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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Kameron, Alisco, Poemi, Oriet, Magreuse und es folgen noch viele weitere, die ich auch noch nie gehört habe, und es endet damit, dass Giltine sich einmal um sich selbst dreht, ein großes Schwert vom Altar nimmt und auch mit diesem ein Pentagramm in die Luft schlägt. Dabei verfällt sie in eine Art Sprechgesang:
    »Venite Luzifer!«
    Und die Gruppe fällt ein und singt:
    »Heil dir, Satan!«
    Dann wieder Giltine:
    »Venite Belial!«
    Und die Gruppe:
    »Heil dir, Satan!«
    Schließlich schlägt Giltine wieder die Glocke, verbrennt Weihrauch und deklamiert:
    »Ich opfere dir den Weihrauch als das Reinlichste, das ich gefunden habe, oh großer Luzifer. Oh Kaiser Luzifer, Prinz der rebellischen Geister, ich bitte dich, dass du, egal wo du auf dieser Welt gerade bist, mit mir redest!«
    Die Luft ist mittlerweile sehr schwer vom Rauch der schwarzen Kerzen und den Aromen des verbrannten Weihrauchs.
    Mir ist schwindelig, aber gleichzeitig bin ich so wach und kribbelig, als hätte ich vier Liter Cola getrunken.
    Danach beschwört Giltine »das schwarze Licht des Mondes« und wirft ihre Kutte dann so dramatisch von sich, dass ich wieder etwas zur Besinnung komme. Was, wenn das doch nicht alles nur Show ist? Vielleicht ist sie nackt und ihre Nacktheit soll das Signal zu einer Orgie sein?
    Doch unter der Kutte trägt sie nur einen tief ausgeschnittenen schwarzen Lederoverall, in dem sie mich an eine dickere Version von Lara Croft erinnert. Ihr Haar scheint plötzlich zu leuchten.
    Sie nimmt das Schwert und hält es sich vor ihr Dekolleté.
    »Der Prinz der Finsternis ist da.
    Ich höre seinen Atem,
    das Weltenfeuer!
    Ich fühle seine Kraft,
    Luststrom der Leidenschaften!
    Ich spüre sein Licht,
    Strom der Erkenntnis!
    Heil dir, Satan!«, jubelt sie und verneigt sich tief, als wäre ein Fürst hereingekommen.
    Die anderen verneigen sich ebenfalls. Ich gehe auch in die Knie und schaue mich dabei verstohlen um. Wenn Satan hier ist, muss er unsichtbar sein. Tatsache ist jedoch, dass von irgendwoher plötzlich Kälte durch den Raum weht. Die Hölle habe ich mir immer heiß vorgestellt. Alle meine Haare stellen sich auf, doch nicht von der Kälte.
    »Wir wollen Reichtum!«, jubelt Giltine.
    Und die Gruppe antwortet: »Wir werden Reichtum haben.«
    »Wir wollen Sex!«, singt Giltine
    »Wir werden Sex haben!«, antwortet die Gruppe.
    Giltine zählt dann noch viel mehr auf, Macht, Klugheit, Tod den Verrätern, Rache den Unwürdigen, Kampf den Schwachen und dann noch mal Tod den Verrätern, immer wieder Tod den Verrätern. Ich verliere den Überblick und merke, dass meine Beine zu zittern beginnen, fast als wäre ich stundenlang gejoggt.
    Schließlich spricht sie noch so etwas wie ein Gedicht von den neun Pforten, dazu läuft wieder Musik im Hintergrund. Schließlich schlägt sie mit dem Schwert über den Kelch ein Pentagramm in die Luft und sagt: »Ich weihe dich Luzifer.« Danach geht sie zu jedem Einzelnen der Gruppe, hält ihm den Kelch hin, und während er trinkt, schlägt sie ein Pentagramm über dessen Kopf und sagt: »Ich weihe dich im Angesicht Satans.«
    Als sie vor mir steht und mich mit ihren Pharaonenaugen anschaut, zucken Lichtstrahlen durch meinen Kopf, als ob sie wirklich die Macht hätte, Blitze zu schleudern.
    Während sie das Pentagramm über meinem Kopf schlägt, kommt es mir so vor, als würden sich die fünf Spitzen in meinen Schädel bohren. Ich setze den schweren Kelch an meine Lippen. Frage mich, ob ich damit nicht wirklich meine Seele dem Teufel verkaufe, schaue wie in Trance noch mal zum Baphomet – und wirklich, es kommt mir so vor, als würde mich der alte Ziegenbock persönlich anstarren.
    Giltine steht wartend vor mir, ihre Augen glühen. Jemand schubst mich und ich bilde mir ein, ein Flüstern zu hören. »Hey, Toni, scheiß drauf, du trinkst das jetzt. Alle anderen haben das ja auch getan!«
    Ich kann kaum schlucken. Die Flüssigkeit schmeckt scharf, wie eine Mischung aus Hustensaft und Rotwein. Sie brennt erst im Hals, dann im Bauch und von dort verbreitet sich Hitze durch den ganzen Körper. Ich reiche Giltine den Kelch zurück. Sie hat ihre Lippen zu einem spöttischen Grinsen verzogen, was mir Angst macht. Plötzlich kommen mir meine Rachepläne lächerlich vor. Ich selbst komme mir lächerlich vor.
    Nachdem auch der Letzte getrunken hat, schlägt Giltine wieder sechsmal die Glocke und alle zusammen rufen sechsmal:
    »Die Welt ist Feuer! Ave Satanas!«
    Valle packt meinen Arm und zischt mir etwas

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