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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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nicht im Dunklen mit einem Typ mitzugehen, den ich nicht kannte. Und die lauteste Stimme, die mir wohlige Gänsehaut verursachte, behauptete, Valle müsste mich mögen, denn warum sollte er sonst hier sein.
    »Schluss jetzt!«
    »Wie bitte?«
    Ich hatte nicht gemerkt, dass ich laut gesprochen hatte. »Nichts, war in Gedanken noch beim Konzert«, murmelte ich und war froh, dass es dunkel war und man nicht sehen konnte, wie ich abwechselnd rot und bleich wurde.
    »Was hältst du vom Nordfriedhof? Der ist ganz in der Nähe.«
    »Aber der ist nachts abgesperrt.«
    »Na und?«
    »Ich weiß nicht. Spazieren gehen nachts auf dem Friedhof? Findest du das nicht ein bisschen merkwürdig?«
    »Es ist ungemein belebend.«
    Plötzlich wurde es still in meinem Kopf, alles wurde schwarz. Was, wenn er irgendein widerlicher Perversling war...
    Wir näherten uns dem seitlichen Tor.
    Mir schoss durch den Kopf, dass ich doch lieber Kati anrufen sollte, um ihr zu sagen, wo ich war. Nur zur Sicherheit.
    Ich griff nach dem Handy in meiner Jacke, aber dann wurde mir klar, dass ich Kati damit nur nervös machen würde. Was sollte ich ihr auch schon sagen: »Ich bin gerade mit Valle auf dem Nordfriedhof?« Keine gute Idee.
    »Hast du Angst?«, fragte Valle und pendelte mit einem neu glänzenden Vierkantschlüssel vor meinem Gesicht herum, als wollte er mich hypnotisieren.
    Ein Schlüssel? Warum hatte Valle einen Schlüssel zu einem Friedhof?
    Er steckte ihn ins Schloss. Gut geölt drehte er sich um. »Komm!«
    Von den Straßenlaternen drang zwar durch die teilweise schon entlaubten Bäume etwas Licht auf die Gräber, aber sonst war es schrecklich dunkel. Es roch nach Erde und modrigen Blättern. Das Rascheln des Laubs unter unseren Schritten kam mir unnatürlich laut vor. Verzweifelt versuchte ich, mir einzureden, dass das ein ganz normaler Park sei.
    Schließlich waren wir mitten in München und nicht auf dem Friedhof der Kuscheltiere, wo sich die Gräber knirschend öffneten und schrecklich verweste Gestalten aus den Löchern stiegen.
    Valle legte seine Hand auf meine Schulter und dirigierte mich eine Reihe weiter nach rechts. »Hier ist mein Lieblings-grab.«
    Ich konnte nichts Besonderes erkennen. Es gab weder einen Stein noch ein Kreuz noch eine Statue.
    »Warum ist es so wichtig für dich?«, fragte ich und merkte, dass ich flüsterte. Nicht weil wir auf dem Friedhof waren, sondern weil ich mich konzentrieren musste, denn alles, was ich fühlte, war seine Hand auf meiner Schulter. Schwer lag sie da, ihre Wärme drückte auf meinen BH-Träger.
    »Komm mit, da drüben steht eine Bank.«
    Wir setzten uns, dabei ließ er meine Schulter wieder los. Ich platzierte mich so dicht neben ihn, dass nur ein Idiot diese Aufforderung nicht verstehen würde, aber er schien es nicht zu bemerken. Er zeigte zum Grab hin, wartete auf etwas, dann seufzte er, offensichtlich hätte ich irgendetwas sagen müssen – aber was?
    »Auf diesem Grab steht kein Kreuz«, sagte er dann endlich.
    Ich schaute ihn an. »Vielleicht ist es ein Atheist gewesen oder ein Buddhist oder ein Hindu.«
    »Dort liegt ein Satanist.«
    Ich bekam eine Gänsehaut. Gefiel ihm so etwas? Oder war das nur ein makabres Spiel von ihm? Mädchen hierherschleppen und ihnen gruselige Geschichten erzählen, um sie einzuschüchtern?
    Na, jedenfalls nicht mit mir.
    »Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, wer da unten drin liegt«, sagte ich und grinste so breit wie möglich, »solange es kein hungriger Vampir ist, der mich als Leckerbissen betrachtet.«
    »Ich bin auch Satanist.«
    Pause.
    Okay, ich musste mich verhört haben. Vielleicht hatte er etwas ganz anderes gesagt, so etwas wie »Ich bin Tarzanist« oder »Botanist« oder...
    Doch da wiederholte er noch einmal klar und deutlich. »Ich bin Satanist.«
    Ich schluckte.
    Meine Kehle fühlte sich auf einmal staubtrocken an. Plötzlich wurde mir bewusst, wo ich mich befand. Auf einem Friedhof, mitten in der Nacht. Niemand ahnte, dass ich hier war. Um uns herum nur Tote. Und ich hatte keinen Schimmer, wer dieser Valle wirklich war. Ich wusste nur, dass er Satanist war. Den Teufel anbetete.
    Den Teufel anbetete!
    Hatte ich nicht neulich einen Artikel über einen Satanisten gelesen, dem der Teufel befohlen hatte, seinen Freund aufzuessen? Ich schluckte wieder und überlegte, was ich sagen könnte. Ich wollte auf keinen Fall, dass er dachte, ich hätte Angst. Und weil mir sonst nichts einfiel, versuchte ich es wieder auf die witzige Tour. »Das

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