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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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doch nicht blöd! Da war etwas zwischen uns auf dem Boot gewesen. Und ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich auf den Friedhof mitgenommen hatte, um mir hier Vorträge über elf Regeln der Erde zu halten.
    Ich überlegte gerade, ob ich aufstehen sollte, ihn hier einfach sitzen lassen, weggehen, ohne mich nur einmal umzudrehen, wie er es mit mir am Seehaus gemacht hatte.
    Da nahm er einen letzten Zug von seiner Zigarette, schnippte den Stummel dann weg und beugte sich zu mir, kam so dicht, dass ich den Rauch an seinen Lippen riechen konnte. »Oder war deine Frage etwa nicht rein theoretischer Natur?«
    Ich drehte mich zu ihm und dann berührte er mit seinen Lippen meinen Mund, mit diesen Lippen, die gleichzeitig weich und hart waren. Für einen kurzen Moment ließ er mich los, dann zog er mit einer Hand meinen Kopf fester zu sich hin und küsste mich wieder.
    Wie oft hatte ich gelesen, dass irgendeine Luzie beim Küssen dahinschmolz, jedes Mal hatte ich das genervt überblättert, weil ich es für ausgemachten Käse gehalten hatte. Aber in diesem Moment...
    Es war, als würde ich innen ganz weich, mich auflösen, und andererseits hämmerte mein Herz wie eine verrückt gewordene Maschine.
    Plötzlich zog sich Valle zurück. »Mist!«, flüsterte er und horchte ins Dunkle. Ich schaute ihn fragend an, aber er legte warnend den Finger an seine Lippen.
    »Ich höre etwas.« Er schlug sich auf die Stirn. »Ich Idiot hab vergessen, das Tor hinter uns wieder zuzuschließen!«
    Ich musste mich sehr anstrengen, irgendetwas anderes zu hören als meinen Puls.
    »Penner machen nicht so einen Lärm. Das heißt nichts Gutes! Bestimmt sind das Neonazis. Die haben den Friedhof schon öfter unsicher gemacht. Komm, lass uns abhauen.«
    Er stand auf und zog mich zu sich.
    »Meinst du, die werden uns gefährlich?«
    »Dummheit ist immer gefährlich.«
    Wir huschten Hand in Hand von Baum zu Baum. Zum Glück waren wir beide schwarz angezogen, sodass wir beinahe unsichtbar waren.
    Während ich hinter ihm herstolperte, versuchte ich, klar zu denken, was fast unmöglich war, weil nur eins durch meine Hirnwindungen rauschte und das in 3D und Neonrot: Ich will Valle wieder küssen! Ich will mit ihm zusammen sein!
    Plötzlich schepperte es laut. »Verdammt«, hörte ich Valle fluchen.
    »Was ist denn?«
    »Jemand hat seine Grabschaufel hier liegen lassen. Jetzt haben sie uns sicher gehört. Komm schnell weiter, wir haben es gleich geschafft.«
    Die letzten Meter zum Tor rannte Valle und ich hatte Mühe, sein Tempo zu halten. Draußen blieben wir schnaufend stehen.
    Valle schloss das Tor sorgfältig ab und im Schein der Straßenlaterne konnte ich sehen, dass er grinste, anbetungswürdig und ein bisschen teuflisch. »Dummheit muss bestraft werden.«
    »Du meinst deine?«, rutschte es mir raus – denn wenn er abgeschlossen hätte, würden wir uns vielleicht immer noch küssen.
    Er beugte sich zu mir, packte mich an der Taille, riss mich hoch und drehte sich mit mir übermütig im Kreis. »Sieht so aus, als hätte ich meine Meisterin gefunden!«, lachte er und wirbelte mich immer schneller und schneller, bis sich alles drehte wie im Kettenkarussell, schließlich blieb er völlig außer Atem stehen und stellte mich vor sich hin.
    Mir war so schwindelig, dass ich gegen ihn taumelte und wir beide zusammen hinfielen, ich auf ihn drauf, wo ich seine Wärme genoss, seinen Geruch nach Rauch und irgendetwas hustensaftartig Würzigem.
    »Dahinten kommen Leute«, murmelte Valle. »Die glauben noch, wir sind besoffen.«
    »Ist mir egal«, flüsterte ich.
    Doch er hielt mir seine Hand hin, wir zogen uns gegenseitig vom Boden hoch. Während wir zur U-Bahn rannten, ließ er meine Hand nicht wieder los.
    Nachdem er allen Ernstes wissen wollte, ob ich ein Ticket hätte, gingen wir die Treppen hinunter. Er hatte mich wieder losgelassen und lief neben mir, als hätten wir uns nie geküsst.
    Die U6 fuhr ein. Wir mussten beide bis zum Odeonsplatz fahren, um in die U4 umzusteigen. Er fuhr nur bis zum Lehel, ich musste noch weiter zum Arabellapark.
    »Wie wird man eigentlich Satanist?«, fragte ich, als er sich neben mich auf die Bank fallen ließ. Die U-Bahn war ziemlich voll, Samstagnacht halt.
    »Man wird nicht Satanist, man ist Satanist.«
    »Bedeutet das etwa, man wird so geboren?« Ich musste lachen. »Dann müsste meine Schwester Kati eine Supersatanistin sein. Sie ist an einem Karfreitag geboren – genauer gesagt Karfreitag, der Dreizehnte. Die haben

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