Hoellenflirt
du wissen, ich habe es bewusst getan, dann darfst du nicht traurig sein, versprich mir das. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht länger dulden werde, was er hier im Internat treibt. Ich habe ihn dabei mit meinem neuen Handy gefilmt und diese Filme muss ich dem Rektor zeigen, auch wenn es wie petzen aussieht. Glaub mir, es gibt keine andere Möglichkeit, ihn zu stoppen. Außerdem habe ich den Schlüssel zu seinem Schrein geklaut und nachmachen lassen. Er ist so schlau und bewahrt seinen Schrein hinter seinen Büchern versteckt auf. Aber ich hab ihn trotzdem gefunden und ganz ehrlich – du möchtest dort lieber nicht reinschauen. Seine Maske ist perfekt, niemand würde glauben, was ich über ihn weiß. Er wirkt völlig harmlos, dabei gibt es nur eine Sache, für die er sich brennend interessiert, und das ist Macht. Ich höre, dass jemand vor meiner Zimmertür herumschleicht. Ich werde diesen Brief jetzt lieber zu meinem Tutor bringen. Er ist der Einzige, den ich noch nie in seinem Dunstkreis gesehen habe. Ich glaube, ich kann ihm vertrauen. Ich hab dich lieb. Dein Leon.
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»Sie kam schnell und führte meine Befehle präzise aus, sodass ich mein Geschenk sicher nach unten bringen konnte, wo man uns voller Spannung erwartete.«
V on dir wollen wir deine Schwester!
Für einen Moment bin ich völlig verwirrt, doch plötzlich fällt mir das Foto an Giltines Pinnwand ein, das Foto von Kati und mir.
»Kati hat doch mit alldem nicht das Geringste zu tun.«
»Aber sie hat den Atem des Teufels!«
Thor klingt ehrfürchtig, ohne jegliche Belustigung in der Stimme.
Den Atem des Teufels? Das ist doch verrückt.
Okay, Valles Gerede davon, wie frei Satanisten im Denken sind und wie mordsrebellisch – das klang ja vielleicht noch logisch. Aber das hier?
Mir wird übel. Das Ganze hier kommt mir plötzlich auf eine gefährliche Art und Weise unkontrollierbar vor.
Wir erreichen die Treppe, und während ich an Thors Arm die Stufen hochstolpere, rasen mir Valles Andeutungen durch den Kopf, die Art, wie er mir den Schlüssel in die Hand gedrückt hat. Das merkwürdige Getränk aus dem Kelch kommt mir wieder hoch, mir ist schwindelig.
Endlich sind wir am Ende der Treppe, Thor schiebt mich durch die Tür nach draußen, ich sauge die Luft ein und reiße mir die Augenbinde ab.
Es dämmert schon.
Es dämmert?
Oh Mann, dann muss ich jetzt sofort nach Hause, meine Mutter kocht bestimmt schon die Eier fürs Frühstück. Und das erscheint mir in diesem Moment so unglaublich tröstlich, so unglaublich normal, dass es mir die Tränen in die Augen treibt.
»Hey, wann du wieder sehen darfst, das entscheide ich!« Thor kommt näher, schnappt mich und bindet mir das Tuch wieder um.
»Ich muss sofort nach Hause. Meine Eltern flippen aus, wenn die merken, dass ich in der Nacht nicht da war.« Ich gebe mir Mühe, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
»Heim zu Mutti? Und du willst eine Satanistin sein?«
Nein, will ich brüllen, das will ich nicht, aber ich kann mich gerade noch bremsen, wer weiß, was Thor dann mit mir anstellt, inzwischen traue ich diesen Typen alles zu.
Also gebe ich vor, sein Spiel mitzuspielen, doch ich muss fast würgen, als er mich über die Straße zerrt, so hilflos fühle ich mich, blind, ihm ausgeliefert. Inständig hoffe ich, dass er mir an der Straßenbahnhaltestelle endlich die Augenbinde abnimmt, das fällt doch auf, es muss mindestens schon halb acht sein, da sind jede Menge Menschen unterwegs.
Ich höre eine Straßenbahn heranrattern, die muss ich unbedingt kriegen, muss endlich weg von diesem ganzen Irrsinn.
Ich reiße mich los, zerre die Binde runter, sehe, dass die Bahn in die richtige Richtung fährt.
»Ave Satanas«, rufe ich Thor zu und laufe, so schnell ich kann.
Der spurtet sofort hinter mir her, verheddert sich aber in seiner Kutte. Er holt mich deshalb erst kurz vor der Haltestelle ein. »Ich hab dir gesagt, ich entscheide, wann du wo hin gehst!«, keucht er in mein Ohr und packt mich am Arm.
Die Straßenbahn fährt ein und bremst.
»Lass mich sofort los«, zische ich ihm zu, »sonst schreie ich und behaupte, dass du mich belästigst. Bei deinem Outfit glaubt mir das jeder.«
Thor schaut an seiner Kutte hinunter, dann grinst er plötzlich breit und lässt mich los. »Vielleicht wird das doch noch was mit dir. Klar, beim Anblick von so einer Mönchskutte glaubt jeder sofort das Schlimmste. Das haben sich die Christen selbst zuzuschreiben.«
Die Türen öffnen sich, ich steige
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