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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Eltern waren Sir Francis of Stratton und Lady Alisone of Penworth. Sir Francis war ein Tyrann und in vielen Belangen äußerst unmenschlich. Lady Alisone flüchtete sich irgendwann in Alkohol. Schließlich aber lief sie ihm davon. Das war ein unerhörter Skandal zur damaligen Zeit. Die Zeitungen waren voll davon. Die kleine Elizabeth war damals zwölf Jahre alt und ihrem Vater nun schutzlos ausgeliefert. In den Mauern dieses Hauses haben sich viele schlimme Dinge abgespielt… schließlich ertrug auch Elizabeth es nicht länger. Auch sie wollte fortlaufen, doch ihr Vater stellte sie im westlichen Treppenhaus und erschlug sie. Dann verbarg er ihre Leiche in der Geheimkammer und erzählte überall herum, dass sie spurlos verschwunden sei. Es gab damals viele Gerüchte, zumal die Leute ja wussten, dass bereits Lady Alisone ihm davongelaufen war. Doch beweisen ließ sich nie etwas und so kam Sir Francis ungeschoren davon. Seitdem geht Elizabeths Geist in den Mauern von Stratton Hall um.“
    Eleanor war sprachlos. Schockiert saß sie in ihrem Bett und starrte fassungslos die Wand an. Erst ganz allmählich formte sich in ihrem Geist eine Frage.
    „Warum ist Elizabeths Seele noch hier?“, fragte sie. „Was hat sie getan, dass sie keine Erlösung findet?“
    Raphael blickte verlegen zur Seite. Es war offensichtlich, dass er die Antwort auf die Frage kannte aber sie nicht gern preisgab. Eleanor versuchte seinen Blick aufzufangen, doch zunächst gelang es ihr nicht. Schließlich legte sie ihre Hand sanft auf Raphaels Wange und zog sein Gesicht in ihre Richtung. Jetzt endlich blickte Raphael sie an.
    „Sie hat ihre Seele dem Teufel verpfändet!“, sagte er schließlich mit rauer Stimme.
    Eine tiefe Stille breitete sich in Eleanors Zimmer aus. Nur das Ticken des kleinen Weckers auf dem Nachttisch durchbrach die Stille.
    „Was?“, hauchte Eleanor schließlich. „Sie hat ihre Seele…“
    „Verkauft, ja! Es war ein Dämon namens Asasel, in den sie sich wandte. Er versprach ihr, ihren innigsten Wunsch zu erfüllen, wenn sie dafür ihre Seele hergäbe.“
    „Was hat sie sich gewünscht?“, fragte Eleanor zögernd, obwohl sie die Antwort zu kennen glaubte.
    „Den Tod ihres Vaters! Mehr als alles andere in der Welt wünschte sie sich, dass ihr Vater, Sir Francis of Stratton, sterben möge, damit sie selbst frei wäre und seine Grausamkeiten nicht länger ertragen müsste. Asasel versprach ihr dies im Tausch gegen ihre Seele und schließlich stimmte Elizabeth verzweifelt zu!“
    „Was geschah dann?“
    „Asasel hielt Wort, doch er ist hinterhältig und verschlagen. Das war er schon immer, wenn es um Menschen ging. Und er hatte es mit einer Vierzehnjährigen zu tun, die nicht auf den genauen Wortlaut des Vertrages achtete. Der Handel beinhaltete nur den Tod von Sir Francis – sie hatten aber die Reihenfolge nicht festgelegt! Sieben Tage nachdem Elizabeth ihren unheilvollen Handel mit Asasel abgeschlossen hatte, starb sie. Erschlagen vom eigenen Vater! Sir Francis starb auf den Tag genau ein Jahr später unter äußerst schmerzhaften Umständen. Aber davon hatte Elizabeth nichts mehr.“
    „Ist er auch hier in Stratton Hall gefangen?“
    „Nein. Er starb in einem Hospital in London. Er ist sicher nicht in den Himmel gekommen, also wird sein Geist irgendwo dort festsitzen.“
    „Mein Gott!“, keuchte Eleanor. „Wie schrecklich! Die Ärmste! Woher weißt du alles?“
    „Als Engel hat man seine Quellen “, erwiderte Raphael ausweichend. „Ich kann andere Engel fragen. Über kurz oder lang erfährt man immer, was man wissen will.“
    Eleanor sah angewidert aus. „ Asasel ist ein Arschloch!“, stieß sie schließlich hervor.
    Raphael brach in Gelächter aus.
    „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein Mensch jemals so etwas über einen Engel gesagt hätte!“, lachte er.
    „Dann wurde es höchste Zeit, dass es einmal jemand getan hat!“, sagte sie bestimmt. „Wie schätzt du unsere Möglichkeiten ein, ein wenig durchs Haus zu schleichen?“
    „Was hast du vor?“, fragte Raphael ahnungslos.
    „Ich will noch einmal mit Elizabeth sprechen!“
    Raphael sah sie ernst an. „Willst du ihr ein wenig Trost geben, so wie du es mit William Foltridge getan hast?“
    „Ja “, erwiderte Eleanor. „Es wird Zeit, dass Elizabeth eine Freundin bekommt!“
    Raphael schloss die Augen und schien eine Weile in sich hinein zuhören. Dann öffnete er die Augen wieder. „Schwester Margareth wird heute nicht mehr hier

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