Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
Vom Netzwerk:
nachts mit einer
schwarzen Sonnenbrille unterwegs sind. Nachts in einem Gebäude
mit einer Sonnenbrille herumzulaufen ist ein bisschen so, als
trügest du eine Maske«, sagte Víkingur.
»Ich bin gleich wieder mit dem Auto da. Ich rufe auch gleich
Randver an, um ihm zu sagen, dass ich unterwegs
bin.«
    Víkingur holte sein Auto, einen BMW 330, der während
seiner Abwesenheit von oben bis unten gewaschen und auf Hochglanz
poliert worden war.
    »Ich komme mit«, sagte
Þórhildur.
    »Nein, Liebling, ich bitte dich, tu das nicht. Es ist nicht
unbedingt erforderlich, dich vor Ort zu haben.
    Der ganze Tatort ist von vorne bis hinten fotografiert, gefilmt und
dokumentiert worden. Was jetzt noch fehlt, sind die Ergebnisse der
Obduktion. Das Beste, was du tun kannst, ist die heutige Nacht zu
Hause zu verbringen. Dich einmal in Ruhe ausschlafen und dann
morgen in guter Form zur Obduktion erscheinen. In
Topform.
    Meinst du, das könnte klappen? Es handelt sich um drei
Leichen. Wir brauchen den Zeitpunkt des Todes und Informationen
darüber, woran die Männer gestorben sind.«
»Ich fange dann morgen um elf mit der Arbeit an«, sagte
Þórhildur.
    »Ich schicke jemanden, der die Obduktion protokollieren wird
und dich um 10:30 Uhr anruft, um den Zeitpunkt der Obduktion zu
bestätigen. Es kann aber auch gut sein, dass ich schon zu
Hause bin, und dann werde ich dich selbstverständlich
wecken.«
    Sie waren schnell in der Stadt, denn Víkingur fand es
vertretbar, das Blaulicht aufs Autodach zu setzen.
    Als sie sich vor dem Haus in der Mjóstræti
verabschiedeten, nahm Þórhildur ihre Sonnenbrille ab
und umarmte ihren Mann. »Entschuldige, ich weiß nicht,
was mit mir geschehen ist. Es muss absolut schrecklich für
dich gewesen sein. Jetzt bin ich wieder da. Irgendwie muss man da
durch. Du weckst mich, wenn du heute Nacht oder morgen früh
nach Hause kommst, bevor du wieder zur Arbeit
gehst.«
    Víkingur verabschiedete Þórhildur mit einem
Kuss und hielt sie einen Augenblick in den Armen. Ihre Alkoholfahne
war sehr schwach. Alle können einmal einen Rückfall
haben. Es ist das Natürlichste auf der Welt, wenn ein
Abhängiger ab und an wieder ein Sklave seiner Sucht wird. Das
Wichtigste ist, die Krankheit nicht schlimmer werden zu
lassen.
    *****
    Nachdem Víkingur die Kollegen vor Ort begrüßt und
die schaurige Aufstellung der Toten in Augenschein genommen hatte,
eilte er zum Auto zurück, öffnete das Handschuhfach und
nahm eine kleine Dose mit Eukalyptus-Salbe heraus, die er sich in
die Nasenlöcher strich, um schnell den Verwesungsgeruch
loszuwerden. Auf dem Weg zurück zum Sommerhaus begegnete er
einem Mann in einem weißen Hemd, der trotz der
nächtlichen Kälte ohne Jacke unterwegs war. Er hielt eine
große Katze im Arm.
    »Guten Abend«, sagte der Mann. »Oder sollte man
vielleicht besser >Gute Nacht< sagen?«
    »Guten Abend. Wer bist du?«
    »Wir sind uns schon einmal begegnet. Ich bin Hervar
Guðmannsson, der Verleger, und besitze das Ferienhaus, das dort
steht. Ich habe die Polizei gerufen. Das hier ist mein
Glámur. Wenn er nicht dort hineingegangen wäre, um die
Lage zu begutachten, wäre dieses Horrorszenario unentdeckt
geblieben und von Tag zu Tag schlimmer geworden. Glámur ist
nämlich ein Jagdkater und heute Morgen hat er meiner Frau
einen Daumen gebracht.«
    »Wo ist deine Frau jetzt? Sie heißt
Ásdís, nicht wahr?«
    »Sie ist am späten Nachmittag nach Reykjavík
gefahren. Ihre Schwester, die hierherkam und sie abholte, wollte
auch mal einen Blick in die Blockhütte werfen, aber da stand
irgendeine Frau an der Tür, die ihr verbot, hineinzuschauen.
Das finde ich ein bisschen unverschämt. Wenn ich die Polizei
nicht heute Morgen angerufen hätte, wären diese Leichen
in der nächsten Zeit über haupt nicht gefunden
worden.«  
    »Das Haus ist der Schauplatz eines Mordes«, sagte
Víkingur. »Da müssen sehr strenge Regeln gelten,
wer dort Zutritt erhält und wie man sich dort zu verhalten
hat. Die Gefahr ist, dass Unbefugte Beweismaterial vernichten
können.«  
     
    »Wir haben kein Beweismaterial vernichtet. Im Gegenteil war
es dieser Prachtkerl hier, Glámur, der das erste
Beweisstück fand.«
    »Weißt du, wer die Männer da drin sind?«,
fragte Víkin gur. »Kennst du sie oder einen von ihnen?
Hast du sie früher schon einmal hier
gesehen?«
    »Ich habe natürlich Elli vom Octopussy erkannt, sobald
ich ihn sah, obwohl ich ihn nie persönlich getroffen habe.
Alle kannten ihn. Der Mann war doch so viel in

Weitere Kostenlose Bücher