Hoellenengel
können.
»Siehst du den Stuhl da? Willst du nicht ausprobieren, ob man
darauf besser als auf meinem Schreibtisch sitzen
kann?«
»Ich habe es ganz bequem«, sagte Terje. »Mach dir
keine Gedanken darum, wie es mir geht. Denk lieber mal an all diese
Zufälle. Weißt du, wer gesagt hat: >Once is
happenstance. Twice is coincidence. The third time it's enemy
action Ein Mal ist kein Mal. Das zweite Mal ist Zufall. Beim
dritten Mal ist was faul.«
»Ich hab Harry Potter nicht gelesen«, sagte
Dagný.
»Oder ist das aus Star Wars?«
Die Unverschämtheit und die Rücksichtslosigkeit ihres
Kollegen waren es, die sie nervten weit mehr als die Pobacke
auf dem Schreibtisch, die zugegebenermaßen nicht übel
aussah. »Bond«, sagte Terje. »James Bond. Genau
genommen war es kein geringerer als Auric Goldfinger, der das
sagte. Der berühmteste Bösewicht der
Filmgeschichte.«
»Ich bewundere dich dafür, wie belesen du bist«,
sagte Dagný. »Schaust du auch alle
Verfilmungen?«
»Ich rede von Zufällen«, sagte Terje. »Als
sich die Mitarbeiter vom Octopussy treffen, stirbt Magnús
und die anderen beiden verlassen das Land. Wie soll man das
nennen?«
»Einen interessanten Zufall?«, fragte Dagný.
»Jetzt lass mich bitte diese Liste mit Telefonnummern in Ruhe
fertig machen. Wir können dann in der Mittagspause
weiterreden.«
»Wow!«, sagte Terje. »Ein Date! Mama hat mir
immer gesagt, dass ich unwiderstehlich bin.«
*****
»Nein und wieder nein. Ich lasse weder dich noch irgendeinen
anderen Mann eine Schnur um meinen Hals
knüpfen.«
»Und wenn ich eine Krawatte von jemandem besorgen würde?
Ein Gürtel wäre natürlich am
allerbesten.«
»Nein, nein, nein. Verstehst du nicht, dass >nein<
einfach >nein< heißt?«
Dagný wunderte sich über sich selbst und wusste
eigentlich gar nicht mehr, wie Terje sie überhaupt dazu
gebracht hatte, mit ausgestreckten Beinen auf dem schmutzigen
Büroboden zu sitzen und sich mit dem Rücken an die
Tür zu lehnen. Als er eine Schnur aus seiner Tasche
hervorgezogen und sich angeschickt hatte, diese um ihren Hals zu
legen, hatte sie genug.
»Aber dann ist unsere Arbeit nicht wissenschaftlich«,
sagte Terje. »Ich wusste gar nicht, dass du so etepetete
bist.«
Dagný machte Anstalten, aufzustehen, aber Terje drückte
von oben fest auf ihren Kopf und hielt sie dadurch
unten.
»Bleib still sitzen. Wir sind noch nicht fertig, auch wenn
wir das Aufknüpfen sein lassen. Sei ganz
kraftlos.«
»Erwartest du, dass ich mich platt auf den Boden
lege?«
»Nein, du könntest nicht zu Boden sinken. Du hast einen
Gürtel um den Hals und der Gürtel ist an der
Türklinke über dir befestigt.«
»Okay. Versteh ich.«
»Jetzt bist du schon bewusstlos und ich will nicht, dass man
mich hier drin vorfindet. Ich muss raus, und dann lehnst du dich an
die Tür, wenn ich hinter mir schließe.«
»Okay.«
Terje zog an der Tür und versuchte, sie zu
öffnen.
Dagný wollte sich vorbeugen, sodass er hinausschlüpfen
könnte.
»Warum kannst du nicht still sitzen bleiben,
Mensch?
Hast du Springwürmer? Du sollst vollkommen bewusstlos sein.
Erschlafft. Verstehst du?«
»Okay.«
Dagný versuchte, sich auf ihre Rolle zu
konzentrieren.
Lehnte sich kraftlos an die Tür. Spürte, wie die Tür
gegen ihren Rücken drückte, als Terje sie einen kleinen
Spalt öffnete. Sie neigte sich vor und war kurz davor, sich
nach vorn fallen zu lassen, als sie sich daran erinnerte, dass sie
an einem eingebildeten Band an der Klinke hing. Lehnte sich wieder
gegen die Tür und wäre fast zur Seite gerollt, als Terje
die Tür schloss.
»Halt still«, rief Terje von draußen.
»Jetzt komme ich wieder rein. Denk dran, ganz erschlafft zu
sein.« Die Tür begann sich wieder nach innen zu
bewegen.
Terjes Kopf erschien.
»Prima«, sagte er. »Verstehst du jetzt, was ich
meine?«
»Darf ich aufstehen?«
»Bitte sehr.«
Terje streckte seine Hand aus, aber Dagný gab vor, sie nicht
zu sehen, und richtete sich ohne Unterstützung wieder
auf.
»Das beweist doch gar nichts«, sagte sie.
»Es beweist, dass zweifellos jemand den Kerl mit einem
Gürtel erwürgt hat, dann rausgeschlichen ist und die
Leiche dazu verwendet hat, um die Tür hinter sich zu
schließen. Oder glaubst du etwa, dass sich jemand an einer
Türklinke erhängt? Das ist genauso praktisch wie sich
umbringen zu wollen, indem man die Luft anhält.
Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass der Kerl umgebracht
worden ist. Ich sage
Weitere Kostenlose Bücher