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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thráinn Bertelsson
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sollte die erste Rate für eine Wohnung für
die beiden sein.«
    »Und dann?«
    »Dann fragte er, ob ich nicht mal den Arsch hochkriegen
wolle, um meine Angelegenheiten in den Griff zu kriegen, und ich
sagte ihm, wie es war ­ dass es ihn nichts anginge. Ich fand
das gut von ihm. Vier Millionen.
    Nur schade, dass ich Þórhildur nichts davon gesagt
habe.
    Sie hätte es verdient gehabt, wenigstens ein Mal auf den
Jungen stolz zu sein.«
    Víkingur war nicht sicher, ob Þórhildur auf
diese unerwarteten finanziellen Mittel ihres Sohnes stolz gewesen
wäre. Er hatte den Verdacht, dass ihr Kredit dabei eine Rolle
gespielt hatte. Gegenüber Brynjar ließ er sich nichts
anmerken.
    »Dieses Mädchen, mit dem er verlobt gewesen sein soll,
kannst du mir etwas über sie sagen?«
    »Gar nichts«, erwiderte Brynjar. »Er hat ihren
Namen nicht genannt und ich habe versäumt zu fragen. Doch er
sagte, sie wäre vom Land, Bauernprinzessin nannte er
sie.«
    »Du weißt nicht, wie sie sich kennengelernt
haben?«
    »Ich fragte, ob sie sich während der Behandlung
kennengelernt hätten. In der Regel sind es nämlich keine
glückverheißenden Beziehungen, die so beginnen. Sie
lernten sich wohl in der Entzugsklinik Vogur kennen.
    Magnús nahm an einer Reha-Maßnahme teil, aber sie
nicht. Ich fragte ihn, ob sie dann nicht einen ernsthaften Entzug
machen müsse. Er sagte, das sei in Planung.«
    »In Planung?«
    »Ja.«
    »Was meinte er damit?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe es so aufgefasst, dass
sie einen Entzug machen wollte. Das war alles. Er gab mir das Geld
und bat mich, es sorgsam aufzubewahren und ihm vor allem keine
einzige Krone zu geben, wenn er wieder etwas nehmen sollte. Keinen
gottverdammten Cent, sagte er. Das war das letzte Mal, dass ich ihn
sah.«
    »Aber warum ...?« Bevor Víkingur sich
zurückhalten konnte, hatte er die Frage schon gestellt. Diese
beleidigende Frage.
    Brynjar lächelte.
    »Warum er gerade mir das Geld gab? Ist doch ganz normal, dass
du fragst. Ich bin nicht bekannt dafür, den Leuten ihr Geld zu
verzinsen. Er sagte einfach, dass er es mir anvertrauen wolle, und
was hätte ich da antworten sollen? Dass ich mir nicht einmal
selbst vertraue? Natürlich habe ich es für ihn getan. Was
tut man nicht für seine Kinder?«

Vierundzwanzig
    »Ist es ein gewöhnlicher oder ein interessanter Zufall,
dass zwei der Polizei wohlbekannte Männer, die beide bei Elli
im Octopussy gearbeitet haben, im PlayboyClub übernachtet
haben, und zwar in derselben Nacht, in der Þórhildurs
Sohn Selbstmord begangen hat?«
    Terje stand mit dem Gästebuch der Unterkunft in der Hand an
Dagnýs Schreibtisch und blickte auf sie herab.
    Kurz spielte sie mit dem Gedanken, aufzustehen und sich auf ihren
Stuhl zu stellen, um auf ihn herunter zu blicken, bevor sie
antwortete, aber sie blieb sitzen. Spontane Einfälle ohne
Nachdenken umzusetzen entsprach nicht Dagnýs
Naturell.
    »Was meinst du mit gewöhnlichem Zufall? Sind nicht alle
Zufälle eher ungewöhnlich?«, fragte sie und hoffte,
dass Terje nicht auf die Idee käme, auf ihrer
Schreibtischkante Platz zu nehmen.
    »Ein gewöhnlicher Zufall ist es, wenn du deinen Erzfeind
triffst, und er dir ein paar aufs Maul gibt«, sagte Terje,
ließ sich mit einer Pobacke auf die Schreibtischkante nieder
und warf einen Becher mit Stiften um. »Ein
ungewöhnlicher Zufall ist es, wenn du deinen Erzfeind triffst,
ihm ein paar aufs Maul gibst ­ und dir dann den Kopf an einer
Tür stößt, wenn du weggehst.«
  
     
    »Also ich weiß nicht«, sagte Dagný und
versuchte Terje mit Blicken zu verstehen zu geben, dass sein
Hinterteil auf ihrem Schreibtisch nicht willkommen war. Zwar
hätte der Blick Sommer in Winter verwandeln können, aber
Terje las in ihm wohlwollendes Interesse und versuchte es sich
entsprechend auf dem Schreibtisch bequemer zu machen.
    »Okay«, sagte er. »Wenn diese beiden Typen, die
bekannt dafür sind, sich die Nächte um die Ohren zu
schlagen, an dem Morgen, an dem Magnús gefunden wird, in
aller Herrgottsfrühe aufstehen, um auszuchecken, ist das dann
ein Zufall?«
    »Das ist schwer zu sagen«, sagte Dagný.
»Aber man kann es näher untersuchen.«
    »Nicht genug damit, dass die beiden beim ersten Hahnenschrei
aufgestanden sind, sondern sie beschlossen auch noch, zusammen zu
verreisen, und kauften sich ein Flugticket nach Kopenhagen am
nächsten Tag. Auch ein Zufall?«
    Dagný gab die Hoffnung auf, Terje ihre Unzufriedenheit
allein mit Blicken zu verstehen geben zu

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