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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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nie so wortkarg und unhöflich erlebt. Erst in diesem Augenblick wurde ihr vollends bewusst, dass Raphael sich so sehr um sie sorgte, weil er zu befürchten begann, dass er sie vielleicht nicht würde schützen können…
    Nur wenige Minuten, nachdem Raphael so überstürzt vom Tisch aufgestanden war, erhob er sich aus dem Park von Stratton Hall in die Luft. Er hatte vor, Naral und Uriel zu besuchen. Aber dieses Mal würde er nicht allein seinen Geist aussenden, wie er es bei seinem Besuch mit Eleanor getan hatte. Er würde leibhaftig vor ihnen erscheinen, denn es schien ihm dringlicher als je zuvor, dass heute Nacht eine Entscheidung getroffen werden musste. Eine Entscheidung, die vielleicht Einfluss auf Gottes gesamte Schöpfung haben konnte.
    So flog er durch die Nacht. Über Städte, Länder und Kontinente hinweg. Er überquerte Flüsse, Straßen und Ozeane, die tief unter ihm im Mondlicht glitzerten. Als er schließlich jenes Gebirge unter sich erkannte, in dem die beiden lebten, beschleunigte er seinen Flug noch ein letztes Mal.
    Es überraschte ihn nicht, Naral und Uriel Hand in Hand vor der kleinen Hütte stehen zu sehen. Sie blickten ihn aufmerksam an, während er landete. Zweifellos hatten sie ihn erwartet, denn er hatte im Geist nach ihnen gerufen.
    „Was bringt dich in solcher Eile zu uns?“, fragte Naral besorgt, während sie sich von Uriel löste und auf Raphael zutrat. „Ist es wegen der kleinen Eleanor?“
    Raphael nickte. „Der Augenblick ist gekommen, da ich eure Hilfe brauche “, sagte er ernst. „Es sind Dinge geschehen, die von niemandem mehr aufgehalten werden könnten, es sei denn durch Eleanors Tod!“
    Naral schrak zusammen. „Wer könnte so etwas wollen? Selbst Samael würde doch nicht…“
    „Bist du dir da sicher?“, fragte Raphael scharf. „Samaels Absichten sind anderer Art, als ihr vielleicht denkt. Ich bin mir keineswegs sicher, was er in naher Zukunft vorhat!“
    „Was meinst du damit?“, fragte Uriel ernst und trat nun ebenfalls an Raphael heran.
    Raphael zögerte. Dann traf er eine Entscheidung. „Samael hat die Regeln geändert. Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat er mehrmals Menschen getötet!“
    Naral und Uriel blickten ihn fassungslos an. „Warum sollte er so etwas getan haben?“, fragte Uriel schließlich leise. „Warum sollte er Menschen zu Tode bringen? Davon hat er doch nichts… ihre Seelen kämen zu Gott und würden neu ausgesandt werden , um sich zu beweisen. Indem er sie tötet, würde er sie ja dadurch nicht verdammen…“
    „Er hat sich in den Fällen, von denen ich weiß, Menschen ausgesucht, die ohnehin dem Tod geweiht waren. Er bot diesen Menschen an, sie schmerzlos zu töten und vor einem elenden Ende zu bewahren. Dadurch würden sie direkt zu Gott gelangen und dieser würde sie erneut auf die Erde senden, wo sie ein neues und vielleicht besseres Leben würden haben können! Er bot ihnen eine zweite Chance!“
    „Warum?“, hauchte Naral tonlos.
    „Weil er eine Gegenleistung von ihnen verlangte. Wenn sie vor Gott stünden, sollten sie sich für ihn verwenden. Sie sollten Gott sagen, dass sie durch Samael vor einem grausamen Ende bewahrt wurden und er sie durch den Tod vor Sünde geschützt hat.“
    Naral und Uriel blickten Raphael fassungslos an. „Er versucht, Gott zu beeinflussen?“, sagte Uriel leise.
    Raphael nickte. „In den Fällen, von denen ich weiß, hat er sich sehr gezielt Menschen ausgesucht, die im Begriff waren, zu sündigen oder dies bereits getan hatten. Mörder, Selbstmörder, junge Menschen, deren Laufbahn als Sünder aufgrund ihrer Lebensumstände bereits festzustehen schien.“
    „Er will Gottes Weltordnung umwerfen!“, brach es zornig aus Uriel heraus.
    „Das darf uns nicht wundern “, warf Naral beschwichtigend ein. „Er ist nicht der einzige, der versucht hat, aus diesem System auszubrechen. Raphael hat sich zum Beispiel nie daran beteiligt. Und auch wir zwei…“, sie blickte Uriel an, „…haben nie daran teilgehabt. Samael hat sich all die Jahrtausende an Gottes Weisung gehalten und Menschen verführt. Irgendwann hat er offenbar beschlossen, dass er das System nur ändern kann, indem genug Menschen Gott darum bitten. Denn auf uns Engel hat Gott nie gehört…“
    „Was ist das für ein Gedanke?“, ereiferte sich Uriel. „Dann könnte er ja gleich die gesamte Menschheit vernichtet und vor Gottes Thron erscheinen lassen…“
    „Nein, Uriel“, wandte Raphael ein. „Die Seelen müssen schon aus ihrem

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