Höllenfeuer (German Edition)
nicht? Das war sicher Anna, meine Tochter.“
„Nein, Herr Sandgruber, das war nicht i h re Tochter.“
Dann verließ die Schwester das Zimmer. Johannes wu r de nachdenklich. Es schien, als würden sich in s einem Kopf bruchstückhaft einzelne Bilder des schrecklichen U n glücks aufbauen. Sein Blick war starr auf die weiße Decke des Zimmers gerichtet. Er schloss die Augen , wollte diese Bi l der verdrängen. Doch es gelang ihm nicht, sein Unterb e wusstsein zu besiegen. Es war stärker und brachte ihm Stück für Stück die Erinnerung an diese tragische Nacht ins G e dächtnis zurück.
Als Karla das Krankenz immer betrat und sah, dass J o hannes wach war, strahlte sie , lief auf ihn zu und umarmte ihn.
„Johannes, d u bist wach.“
Johannes reagierte kühl und ernst: „Was ist passiert?“
Karla setzte sich auf Johannes Bett. Jetzt wurde auch sie ernst , Tränen standen ihr in den Augen .
„Es ist etwas S chreckliches passiert. Kannst d u d ich nicht mehr erinnern?“
„Was ist passiert? Ich weiß von nichts. Sagt mir endlich, was passiert ist! “ , schrie er Karla an.
„Johannes“, Karla fing an , jämmerlich zu weinen, „Anna ist tot. Sie ist verbrannt, in der Scheune.“
Als ob Johannes es geahnt hätte, verzog er keine Miene. Nur ein paar Tränen zeigten sich in den feuchten, roten A u gen.
„Anna, meine geliebte Anna. Wie ist das nur passiert?“ , fragte er ruhig, emotionslos.
„Es war ein Unfall. Die Scheune hat gebrannt“ , wollte Karla es ihm erklären.
„Unfall?“ , seine Stimme wurde lauter.
„Ja, ein Unfall.“
„Wieso kann die Scheune abbrennen? Einfach so?“ , fragte er energisch.
Karla wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen und schnäuzte.
„Ich weiß es nicht. Marie ist seitdem verschwunden. Sie war mit Anna bis zuletzt zusammen. Wir müssen sie finden. Sie muss es genau wissen. Reg Dich bitte nicht auf, Joha n nes. Du musst erst einmal ganz gesund we r den. Dann sehen wir weiter. “
„Mir geht es schon wieder gut. Nimm mich mit nach Hause!“
„Das geht nicht. Du musst unbedingt noch ein paar Tage hier blei ben. Du hast eine schwere Kopfverletzung . D ie muss erst verheilen. Ich werde d ich jeden Tag besuchen kommen. J o hannes, es wird alles wieder gut. “
Johannes schlug die Bettdecke zurück. „Nein, ich muss nach Hause. Wer soll denn die ganze Arbeit machen?“
„ Mach d ir bitte keine Sorge! Lukas kümmert sich um a l les . Wir drücken d ir alle die Daumen, damit d u schnell wi e der gesund wirst. I ch soll d ir auch von A llen ganz lieb e Grüße b e stellen und gute Besserung wünschen. “
Johannes beruhigte sich, hielt sich die Hände vors G e sicht und fing an zu weinen.
„Lieber Gott, warum hast d u mir meine liebe Anna g e nommen. Was hat sie getan? Warum hast d u nicht die Marie b e straft? Warum? Warum glaube ich eigentlich an d ich, wenn d u so ungerecht bist?“
Karla hielt Johannes Hand.
“Du musst jetzt tapfer sein. Darfst d ich nicht so sehr au f regen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können nicht s mehr daran ändern. Es war ein Unfall , Johannes. Niemand wollte Anna etwas an tun. Weder der liebe Gott noch Marie. Ruh d ich noch ein paar Tage aus und dann hole ich d ich ab.“
Karla gab Johannes einen Kuss.
„Ich geh e jetzt. Morgen komme ich wieder. Dann wird es d ir schon viel besser gehen.“
Als Karla das Krankenzimmer verließ, machte sie sich große Sorgen um Johannes . Sie spürte, dass er nicht mehr de r jenige war , wie vor dem Unfall. Sie hatte große Angst davor , wie es wohl nun weitergehen würde , Angst vor einer ung e wissen Zukunft.
*
Bereits nach drei Tagen konnte sich Johannes nahezu an jede Einzelheit des entsetzlichen Unfalles erinnern. J e doch endete jede diese r Erinnerung en immer abrupt an einem ganz bestimmten Punkt. Der entscheidende Teil des G e schehens fehlt e ihm, er fehlt e ihm unwiede r bringlich. Über diesen Teil konnte er nur spekulieren oder er muss te sich auf die Aussagen von Anderen, etwa Ruben oder Lukas, verla s sen.
Immer noch rätselte er, wie es wohl zu diesem Unfall kommen konnte. War es wirklich ein Unfall ? Johannes he g te Zweifel. Wie in Alptr ä um en erschien en ihm for t während die fast nackte um Hilfe schreien de Marie und die furchtb a ren Hilfeschreie seiner Tochter Anna. „ W a rum hat Marie ihr die Handschellen angelegt ? Warum hat sie Anna nicht gleich von den Handschellen befreit, als das Feuer anfing zu brennen ? Warum
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