fast zweihundert
Ländern.«
    Wieder kicherte sein Wärter. »Einhundertsechsundachtzig
Ländern. Glaubst du, ich weiß nicht, was Interpol ist?
Glaubst du, ich wüsste außerdem nicht, dass sich der
Feind bei Interpol eingenistet hat? Was glaubst du, wer ich
bin?«
    »Sag es mir«, bat Terje. »Wer bist du? Welche
Rolle spielst du in dieser Angelegenheit? Sag mir, wie ich dir
helfen kann.«
    Karl Viktor musterte seinen Gefangenen einen Moment lang, als ob er
sich darüber klar werden wollte, ob dessen
Unterstützungsangebot von ganzem Herzen käme. Dann sagte
er: »Du kannst mir nicht helfen. Niemand kann mir helfen.
Niemand außer mir versteht den großen Zusammenhang.
Nicht einmal meine Mutter will ihn begreifen. Sie glaubt, es dreht
sich alles nur um Rauschgift. Aber sie ist eben nur eine Frau, auch
wenn sie meine Mutter ist.«
    Wäre er nicht an eine Wand genagelt und dem Gutdünken
dieses Irren ausgesetzt, hätte Terje es verlockend gefunden,
zu fragen, ob denn seine Mutter etwas anderes als eine Frau sein
könne. Stattdessen sagte er: »Ich kann nicht ganz
einordnen, wo wir uns befinden.
    Du sagst, wir sind im Schloss Bra. Wo sind wir
genau?«
    »Schloss Bran«, korrigierte Karl Viktor. »Du
verstehst gar nichts. Du weißt gar nichts. Du kannst gar
nichts.«
    »Hilf mir, zu verstehen«, sagte Terje. »Ich
hätte gedacht, dass jemand wie du, der so viele Feinde hat, es
gern annehmen würde, wenn ihm jemand zur Seite stehen
will.«
    Diese Argumentation schien eine gewisse Wirkung zu
zeigen.
    »Das Schloss ist nach der Festung benannt, die mein Vorfahr
errichtet hat, um Europa vor den Angriffen der Feinde zu
schützen. Er tötete sie zu Tausenden und hat ganze Armeen
gepfählt, um andere abzuschrecken und seine Untertanen zu
schützen.«
    »Wer war dieser gute Vorfahr von dir?«
    »Er hieß Vlad Tepes und war Woiwode über die
Wallachei und ein Ritter aus dem Orden des Drachens. Weißt
du, was das für ein Orden ist?«
    »Nein, sag es mir.«
    »Der Orden des Drachens wurde gegründet, um den
östlichen Teil Europas und das Heilige Römische
Kaiserreich gegen die Invasionen des türkischen Osmanenreiches
zu beschützen. Die Leiter des Ordens waren Sigismund von
Luxemburg, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die
Könige von Polen und Serbien und mein Urahn, Vlad Tepes, der
den Titel Draculea von der Societas Draconis bekam. Das ist der
Orden des Drachens auf Latein.«   
     
    Terje stöhnte, weil die Schmerzen ihm zusetzten, aber auch,
weil er nie geahnt hätte, dass er sein Leben in einem Verlies
aushauchen würde, in der Gewalt eines Psychopathen, der sich
einbildete, ein Nachkomme des Grafen Dracula zu sein.
    *****
    Víkingur stellte voller Verwunderung fest, dass ihm die
Schläge, wenn der BMW auf dem Weg nach Steinkross aufsetzte,
durch Mark und Bein gingen. Dieses Gefühl überraschte
ihn, denn in letzter Zeit hatte er sich vollkommen versteinert
gefühlt.
    Ist mir vielleicht alles auf der Welt egal, außer meinem
Auto?, dachte er und versuchte, an den größten Steinen
auf der Straße vorbeizusteuern. Dann muss ich ein richtig
schlechter Mensch sein. Auf dem Parkplatz vor dem Hof stand ein
ziemlich neuer Mercedes-Benz-Geländewagen.
    »Ich wusste nicht, dass man mit Pferden so viel verdienen
kann«, sagte Randver und machte eine Kopfbewegung in Richtung
des Geländewagens.
    Edda hatte die beiden bemerkt und stand in der Haustür, als
sie sich dem Haus näherten. Sie war groß, dunkelhaarig
und stark gebaut. Víkingur musterte sie. Trotz ihrer
Größe war etwas Feines an dieser Frau und sie schien
junggeblieben zu sein. Könnte zwischen vierzig und
fünfzig sein, dachte er, obwohl sie eigentlich eher sechzig
sein musste.
    Edda lächelte sie an und grüßte mit Neugier im
Blick.
    »Guten Tag. Von wo kommt ihr?«
    Sie sprach makelloses Isländisch, außer dass sie das R
nicht rollte.
    Víkingur nannte seinen Namen und Randver tat es ihm
nach.
    »Wollt ihr noch weit?«, fragte Edda. »Mit dem
Auto kommt ihr auf diesem Weg nicht mehr weiter.«
    »Nein, wir wollten nicht weiter als bis hierhin«, sagte
Víkingur, nachdem er aufgegeben hatte, darauf zu warten,
dass Randver das Wort ergreifen möge. Schließlich war
Randver dienstlich unterwegs. Víkingur war nur als Begleiter
mitgekommen.
    »Ich habe momentan keine Pferde im Stall, die ich euch zeigen
könnte. Wenn ihr angerufen hättet, hättet

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