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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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und gehst nirgends hin, hast du mich verstanden? Nirgends!«
    »Was ist hier eigentlich los? Soll ich alleine frühstücken?« Schwallfi steht im Türrahmen und schüttelt den Kopf. Mama dreht sich zu ihm um. »Nein, natürlich nicht, ich komme.«
    »Das ist die Pubertät . . .«, raunt Schwallfi Mama zu, was mich dermaßen nervt, dass ich am liebsten demonstrativ auf meine Wange gezeigt hätte.
    Nachdem die beiden das Badezimmer verlassen haben, wird mir klar, dass ich jetzt endlich mit Kati reden muss. Sie wird mich verstehen, sie ist die Einzige, bei der ich mir wirklich sicher bin, dass sie mich so liebt, wie ich bin. Mama fällt es, glaube ich, manchmal schwer, mich zu lieben, von unserem Erzeuger mal ganz zu schweigen. Der hockt in der Provence in einem verrotteten Steinhaus zwischen Lavendel und Sonnenblumen mit seiner mittlerweile vierten Frau, wo er eine Hundepension betreibt und froh ist, wenn wir in den Ferien nicht anreisen. Kati nimmt meine Hände und dreht sie um. »Was ist das denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wir müssen das sauber machen und verbinden.«
    »Danke.« Ich überlege, wie ich anfangen soll, wo... Kati beugt sich vor und streckt mir ihre Hand entgegen.
    Ich packe sie, durch den Druck merke ich, wie weh diese Schürfwunden tun. Weil ich wirklich sehr schlapp bin, kostet Kati das Hochziehen so viel Kraft, dass sie sich noch weiter vorbeugen muss, und da sehe ich es.
    Aus ihrem Ausschnitt rutscht ein silberner Pegasus. Der sieht genauso aus wie der, den ich Robert geschenkt habe.
    Ich lasse ihre Hand los, als hätte ich mich verbrannt, falle hart auf meinen Hintern zurück. Kann ich jetzt nicht mal mehr Kati vertrauen?
    »Was ist denn?«
    »Nichts.«
    Der Atem des Teufels...
    So ein Unsinn.
    Kati zuckt mit den Schultern und verlässt das Badezimmer, an der Tür bleibt sie kurz stehen, dreht sich um, versucht, etwas zu sagen, lässt es dann aber doch.
    Mühsam rapple ich mich auf, sehe mich im Spiegel an und verstehe jetzt wirklich gut, warum Mama mir kein Wort geglaubt hat. Über mein Gesicht ziehen sich schwarze Balken, offensichtlich war die Augenbinde voller Ruß oder Asche. In meinen Haaren sind ebenfalls graue Teilchen hängen geblieben und unter meinen grünen Augen prangen Ringe, die wie dunkle Blutergüsse aussehen.
    Kann es sein, dass Robert meiner Schwester den Anhänger gegeben hat, um mich zu ärgern? Aber Kati muss sich doch daran erinnern, wie wir diesen Anhänger in der Stadt gekauft haben, sie sich einen Phönix und ich den Pegasus für Robert.
    Langsam und zittrig ziehe ich mich aus, so muss man sich fühlen, wenn man alt ist, denke ich. Als ich meine Jeans auf den Boden werfe, klirrt es leise.
    Valles Schlüssel!
    Obwohl ich gerade schon in die Dusche steigen wollte, bücke ich mich und hebe ihn auf. Er funkelt silbern, kein einziger Kratzer, keine Delle, er sieht völlig unbenutzt aus, brandneu.
    Während das heiße Wasser auf meinen Kopf prasselt und an den Schürfwunden meiner Hände brennt, überlege ich, wozu dieser Allerweltsschlüssel passen könnte. Zu einem teuren Fahrradschloss fällt mir ein, genauso wie zu einer mäßig sicheren Haustür, einem Kellerverschlag, einer Gartenlaube.
    Wenn ich nur mehr darüber wüsste!
    Nach dem Duschen fühle ich mich zwar besser, aber in meinem Bauch rumort es noch immer.
    Die Wohnung ist inzwischen leer, unruhig tigere ich in der Küche auf und ab.
    Auf das Rumoren im Bauch folgt ein Echo in meinem Kopf. Was für ein Geheimnis? Was für ein Schlüssel? Was ist während der Messe geschehen? Was hat Valle so beunruhigt? Meine Gedanken drehen sich im Kreis.
    Ich muss mit ihm reden. Aber ich erreiche ihn weder auf seinem Handy noch bei sich zu Hause. Für einen Moment lege ich mich in meinem Zimmer aufs Bett, doch an Schlaf ist nicht zu denken, obwohl ich todmüde bin, bis in die Knochen erschöpft.
    Deshalb rapple ich mich wieder auf und beschließe, den Schlüssel gut zu verstecken. Nachdem ich kurz überlegt habe, weiß ich auch den perfekten Ort dafür. Ich verstecke ihn in den Gürtel, den Schwallfi mir mal auf dem Tollwood-Festival geschenkt hat. Er fand es unheimlich cool, als Anwalt etwas so Verbotenes zu kaufen. Die silberne Schnalle besteht nämlich aus einem riesigen, mit Steinen besetzten Hanfblatt. In den breiten schwarzen Ledergürtel ist innen ein kleines Täschchen eingearbeitet, für einen Schlüssel oder ein paar Münzen. Und weil ich diesen Gürtel immer trage, kann ich den Schlüssel nicht verlieren.
    Dann schaue ich

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