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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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den Medien.
Über die anderen weiß ich nichts. Das muss die
Ostblockmafia gewesen sein, die das gemacht hat.«
    »Warum meinst du das?«
    »Isländer machen so etwas nicht. Die Männer sind
lebendig festgenagelt worden. Auch wenn irgendwelche Feministinnen
und Truckerlesben den armen Elli nicht ausstehen konnten, weil er
diesen Pornoschuppen in Kópavogur betrieb, traue ich ihnen
kaum zu, so weit zu gehen.«
    »Weißt du denn, wem das Sommerhaus
gehört?«
    »Das war irgendeine berühmte, an Gartenbau interessierte
Familie, die es vor fünfzig oder sechzig Jahren gebaut oder
aus Norwegen importiert hat, glaube ich. Aber die Familie hat sich
hier nie aufgehalten, und ich habe gehört, dass die Hütte
jetzt Lalli im Leder gehört. Der sammelt im ganzen Land
Immobilien wie andere Leute Rubbellose kaufen.«
    »Hast du ihn hier gesehen? Oder einen seiner
Angehörigen?«
    »Nein, nie. Ich glaube fast, der Immobilienmakler hat mir von
ihm erzählt, als ich letztes Jahr unser Ferienhäuschen
gekauft habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass irgendwer von
diesen Yuppies die Hütte für einen überhöhten
Preis kauft, um sie abzureißen und eine Villa zu bauen. Das
würde ich tun, wenn ich Spekulant wäre.«
    »Von wem habt ihr euer Ferienhaus gekauft?«
    »Das war ein Mann, der mit seiner Familie nach Luxemburg
umzog und Geld lockermachen wollte. Mir hat das Häuschen
gleich gefallen. Es ist modern, nicht groß. Das passt uns
gut, denn dann wird man auch von den Leuten aus Reykjavík,
die einen Wochenendtrip mit dem Auto machen und dann Kaffee
schnorren oder sogar übernachten wollen, in Ruhe gelassen. Ich
empfange Gäste in Reykjavík, aber hier will ich in
Frieden gelassen werden. Wir kommen einfach hierher mit
Glámur, der in meiner Firma der Manager und Berater
dafür ist, welche Bücher erscheinen
sollen.«
    »Kann er lesen?«
    »Nein, ich würde nicht sagen, dass er auf traditionelle
Weise des Lesens mächtig ist. Aber er ist sensibel, sage ich
dir. Ungewöhnlich sensibel. Und jetzt will
Ásdís, dass ich ihn einschläfern lasse. Sie
sagt, sie will nicht von Menschenfressern umgeben sein. Da drinnen
im Sommerhaus sind irgendwelche Raubtiere gewesen und haben sich an
den Leichen und den Blutlachen bedient. Mein Glámur macht so
etwas nicht.«
    »Wart ihr nur zu zweit, du und deine Frau?«
    »Ja. Und Glámur.«
    »Seid ihr gestern Abend angekommen?« Víkingur
sah auf seine Uhr. »Oder besser gesagt vorgestern
Abend?«
    »Ja. Wir kamen eher spät und sahen keine Anzeichen, dass
hier Menschen wären. Eigentlich haben wir noch nie bemerkt,
dass jemand in diesem Sommerhaus gewesen ist. Der Banker ist
manchmal mit seiner Familie in seiner Villa, und seine Frau auch
manchmal allein mit den Kindern, wenn er auf Geschäftsreise
ist, vermute ich.
             
    Aber wir haben keinen Kontakt mit ihnen. Wir kommen hierher, um
Ruhe vor dem Stress und Affentheater in Reykjavík zu
haben.«
    »Die Schuhe, die du trägst, sind das die Schuhe, mit
denen du heute Morgen ins Sommerhaus gegangen
bist?«
    Hervar blickte auf seine Schuhe herab. »Ja, diese Schuhe
hatte ich heute Morgen an.«
    »Wir müssen dich bitten, sie uns zu übergeben.
Gleiches gilt für die Schuhe deiner Frau, wenn du dich
erinnern kannst, welche sie trug, es sei denn, sie ist in ihnen in
die Stadt gefahren.«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte Hervar kooperativ.
»Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass
Ásdís ihre Hausschuhe anhatte. Ich werde sie
raussuchen und bei euch abliefern. Es hat sogar schon irgendeine
Frau, Dagný, heute unsere Namen und Telefonnummern
notiert.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Wir werden hoffentlich nicht verdächtigt, an dieser
Sache beteiligt zu sein?«, fragte Hervar und lächelte
sein freundlichstes Lächeln.
    »Nein, wohl kaum«, antwortete Víkingur.
»Außer es tauchen irgendwelche speziellen Verbindungen
auf.«
    »Wenn drei Schriftsteller da drin gekreuzigt worden
wären, wäre ich der Hauptverdächtige«, sagte
Hervar.
    »Weil du Verleger bist?«, fragte Víkingur.
»Sag mir bitte, weshalb du das Wort >gekreuzigt<
gewählt hast.«
    »Ich weiß nicht. Die da drin sind nicht an Kreuze
genagelt worden, aber sie sind >befestigt< oder
>festgenagelt< worden. Das erinnert an eine religiöse
Zeremonie.
    Vielleicht ist es doch nicht die Ostblockmafia, die da am Werk war,
sondern irgendeine Sekte. Eine Kreuzigung ist ja eine Methode zu
töten.«
    Randver stand in der Tür. »Ich glaube, das Gelände
ist abgekämmt worden und

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