Höllenfeuer (German Edition)
Reifenabdruck. Weißt d u, was mir gerade ei n fällt, Jürgen?“
„Hoffentlich nichts Schlimmes.“
„Ich weiß nicht. Sag mal, fährt der Sandgruber nicht auch einen Mitsubishi? Du hast Dir doch den Wagen damals e t was genauer angeschaut.“
„Ja, so einen silberblauen LG 200. Aber warum fragst d u?“
„Na, ja. Beim Hochsitz wurden doch auch Reifenspuren eines Mitsubishis gefunden. Und außerdem hatte der San d gruber damals diesen entsetzlichen Unfall, als seine Scheune a b brannte.“
Schneider wehrte ab.
„Ach was, der Sandgruber war‘s nicht. Der ist viel zu anständig. Der könnte keiner Fliege was zuleide tun. Auße r dem ist er ein unbescholtener und im Ort angesehener Bü r ger. Ich glaube, da würden wir ihm Unrecht tun, wenn wir ihn verdächtigen würden.“
Eller war fassungslos.
„ Du widersprichst d ich, Jürgen. M erkst d u das denn nicht? Einerseits sagst d u, dass der Mörder ein bisher unb e scho l tener Bürger sein muss. Und andererseits verteidigst d u den Sandgruber haar genau mit dieser E i genschaft. Wieso glaubst d u nur so fest an die Unschuld von Sandgruber? Einige Indizien sprechen für ihn , als Mörder . Mir fällt es schwer, d eine Argumentation nac h zu vollziehen.“
„Das ist kriminalistische Intuition. Die bekommst d u auch noch . Da gibt es manchmal auch Widersprüche, A b weichungen von der Regel. Die muss man nur richtig zu deuten wi s sen “, scherzte Schneider.
„Wenn d u d ich mit d einer Intuition nicht mal gewaltig irrst“ , entgegnete ihm Eller.
Schneiders Stimme wurde lauter, klang gereizt.
„Weißt d u eigentlich, was man mit einer falschen Ve r dächt i gung alles anstellen kann? Der Sandgruber hat seine Tochter verloren, das ist schlimm genug. Das muss er erst einmal verarbeiten. Wenn wir ihn jetzt verhaften, ohne ei n deutige Beweise, dreht der vielleicht noch durch. Und am Ende ist er doch unschuldig.“
*
Nachdem sie an dem Ort ankamen , wo vergangene Nacht die junge Yvonne so bestialisch hingerichtet wurde , suchten sie die Umgebung um den total verkohlten Hoc h sitz , der noch immer den markanten Geruch von verbran n tem menschliche n Fleisch verbr e itete , noch einmal nach Spuren ab .
Warum betrieben sie den ganzen Aufwand? T rauten sie der Spurensicherung nicht? Oder war es einfach nur eine Aktion der Verzweiflung? D ie Suche blieb erwartungsg e mäß ohne Erfolg . Wie konnte es auch anders sein, die Ko l legen der Spurensicherung leisteten wieder einmal ganze Arbeit. Schneider wusste ganz genau, wie diese Exkursion enden würde. Warum machte er sie dann?
Wieder zurück im Büro ordnete Jürgen Schneider , aus dem Zwang heraus, irgendetwas im Fall ‚Hochsit z mörder‘ tun zu müssen, Straßensperren und -Kontrollen an ; t äglich an einem anderen Ort und in einem Umkreis von 100 Kil o metern. Irgendwie musste er ja auf dieses zweite Verbr e chen des Hochsitzmörders reagieren , um nicht gänzlich die Glaubwürdigkeit unter der Bevöl k erung zu verlieren. Auch wenn er überhaupt keine Anhaltspunkte von dem g e suchten Hochsitzmörder besaß . Er wollte unbedingt die Bildung der SOKO verhindern, denn dann würde sein Traum vorzeitig zunichtegemacht .
Zum ersten Mal in seiner Laufbahn hegte er Zweifel, Zweifel an sei nen eigenen Ermittlungsmethoden, an seinen eigenen Theorien. Es schien, als wäre er mit seinem Latein am Ende.
War es Eller, dem er zeigen wollte, dass er der große Macker war? Oder war es seine eigene Arroganz oder Übe r heblichkeit, sich über andere Meinungen hinwe g zusetzen, auch wenn sie näher an der Wahrheit gelagert waren, als seine e i gene.
Schneider musste aufpassen, dass er sich in diesem Fall nicht zu sehr in seine eigenen Widersprüche verwickelte, nicht zu sehr in eine Sache verrannte, die ihn am Ende ohne Erfolg dastehen ließ.
Schneider wollte diesen Fall lösen, unbedingt und da sollte auch nur Schneiders Meinung gelten, keine a n dere, etwa von einem aus der Schule.
Schneider vollführte eine gefährliche Gradwanderung, die ihm auch das Genick brechen könnte. Wenn er mit se i ner Sturheit recht behält, wäre es sein gr ößt er Erfolg , w enn nicht, sein Ende.
*
In den Semesterferien half Ruben ab und zu auf dem Hof. Er war auf dem Weg in die Scheune, um eine Schu b karre zu holen. Dort traf er Lukas. Er lag auf der Tenne, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und kaute auf einem Strohhalm.
„Was machst d u denn hier?“ , fragte Ruben.
„Ich denke
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