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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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Vierte Reich in Estland zu
gründen?«
    »Jetzt dreh mir nicht die Worte im Mund herum,
Kollege«, brummte Theódór. »Wenn ich
vielleicht meine Erklärung, was diese Zeichen bedeuten,
beenden dürfte, bevor wir zu den Fragen kommen. Ich bin noch
nicht fertig.«
    »Wir lassen Theódór unbedingt seine Rede
beenden, ohne ihn zu unterbrechen«, sagte Randver. »Er
hat sich unheimlich viel Mühe damit gegeben.«
    »Es hat mir halt Spaß gemacht«, sagte
Theódór. »Wir haben noch einige Zeichen zu
besprechen.
    Nehmen wir zuerst die Runen. bedeutet einfach L und bedeutet T. LT
scheint irgendeine Form von Abkürzung zu sein.
    Vielleicht die Initialen von jemandem. Vielleicht auch nicht. LT
auf Nummernschildern ist das Kennzeichen für Litauen. Lt kann
eine Abkürzung für Leutnant sein. Die Kombination kann im
Prinzip in allen Sprachen der Welt irgendetwas heißen. In
Runenschrift wird nicht zwischen Groß- und Kleinbuchstaben
unterschieden. Da diese Runen im Zusammenhang mit Zeichen für
das Vierte Reich aufgetaucht sind, liegt es am nächsten, sie
mit der germanischen Symbolik der Nazis oder besser gesagt der
Neonazis in Verbindung zu bringen. Was mir diese These zu
untermauern scheint, sind diese beiden seltsamen Vögel«,
sagte Theódór und zeigte das nächste Bild.
 

    »Links ist der,
der in Estland gefunden wurde, rechts der aus dem Sommerhaus am
Þingvallavatn. Die Bilder sind erstaunlich ähnlich. Auf
beiden Bildern sieht es aus, als stünde der Vogel mit
ausgebreiteten Flügeln da. Auf beiden Bildern ragen die
Flügel in Relation zum Kopf gleich hoch. Die Frage ist: Was
ist das für ein Vogel?  

    Könnte es dieser Vogel sein?«, fragte
Theódór. »Das ist der Bundesadler aus dem
Wappen Deutschlands. Der Adler ist seit Langem ein deutsches
Wappentier.
     

     
    Hier ist der
Reichsadler in einem älteren Wappen zu sehen, das alle kennen
und über das ich nichts weiter sage.
    Der Reichsadler hat eine längere Geschichte. Er ist auf einer
Silbermünze zu sehen, die irgendwann in den Jahren 1170 bis
1190 geprägt wurde, also zu der Zeit, als Snorri Sturluson
aufwuchs. Diese Münze wurde vom Heiligen Römischen Reich
Deutscher Nation herausgegeben, dessen Kaiser zu der Zeit Friedrich
Barbarossa war. Er regierte von 1155 bis 1190 und war Deutscher mit
Haut und Haar. Barbarossa, der Rotbart, stammte von einem der
berühmtesten Adelsgeschlechter Deutschlands ab, nämlich
den Staufern. Dieses Geschlecht führte damals einen schwarzen
Adler auf goldenem Grund im Wappen. So sah es aus.
 

    Kommt euch der Vogel nicht bekannt vor? Das ist der Staufer-Adler,
wie er seine Flügel über die Ländereien der Staufer
ausbreitet.
    Übrigens war es Karl der Große, der sein Reich als eine
Fortführung des antiken Römerreichs
betrachtete.
    Wissenschaftler haben darüber schon viel diskutiert und auch
gesagt, dass sein Kaiserreich weder heilig noch römisch
gewesen ist, aber wie dem auch sei, es existiert jedenfalls nicht
mehr. Sein letzter Kaiser war Franz II. von Habsburg-Lothringen,
das Reich wurde 1806 offiziell aufgelöst. Soweit ich
weiß, leben in Europa trotzdem noch Angehörige der alten
Adelsgeschlechter, die Anspruch auf dieses Amt erheben. Einer von
ihnen nennt sich Karl II. und behauptet, >de jure< Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu sein. >De
jure< bedeutet, wie ihr wisst, >entsprechend den Gesetzen<
oder >gesetzesgemäß<. Wie ich hörte, sitzt er
in irgendeinem Schloss, erforscht den lieben langen Tag seine noble
Herkunft und kommt wenig unter die Leute, denn er ist
schließlich schon über neunzig.
    Das Vierte Reich, von dem ich sprach, ist nicht nur der Traum von
der Wiederauferstehung des >Dritten Reiches<, sondern auch
der Fortführung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation.
    Ich kann euch allerdings nicht sagen, was diese Zeichen für
denjenigen oder diejenigen bedeuten, die sie hinterlassen haben
­ nur, was sie eventuell bedeuten
könnten.«
    Theódór schaltete den Beamer aus. Die Vorlesung war
beendet.
    Niemand sagte etwas. Randver blickte verzweifelt auf
Víkingur, der seit Beginn der Besprechung kein Wort von sich
gegeben hatte und auch jetzt nicht so aussah, als würde er
etwas sagen wollen.
    »Wir danken Theódór für diese
Zusammenfassung«, sagte er zögernd.
»Naturgemäß haben wir gehofft, dass diese
Kritzeleien uns einen Hinweis in irgendeine bestimmte Richtung
gäben. Vielleicht tun sie das ja auch.
             
    Das Schwierige ist nur, zu

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