Hoellenengel
seien mit allem sehr zufrieden, und betonten,
dass es ein guter Arbeitsplatz sei und dass ihnen vertraglich
untersagt sei, irgendetwas zu tun, das als illegal gelten
könne.«
»Und der Sohn? Hat der nichts zu sagen
gehabt?«
Jetzt konnte Terje nicht mehr länger warten, bis er an der
Reihe war. »Nein, der Junior war nichts als eingeschnappt.
Aber er weiß etwas oder verdächtigt jemanden, von dem er
nichts sagen will. Ich schlage vor, dass wir ihn morgen holen und
gründlich verhören. Das ist so ein Typ, der sich total
cool gibt, wenn andere zusehen, aber ich glaube, er wird schnell zu
einem furchtsamen Kaninchen, wenn man mal vernünftig mit ihm
reden kann und von dieser Anwältin in Ruhe gelassen
wird.«
»Worüber hast du mit ihm geredet?«, fragte
Randver.
»Also«, sagte Terje, »wenn wir diesen Fall
aufklären wollen, sollten wir uns bewusst machen, dass Elli
vom Octopussy Rauschgift geschmuggelt und verkauft hat, abgesehen
davon, dass er Sklavenhalter ist. Ja, weil diese armen
Mädchen, die sich nichts zu sagen getraut haben, nichts
anderes als Sklaven sind. Irgendwelche Kriminellen in Russland oder
Estland besitzen sie und verleihen sie dann an Zuhälter wie
Elli. Dieser Mann ist gefoltert und getötet worden, mitsamt
zwei Geldeintreibern, weil er bis zum Hals in Verbrechen der
ekelhaftesten Art steckt. Je früher wir uns die weißen
Handschuhe abstreifen und den Fall mit voller Kraft untersuchen,
desto schneller finden wir diejenigen, die dort am Werk
waren.
Und das sage ich, obwohl mein Mitgefühl denjenigen gilt, die
das getan haben, nicht zuletzt, weil sie die Liebenswürdigkeit
besaßen, Elli einen Stock in den Hintern zu schieben, um ihm
zu ersparen, nach Polen zu fahren, um seine Verstopfung zu
lösen. Sie haben unser Land von diesem Abschaum
gereinigt.«
So hätte Terje nie zu reden gewagt, wenn Víkingur die
Besprechung geleitet hätte, dachte Randver. Ich bin im Prinzip
einer Meinung mit dem Kerl, aber der Ton ist
unangemessen.
»Hör mal, Terje«, sagte er. »Es kann gut
sein, dass da etwas dran ist an dem, was du sagst, aber dennoch ist
es unangemessen, so zu sprechen. Wenn wir jemandem einen
Gesetzesbruch nachweisen können und die Gerichte ihn
verurteilen ... dann ... dann ...«
»Dann sind sie Verbrecher sonst nicht?«, fragte
Terje höhnisch. »Ich finde es einzigartig, dass das
ganze Land weiß, dass das Octopussy ein Verbrechernest ist,
in dem Drogen verkauft werden, und wer genug Geld hat, darf die
jungen Mädchen besteigen, die nichts anderes sind als
Sklavinnen oder Leibeigene und das, obwohl die
Leibeigenschaft hierzulande vor mehr als tausend Jahren abgeschafft
wurde. Nominell. Und was macht die Polizei in der Sache?
Überhaupt rein gar nichts. Wir erstatten irgendwelche
Mini-Anzeigen, damit die Prostitution innerhalb geschlossener
Räume stattfindet, und irgendwelche drittklassigen Juristen in
den Gerichten trauen sich nichts weiter als einen nach dem anderen
freizusprechen, und zwar auf Bestellung der Juragenies, die schlau
genug sind, um von den Kriminellen angestellt zu werden und nicht
beim Staat schuften zu müssen.«
»Ist jetzt nicht Raucherpause?«, fragte Marinó.
»Man muss rauchen, um den ekligen Geschmack der
Kaffeebrühe hier loszuwerden.«
Ausnahmsweise war Randver erleichtert, dass Marinó die
Rechte der Angestellten thematisierte. »Machen wir es so.
Fünf Minuten Pause.«
Neunzehn
Theódór Albertsson war schon weit über achtzig,
sah aber aus, als wäre er fünfzehn oder zwanzig Jahre
jünger.
Er interessierte sich für Technik und hatte als Jugendlicher
eine Ausbildung zum Funker gemacht und als solcher auf Trawlern
gearbeitet. Als für ihn abzusehen war, dass moderne Technik
die Arbeit des Seefunkers überflüssig machen würde,
hatte er eine Anstellung bei der Polizei gesucht, die damals
technisch versierte Mitarbeiter brauchte, um Telefone abhören
zu können. Mit Cleverness war er von der Abhörabteilung
weggekommen und hatte im Prinzip die technische Abteilung der
Polizei selbst ins Leben gerufen. Untersuchungen von
Fingerabdrücken waren seine Spezialität, und da niemand
im Land über genug Wissen verfügte, um ihn zu ersetzen,
arbeitete er als Selbstständiger weiter für die Polizei,
nachdem er in Rente gegangen war. Wissen jeglicher Art war sein Ein
und Alles, und er behauptete, die einzige Methode, die Verkalkung
aufzuhalten, sei es, dem Gehirn ständig neue Aufgaben zu
verschaffen. Es war schwer, einem Mann
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