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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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lag jetzt auf dem Tisch und
Víkingur grub in seinen Taschen nach dem Schlüssel, bis
er ihn endlich fand.
    Nachdem der Koffer geöffnet worden war, fand die Dame vom Zoll
schnell die Flaschen und stellte sie neben dem Koffer auf den
Tisch. »Was enthalten diese Flaschen?«, fragte
sie.
    »Das ist Essig, Balsamico-Essig«, sagte
Víkingur. »Bekommt man in allen besseren
Lebensmittelgeschäften und kostet im Ausland nicht einmal
viel, obwohl er hierzulande so teuer ist.«
    »Okay«, sagte die Zöllnerin und begann, im Koffer
zu wühlen. »Hast du sonst noch etwas im
Koffer?«
    »Ist das hier nicht das grüne Tor?«, fragte
Þórhildur.
    »Das ich genommen habe, weil ich nichts zu verzollen
habe.«
    Der Zöllner Bjarni sah, dass Víkingur einen
Gesichtsausdruck wie eine Donnerwolke hatte, während die
gewissenhafte Zöllnerin den Kofferinhalt inspizierte. Bjarni
schlenderte zu ihnen und nickte Víkingur zu.
    »Ich grüße dich.«
    »Grüß dich, Bjarni. Eure Kontrollen sind ja
wirklich sehr gewissenhaft.«
    »Ja, die Mädels sind absolut pflichtbewusst. Sie machen
hier Sommervertretung und machen ihre Sache sehr gut.
    Was ist eigentlich da unten in Grafningur los? Man hört, dass
dort mindestens drei Leichen in einem Sommerhaus gefunden
wurden.«
             
    »Das ist ja genau das, weswegen wir uns mit der Heimreise so
beeilt haben. Ich weiß noch wenig darüber, und man
erwartet uns vor Ort. Þórhildur ist
Gerichtsmedizinerin. Ihr braucht hoffentlich nicht lange, um uns
durchzulassen. Ich glaube, ich kann euch versichern, dass wir
keinerlei zu verzollende Waren dabeihaben. Die Zeit ist
kostbar.«
    Er nahm wahr, dass diese Bemerkungen die gewissenhafte
Zöllnerin dahingehend beeinflusst hatten, dass sie nun jeden
einzelnen Kleiderstapel aus Þórhildurs Koffer in die
Hand nahm und nach einem doppelten Boden oder einem Geheimfach
suchte. Diese Suche brachte keinen Erfolg, sodass sie den Koffer
schloss, Víkingur ansah und sagte: »Dann bist du also
der Nächste?«
    »Es wird wohl genügen, den Koffer des Polizeidirektors
zu durchleuchten«, sagte Bjarni, um die Dame darüber zu
unterrichten, wer ihr Gegenüber sei, griff selbst nach dem
Koffer und schob ihn zum Durchleuchtungsgerät. »Wir
brauchen nicht alles zu öffnen, was diese schönen
Geräte durchlaufen hat.«
    »In meinem Koffer ist eine Flasche guter Genever«,
sagte Víkingur. »Ein Geschenk für einen Freund
von mir. Nur eine Flasche Alkohol. Wir haben nichts im Duty-free
gekauft. Wir müssen uns zur Arbeit beeilen, und eine Flasche
Genever ist noch weit innerhalb der
Einfuhrgrenzen.«
    »Genever«, sagte Bjarni. »Ja, da sehe ich die
Flasche.
    Wer trinkt denn heutzutage noch Genever?«
    »Randver, der mag den gern. Du kennst ihn, nicht
wahr?«
    »Und wie ich ihn kenne«, sagte Bjarni. »Ich habe
Randver schon gekannt, als wir kleine Jungs waren, und seinen
Bruder auch. Es gab damals in Reykjavík nicht gerade viele
Zwillinge.«
    »Okay«, sagte die Zöllnerin, ohne Víkingurs
Koffer zu öffnen. »Dann ist nur noch das Handgepäck
übrig.
    Darf ich kurz in deine Handtasche schauen?«, fragte sie
Þórhildur.
    »Ich mache das«, sagte Bjarni und griff vor seiner
Kollegin nach der Handtasche, die Þórhildur hinhielt.
»Wir müssen das schnell abschließen, liebe Habba,
die beiden haben es eilig, es handelt sich um Polizisten auf dem
Weg zu einem Einsatz.«
    Bjarni inspizierte die Handtasche der Form halber, lugte nur gerade
so hinein, reichte sie zurück und griff dann nach dem Rucksack
von Víkingur, der sein Laptop enthielt, einige Unterlagen
und ein paar Packungen Tabletten gegen seine Depression, die er
morgens und abends nahm.
    »Danke«, sagte Bjarni und reichte Víkingur den
Rucksack zurück. »Willkommen zuhause. Ich hoffe, wir
haben euch nicht allzu lange aufgehalten.«
    »Kein Problem«, sagte Víkingur. »Ich freue
mich immer, dich zu sehen, Bjarni. Ist denn ansonsten alles in
Ordnung?« »Doch, doch«, sagte Bjarni. »Es
ist natürlich alles ganz anders als früher. Es sind so
viele Menschen geworden, sowohl die Reisenden als auch diejenigen,
die hier arbeiten. Man kennt kaum noch eine Seele
hier.«
    Als sie in der Empfangshalle ankamen, bat Víkingur
Þórhildur, beim Gepäck zu warten, während er
das Auto holen wollte.
    »Mir ist noch nie das Gepäck durchsucht worden«,
sagte Þórhildur. »Was ist hier eigentlich
los?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass die Zöllner die
Anweisung haben, alle Reisenden anzuschauen, die

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